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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wotawa – Wrangel (Ferd. Petrowitsch, Baron von)

Petersburger Akademie der Künste ein, um Architekt zu werden, und beendete den dortigen Kursus 1800. Schon damals war indes sein Hauptinteresse ein litterarisches und philologisch-grammatisches. 1815 erhielt er eine Anstellung im Handschriftenkabinett der kaiserl. öffentlichen Bibliothek. Seine Studien aus den dortigen altslaw. Handschriften faßte er zusammen in der Abhandlung «Razsuždenije o slavjanskom jazykě» (1820), die grundlegend für die Grammatik des Altkirchenslawischen geworden ist. 1820 wurde W. Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Petersburg. Jener Schrift folgte eine lange Reihe von Beschreibungen altkirchenslaw. Handschriften, Mitteilungen daraus u. a. In dieser Richtung sind W.s Hauptwerke: «Opisanije russkich i slavjanskich rukopiseij Rumjancovskago muzeuma» (Petersb. 1842), ein ausgezeichneter Handschriftenkatalog, und die Ausgabe des sog. «Ostromirschen Evangeliums» (ebd. 1843). Diesen Werken folgte noch ein «Slovaŕ (Wörterbuch) cerkovno-slavjansko jazyka» (Petersb. 1858) und die «Grammatika cerkovno-slovenskago jazyka» (ebd. 1863). Auch auf dem Gebiet der lebenden russ. Schriftsprache ist W. eine Autorität geworden durch seine «Russ. Grammatik» («Russkaja grammatica polněje izložennaja», zuerst 1831, dann in vielen Auflagen erschienen). W. starb 20. (8.) Febr. 1864. Seine wissenschaftliche Korrespondenz erschien in Petersburg 1873 («Perepiska A. Ch. Vostokova»), seine kleinern Schriften, hg. von Sresnewskij («Filologičeskija nabljudenija A. Ch. Vostokova», in Petersburg 1865.

Wotawa (auch Watawa), linker Nebenfluß der Moldau in Böhmen, entsteht im Böhmer Wald am Lusen- und Rachelberg aus mehrern Quellbächen, die vereinigt Otter (czech. Vydrá) heißen. Von Unter-Reichenstein an heißt der Fluß W. Sein Lauf ist wasserreich und oft durch Überschwemmungen verheerend, seine Länge beträgt 124 km. Außer der Blanitz nimmt die W. noch links die Skalitz, rechts die Wolinka und Blowitz auf.

Woten, eine zur balt. Gruppe der finn. Sprachen gehörige Völkerschaft in den russ. Gouvernements Petersburg und Nowgorod, welche sich selbst Watjalaiset nennt und von den Russen auch als Tschuden (s. Finnen) bezeichnet wird. Der von ihnen bewohnte Landstrich wurde früher Watland genannt. – Vgl. Ahlquist, Wotisk Grammatik (Helsingf. 1855).

Wothlisches Salz, s. Uran.

Wotic-Selčaner Eisenbahn, normalspurige Privatbahn in Böhmen (16,615 km lang, 1. Okt. 1894 eröffnet, steht im Betriebe der Österr. Staatsbahnen.

Wotjáken, in ihrer eigenen Sprache Udmur (d. h. Menschen), ein zur permischen Gruppe der finn. Völkerschaften gehöriger Volksstamm, wohnt im russ. Gouvernement Wjatka, zu beiden Seiten des Flusses Wjatka und am Oberlauf der Kama, ferner in den Gouvernements Kasan und Ufa. Ihre Zahl beträgt 300‒350000. Sie sind zum Teil im 18. Jahrh. zur russ. Kirche übergetreten, doch finden sich noch viele Heiden und heidn. Gebräuche, wie Opfer u. a., unter ihnen. Die W., nicht zu verwechseln mit den Woten (s. d.), sind arbeitsam, treiben Ackerbau, besonders Bienenzucht. – Vgl. Buch, Die W., eine ethnolog. Studie (Helsingf. 1882); die russ. Schriften von A. Wereschtschagin (in «Zapiski» der Russischen Geographischen Gesellschaft, 1887 u. 1889), J. Smirnow (Kasan 1890) u. a.; über die Sprache: Wiedemann, Grammatik der wotjakischen Sprache nebst Wörterbuch (Reval 1851); Wichmann, Wotjakische Sprachproben (Helsingfors 1893).

Wotkinsches Eisenhüttenwerk oder Kamskowotkinsches Eisenhüttenwerk, im Kreis Sarapul des russ. Gouvernements Wjatka, am Fluß Wjatka, hat 21071 E., drei Kirchen, fünf Schulen und produzierte (1889) 589986 Pud Eisen, 9957 Stahl, 41468 Eisenblech, 7242 Eisenbahnschienen, 52917 Gußeisenwaren, 95205 Stahl- und Eisenwaren und ¼ Mill. Stück feuerfeste Ziegelsteine. Das Werk, 1759 gegründet, gehört der Krone.

Wotsche, s. Romanzowinseln.

Woulfesche Flasche, ein Apparat des chem. Laboratoriums, dessen man sich zum Waschen der Gase bedient, eine Flasche mit zwei oder drei Hälsen, Tubulaturen, durch die mittels Korken oder Kautschukstöpseln die zur Zu- und Ableitung der Gase bestimmten Röhren eingeführt werden.

Wouwerman (spr. wauw-), Philips, holländ. Maler, getauft 24. Mai 1619 zu Haarlem, lernte zuerst bei seinem Vater Paul W., dann bei seinem Landsmann Joh. Wijnants. Er trat 1640 in die Lukasgilde ein und starb 19. Mai 1668 zu Haarlem. W. malte Landschaften, Jagdzüge, Pferdemärkte, Reiterscharmützel, Fischfang u. s. w. Alle diese Darstellungen sind mit großer Freiheit, Leichtigkeit und Naturtreue ausgeführt. In W.s vornehmen Jagdgesellschaften ist Anstand und Sitte auf das feinste bezeichnet, die Schlachten sind voll Bewegung und Leidenschaft, die Räuber- und Fuhrmannsscenen hat er seiner Zeit abgelauscht. Vor allem aber ist der Mittelpunkt seiner Bilder, das Pferd, in allen Momenten seines Daseins mit besonderer Schönheit und Wahrheit dargestellt. Das Ganze verbindet meist ein duftiger, landschaftlicher Hintergrund, der in W. zugleich einen großen Landschaftsmaler erkennen läßt. Viele seiner Gemälde sind in Kupfer gestochen worden, so von J. Moyreau in den «Œuvres de Philippe W. d’après ses meilleurs tableaux» (Par. 1737). Die königl. Galerie zu Dresden besitzt von ihm einen Schatz vorzüglicher Gemälde (etwa 60); eine große Anzahl die Galerien zu Paris, Petersburg, München, Cassel, Wien. Das königl. Museum im Haag hat von ihm eine Schlacht, das umfangreichste Bild dieses Meisters. Das vollständigste Verzeichnis seiner Gemälde befindet sich in Smiths «Catalogue raisonné», Bd. 1 (Lond. 1829). – Vgl. Kämmerer, Über die Komposition in Philipp W.s Gemälden u. s. w. (Lpz. 1789).

Zu den Nachahmern W.s gehören auch dessen Brüder, Pieter W. (geb. 1623, gest. 1682) und Jan W. (gest. 1666).

Wowtschok, Marko, Pseudonym von M. A. Markewitsch (s. d.).

Woylach, eine wollene Decke, die, mehrfach zusammengelegt, als Sattelunterlage dient. W. sind 1892 bei der deutschen Kavallerie, 1893 beim Train und der Feldartillerie in Sachsen eingeführt.

Wrack, der Körper eines gescheiterten oder sonst untauglich gewordenen Schiffs, der auf dem Meer umhertreibt oder an den Strand geworfen oder gesunken ist. W. können, wenn sie treiben oder auf Untiefen gesunken sind, der Schiffahrt gefährlich werden und müssen daher beseitigt werden.

Wrackfisch, s. Barsch.

Wrangel, Ferd. Petrowitsch, Baron von, russ. Vizeadmiral, geb. 29. Dez. 1794 in Livland auf dem Gut seiner Eltern, wurde 1817 der Seemannschaft der Korvette Kamtschatka beigeordnet, die noch in