Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wurstkraut; Wurstlafetten; Wurstnerland; Wurststopfmaschinen; Wurstvergiftung; Wurstwagen; Würtel; Würtemberg; Wurthen; Württemberg

861

Wurstkraut - Württemberg (Oberflächengestaltung. Bewässerung)

1. und 10. Tage uach erfolgter Vergiftung. Bei günstigem Ausgang bleiben oft noch wochenlang Sehstörungen und Muskelschwäche zurück. Die Behandlung besteht in möglichst frühzeitiger Anwendung von Brech- und Abführmitteln oder der Magenpumpe; in spätern Perioden der Vergiftung sind roborierende und stimulierende Mittel (Wein, Äther, Cognac, starker Kaffee) am Platze.

Wurstkraut, soviel wie echter Majoran, s. Origanum.

Wurstlafetten, Wurstwagen, Lafetten, die einen länglichen Kasten mit gepolstertem Deckel, die sog. Wurst haben, auf der Mannschaften im Reitsitz fortgeschafft werden. In Bayern hatte man den Wurstsitz bis 1862 bei den Munitionswagen. Die österr. Artillerie hatte an den Lafetten der Kavalleriebatterien (die die reitenden ersetzen sollen) ebenfalls den Wurstsitz. Beim österr. Feldartilleriematerial von 1863 wurde auf dem Deckel des Lafettenkastens der Wurstsitz angebracht. Dieser ist durch die jetzigen Achssitze (s. d.) der Lafetten verdrängt worden.

Wurstnerland oder Wursten (Worsatia, Terra Worsatorum), eine größtenteils zum preuß. Reg.-Bez. Stade gehörige Fläche Marschland rechts an der untern Weser, die in der Mitte etwa 7 Km breit ist und sich 30 km weit nach Norden bis zum Ende der Deiche bei Ritzebüttel erstreckt; die Südostgrenze bildet der Graue Wall nebst Graben (s. Nebenkarte zur Karte: Hamburg un Umgebung). Die frühesten Deichbauten rühren von Friesen her. Neu angewachsenes Land wurde 1640 von Emdener Kaufleuten eingedeicht und führt den Namen Neufeld oder das Neue Land Wursten. Nach den Sturmfluten von 1825 wurden die Deiche auf 46 m am Fuß verbreitert und auf 9 m erhöht, so daß sie nun für die stärksten der hannov. Küste gelten. W. gehörte bis zum Ende des Mittelalters zu Friesland und kam dann an das Erzbistum (Herzogtum) Bremen, dessen Schicksale es fortan teilte. Vor das W. legt sich ein breites Watt, das Wurster Watt, welches bei Ebbe trocken läuft (f. die Seekarte).

Wurststopfmaschinen, Wurstfüllmaschinen, Wurstspritzen, Maschinen, welche dazu die nen, das Wurstfüllsel in den Darm hineinzupressen. Sie bestehen aus einem Hohlcylinder, in welchen die Füllmasse eingetragen wird. Am einen Ende trägt der Cylinder einen Rohransatz, über den der Darm geschoben wird. Durch eine Kurbel, die mittels Räderübersetzung auf eine Zahnstange wirkt, bewegt man einen Kolben, der das Füllsel durch den Rohransatz in den Darm preßt. Früher waren W. mit liegendem Cylinder gebräuchlich, neuerdings hat man solche mit stehendem Cylinder, die weniger Raum beanspruchen und leichter zu handhaben sind.

Wurstvergiftung, s. Wurstgift.

Wurstwagen, s. Wurstlafetten.

Würtel, f. Wirtel.

Würtemberg, s. Württemberg.

Wurthen, künstliche Hügel, s. Deich.

Württemberg, bis 1803 amtlich Würtemberg, früher Wirtemberg genannt, ein zum Deutschen Reich gehöriges Königreich, seinem Flächeninhalt nach der dritte, seiner Einwohnerzahl nach der vierte Bundesstaat, liegt im südwestl. Deutschland zwischen 47° 34'48" und 49° 35' 17" nördl. Br. und 8° 12' 29" und 10° 29' 45" östl. L. von Greenwich, grenzt im NO., O. und SO. an Bayern, im S. an Baden, die Hohenzollernschen Lande und den Bodensee, der W. von der Schweiz trennt, im SW., Westen und NW. an Baden und besitzt außerhalb dieser abgerundeten Umgrenzung einige kleine Enklaven in Baden und Hohenzollern, wie es andererseits die Hohenzollernschen Lande und drei großherzoglich Hess. Enklaven umschließt. Der nördlichste Punkt des Landes, Simmringen (Oberamt Mergentheim), ist vom südlichsten, Retterschen am Bodensee, 223 km, der westlichste, die Hornisgrinde im Schwarzwald, vom östlichsten, Duttenstein (Oberamt Neresheim), 169 km entfernt. W. hat einen Flächenraum von 19517,06 qkm. (S. die Karte: Baden, Hohenzollern und Württembcrg, beim Artikel Baden.)

Oberflächengestaltung. W. gehört zum westl. Teile des süddeutschen Hochlandes. Sein Relief bestimmen der Schwarzwald, der Schwäbische Jura und aus Bayern herüberstreichende Züge der Allgäuer Alpen. Im allgemeinen ist das südliche W. weit höher als das nördliche. Dort erhebt sich das Plateau von Oberschwaben, zwischen dem Bodensee und der Donau, bis über 600 m, als einer der höchsten Landstriche Deutschlands mit regellosen Hügelgruppen und Hügelketten, mit dem Schwarzen Grat (1118 m) und demH ohkopf (1036 m) auf der Adelegg. Von dem aus Baden herübertretenden Schwarzwald (s. d.) gehört nur ein Teil der Nordhälfte zu W., die Hornisgrinde (1166 m), der höchste Punkt des ganzen Königreichs, und südlicher die Bergmasse des Kniebispasses mit der Alexanderschanze (970 m), beide auf der Grenze gelegen, sind die höchsten Teile und das schöne obere Murgthal das bedeutendste Gebirgsthal. Der Schwäbische Jura (s. d.) oder die Schwäbische Alb (auch Rauhe Alb genannt) zieht in nordöstl. Richtung von der bad. zur bayr. Grenze. Zwischen dem Schwarzwald und der Alb breitet sich im Neckargebiet das Terrassenland von Niederschwaben aus mit reizendem Wechsel von fruchtbaren Hügellandschaften, Thälern und Ebenen. Im ganzen ist in W. das Hügelland vorherrschend; es nimmt 46 Proz. der Gesamtfläche ein, während auf das Berg- und Gebirgsland nur 29, auf das Flachland nur 25 Proz. kommen. Die mittlere Erhebung des Landes beträgt gegen 500 m, die des Deutschen Reichs im ganzen nur 214 m. Zum Flachland gehören besonders das Neckarthal und die Landschaften am mittlern und untern Laufe des Kocher, der Jagst und Tauber. In geographischer Hinsicht zeichnet sich unter den genannten Gebirgen der Nordwestabfall der Alb durch starke Gliederung der Bergformen aus, indem einzelne Kegel von der Masse des Bergwalls mehr oder minder weit vorgeschoben sind, deren Gipfel Ruinen von Burgen namhafter Geschlechter krönen. Solche einzeln stehende Punkte sind z. B. die Achalm bei Reutlingen (705 m), der Hohen-Neuffen bei Neuffen (742 m), die Teck am Lauterthale (774 m), der Hohenstaufen bei Göppingen (683 m), der Rechberg (706 m), der Stuifen (756 m), beide bei Gmünd, und der Ipf bei Bopfingen (667 m). Seinen geognost. Verhältnissen nach gehört W. vorherrfchend der Trias, d. h. dem Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper, sodann dem Jura und dem Tertiär an: das Grundgebirge, Granit und Gneis, sowie die Dyas, Rotliegendes und Zechstein, treten nur im Schwarzwald und teilweise im Ries zu Tage. Die Triasgebilde sind sehr reich an schönen Versteinerungen und Höhlen, von denen gegen 80 größere den weißen Jura der Alb durchziehen und schöne Tropfsteingebilde enthalten.

Bewässerung. W. gehört teils zum Stromgebiet des Rheins, teils zu dem der Donau. Der wichtigste