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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Zitrone; Zittau; Zittel

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Zitrone – Zittel

Kennedy, Die Z. in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Tölz 1897).

Zitrone, soviel wie Citrone, s. Citrus.

Zittau. 1) Amtshauptmannschaft in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen (s. Karte: Sachsen [Königreich] Ⅱ. Östlicher Teil), hat 424,20 qkm und (1895) 107170 (51116 männl., 56054 weibl.) E. in 2 Stadt-, 66 Landgemeinden und 24 Gutsbezirken. – 2) Z., slaw. Žitawa, Hauptstadt der Amtshauptmannschaft Z., unweit der böhm. und der schles. Grenze, am linken Ufer der unweit der Stadt zur Neisse gehenden Mandau, an den Linien Bischofswerda-Z.-Reichenberg (101,3 km), Eibau-Z. (18,3 km) und den Nebenlinien Z.-Markersdorf (13,5 km) und Z.-Oybin (12,2 km) der Sächsischen und der Linie Görlitz-Z. (33,1 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz der Amtshauptmannschaft, eines Amtsgerichts (Landgericht Bautzen) mit Kammer für Handelssachen, einer Handels- und Gewerbekammer, eines sächs. sowie österr. Hauptzollamtes, Bergschiedsgerichts, Konsuls der Vereinigten Staaten, Bezirkskommandos und einer Reichsbanknebenstelle, hat (1895) 28132 (14226 männl., 13906 weibl.) E., darunter 3870 Katholiken und 147 Israeliten, in Garnison das 3. Infanterieregiment Nr. 102 Prinzregent Luitpold von Bayern und 2. Bataillon des 13. Infanterieregiments Nr. 178, Postamt erster Klasse mit zwei Zweigstellen, Telegraph und Fernsprecheinrichtung. Die Stadt hat schöne Promenaden, Vorstädte mit Landhäusern, ein Denkmal des hier geborenen Komponisten Heinr. Marschner (von Hartzer), einen aus der Tiedgestiftung errichteten Tiedgebrunnen und mehrere andere Brunnen, sechs evang. Kirchen, darunter die St. Johanniskirche, 1834‒37 nach Plänen von Schinkel umgebaut, mit zwei Türmen, und die Petri-Pauli-Kirche, ehemals Kirche des Franziskanerklosters, eine kath. Marienkirche, 1883‒90 im frühgot. Stil erbaut, ein Rathaus (1840‒45) im mittelalterlichen Palaststil, mit prächtigem Bürgersaal (Glasgemälde), ein Gymnasium und Realgymnasium, letzteres mit höherer Handelsschule, im Johanneum (1875), höhere Mädchenschule, Bürgerschulen, höhere Web-, Baugewerken-, Tiefbauschule, Bergvorschule, Handelslehrlings-, gewerbliche Zeichenschule, Stadtbibliothek (40000 Bände, Inkunabeln und kostbare Drucke), verbunden mit dem Stadtmuseum (Altertümer), Stadttheater, prächtiges Stadtbad mit Schwimmbassins, Stadtkrankenhaus, reiches Hospital (13. Jahrh.), Augenheilanstalt, Wasserleitung, Kanalisation, Gaswerk und Schlachthof. Die Fabrikation erstreckt sich auf Baumwollspinnereien, Kleiderstoffwebereien (darunter die Aktiengesellschaft Mechanische Weberei mit 750 Arbeitern), Maschinenfabriken und Eisengießereien, Glasmalerei, Fabriken für Fahrräder, Filz-, Seilerwaren, Dachpappe, Jalousien und künstliche Blumen; ferner bestehen Brauereien, Ziegeleien, Mühlen, Mühlsteinbrüche und Braunkohlengruben, Handel mit Garnen, Leinenwaren, Baumwollstoffen, Droguen und Chemikalien, die Oberlausitzer Bank (Aktienkapital 2,7 Mill. M.), eine Filiale der Sächsischen Bank und bedeutender Gemüsebau. Der Stadtgemeinde gehören, außer bedeutenden Waldungen (5408 ha), große Rittergüter und weitläufige Ländereien; aus dem Grundbesitz fließen der Stadt jährlich etwa 300000 M. zu.

^[Abb.]

In der Umgebung liegen der Oybin (s. d.), die Lausche (s. d.), der Hochwald (s. d.), Jonsdorf mit Mühlsteinbrüchen und den Nonnenfelsen, Hirschfelde mit großer Flachsspinnerei und das Cistercienserinnenkloster Marienthal (s. d.).

Z. gehörte ursprünglich mit dem ganzen Gau Zagost zu Böhmen und stand bis zur Reformation unter dem Bistum Prag. 1238 wird zuerst eine deutsche Ansiedelung hier erwähnt, die 1255 zur Stadt erhoben wurde. Die Herrschaft Z. kam 1319 unter landesfürstl. Gewalt und 1346 ganz an Böhmen, trat aber dem Bunde der Sechsstädte (s. d.) bei, deren Schicksale sie teilte. In den Hussitenkriegen sowie im Dreißigjährigen Kriege litt die Stadt sehr und wurde im Siebenjährigen Kriege 1757 von den Österreichern eingeäschert. – Vgl. Carpzov, Analecta fastorum Zittaviensium (Lpz. 1716); Ch. A. Pescheck, Handbuch der Geschichte von Z. (2 Bde., Zittau 1835‒38); Moschkau, Z. und seine Umgebung (5. Aufl., ebd. 1893); Korschelt, Führer durch Z. und Umgebung (2. Aufl., ebd. 1894); Z. und seine Umgebung (ebd. 1895).

Zittel, Emil, Sohn des folgenden, liberaler prot. Theolog, geb. 14. Aug. 1831 in Lörrach in Baden, trat 1855 in den bad. Kirchendienst, wurde 1862 Pfarrer in Karlsruhe, 1874 Dekan. Auf den bad. Generalsynoden wirkte er als ein Führer der liberalen Partei. Außer zahlreichen Vorträgen gab er heraus: «Entstehung der Bibel» (Karlsr. 1872; 5. Aufl. 1891), «Bibelkunde» (ebd. 1873; 11. Aufl. 1893), «Familienbibel des Neuen Testaments» (ebd. 1881‒85), «Luther von 1483 bis 1517» (ebd. 1883), «Die evang. Kirchengemeinden der größern Städte, die freie Seelsorge und die Stadtmission» (ebd. 1890), «Wie Jesus von Nazareth der Messias oder Christus wurde» (Berl. 1893), «Die Schriften des Neuen Testaments. Dem deutschen Volke übersetzt und erklärt» (Karlsr. 1894).

Zittel, Karl, prot. Geistlicher, Führer des kirchlichen Liberalismus in Baden, geb. 21. Juni 1802 zu Schmieheim im bad. Oberland, war seit 1823 Vikar in mehrern oberländischen Gemeinden, dann Diakonus und Lehrer am Pädagogium zu Lörrach, wurde 1834 Pfarrer in Balingen, 1849 in Heidelberg, wo er, seit 1867 Dekan, 28. Aug. 1871 starb. Seit 1842 Mitglied der bad. Zweiten Kammer, wurde Z. namentlich durch seinen Antrag auf Religionsfreiheit zu Gunsten der Deutschkatholiken, der 9. Febr. 1846 die Auflösung der Kammer zur Folge hatte, bekannt; 1848 war er Vertreter von Karlsruhe in der Deutschen Nationalversammlung zu Frankfurt a. M.; 1850 saß er noch im Staatenhause zu Erfurt, zog sich aber seitdem gänzlich vom polit. Schauplatz zurück. In seiner Schrift: «Der Bekenntnisstreit der prot. Kirche» (Mannh. 1852) verteidigte er gegen Hundeshagen die Gewissensfreiheit in der unierten Kirche Badens; ferner half er das mit Rom bereits abgeschlossene Konkordat hintertreiben und wirkte an der freisinnigen Kirchenverfassung von 1861 mit. An der Vorbereitung, Gründung und Leitung des deutschen Protestantenvereins (s. d.) hat Z. hervorragenden Anteil genommen. Z.s «Religiöse Betrachtungen» gab heraus Emil Zittel u. d. T. «Der Sonntagabend» (2 Bde., Berl. 1893).

Zittel, Karl Alfred von, Paläontolog und Geolog, Sohn des vorigen, geb. 25. Sept. 1839 zu Bahlingen in Baden, studierte in Heidelberg und Paris, begab sich 1861 nach Wien und war zuerst als Volontär an der Geologischen Reichsanstalt bei