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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zitteraal – Zitwersamen

den Aufnahmen in Dalmatien beschäftigt; später wurde er Assistent am Hofmineralienkabinett. 1863 habilitierte er sich für Geologie an der Wiener Universität, wurde im Sept. 1863 Professor an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe und ist seit Herbst 1866 ord. Professor der Paläontologie und Geologie an der Universität München und Konservator des Paläontologischen Staatsmuseums. Im Winter 1873/74 war er als Mitglied der Rohlfsschen Expedition fünf Monate in Ägypten und der Libyschen Wüste. Er veröffentlichte: «Paläontolog. Mitteilungen aus dem Museum des königlich bayr. Staates» (Bd. 2: «Paläontolog. Studien über die Grenzschichten der Jura- und Kreideformation», Abteil. 1, Stuttg. 1868; Abteil. 2‒4, Cass. 1870‒83), «Aus der Urzeit. Bilder aus der Schöpfungsgeschichte» (Münch. 1872; 2. Aufl. 1875), «Handbuch der Paläontologie» (mit Schimper und Schenk, 4 Bde., ebd. 1876‒93), das bedeutendste und umfangreichste Werk dieser Wissenschaft, «Grundzüge der Paläontologie [Paläozoologie]» (Münch. und Lpz. 1895, ein Auszug aus dem vorigen), «Studien über fossile Spongien» (in den «Abhandlungen» der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, 1877 u. 1878), «Beiträge zur Geologie und Paläontologie der Libyschen Wüste» (Bd. 1 u. 2, Heft 1, Cass. 1883). Auch giebt er die Zeitschrift «Plaeontographica» heraus (bis 1885 mit Dunker, von da an allein).

Zitteraal, s. Zitterfische.

Zitteralge, s. Nostoc.

Zitterer, religiöse Sekte, s. Shakers.

Zitterfische oder elektrische Fische, Fische, die das Vermögen besitzen, Körpern, die sie unmittelbar oder mittels leitender Materie berühren, elektrische Schläge mitzuteilen. Sie bedienen sich dieser Fähigkeit ganz nach Belieben, zu ihrer Verteidigung, auch um sich ihrer Beute leichter zu bemächtigen. Die Erzeugung der Elektricität geschieht durch besondere, in ihrem feinern anatom. Bau im allgemeinen nach demselben Princip gebaute Organe. Sie bestehen aus einer großen Anzahl von prismatischen Säulchen, die wieder wie kleine Voltasche Säulen aus übereinander geschichteten Blättchen zusammengesetzt sind. Das ganze Organ ist sehr reichlich mit Nerven versehen. Schon den Alten bekannt war die elektrische Eigenschaft des im Mittelmeer und dem Atlantischen und Indischen Ocean in mehrern Arten vorkommenden, fast kreisrunden Zitterrochens (Torpedo; Torpedo marmorata Risso, s. Tafel: Fische Ⅶ, Fig. 5, bis 150 cm lang), der in schlammigen Untiefen lebt und die elektrischen Organe zu beiden Seiten in den breiten Brustflossen trägt (s. Schutzmittel der Tiere nebst Tafel, Fig. 9 a, b und c, Bd. 17). Weit weniger heftige Schläge erteilt der im Nil heimische Zitterwels (Malapterurus electricus L.), der 60 cm lang wird und am Maul sechs Bartfäden hat. Berühmter als alle diese ist aber der amerik. Zitteraal (Gymnotus electricus L.), der zuerst 1617 durch Richer in Cayenne beobachtet und von Adrian van Berkel beschrieben wurde. Er wird 120‒150 cm lang, 8 cm dick, hat einen zusammengedrückten Körper, kleinen Kopf, keine Rückenflosse, während die Afterflosse bis zur Schwanzspitze reicht, und ist olivengrün oder braun marmoriert. Die Zitteraale finden sich nur in den langsam fließenden Strömen und Lachen des äquatorialen Amerikas. Die elektrischen Organe, eins auf jeder Seite, nehmen bei ihnen einen großen Teil des Körpers ein (s. Tafel, Fig. 10 a und b). A. von Humboldt hat von ihrem Fang berühmte, aber nach neuern Berichten sehr phantastisch gefärbte Schilderungen gegeben. In neuester Zeit wurden Zitteraale und Zitterwelse lebend nach Europa gebracht und die elektrischen Erscheinungen besonders genau von Faraday, Du Bois-Reymond und zuletzt in ihrem Vaterlande von Karl Sachs und Gustav Fritsch untersucht. Ein ähnliches gallertiges, sog. pseudoelektrisches Organ besitzen die Nilhechte (s. Mormyridae). Sie vermögen keine Schläge auszuteilen. – Vgl. F. Boll, Über elektrische Fische (Berl. 1874); Sachs, Untersuchungen am Zitteraal (Lpz. 1881); Fritsch, Die elektrischen Fische (ebd. 1887‒90).

Zittergras, s. Briza und Tafel: Gramineen Ⅰ, Fig. 2.

Zitterhalstümmler, s. Tümmlertauben.

Zitterlähmung, s. Lähmung.

Zittern (Tremor), eine unwillkürliche, geringe und in sehr kurzer Zeit sich oft wiederholende Bewegung des ganzen Körpers oder einzelner Teile desselben, die stets ein Zeichen abnormer Nerven- oder Muskelthätigteit in den betroffenen Teilen ist. Das Z. tritt selbständig auf infolge von Aufregung, Schwäche, großer körperlicher und geistiger Anstrengungen, ist aber auch Vorläufer, Begleiter und Folgeerscheinung vieler Krankheiten. Am häufigsten findet es sich bei Säufern und Greisen. Die Behandlung besteht, wenn möglich, in der Vermeidung und Beseitigung der vorliegenden Grundursachen; die meiste Empfehlung verdienen die tonischen Heilmittel (Chinin, Eisen) sowie Gebirgsaufenthalt, der Gebrauch von warmen Bädern und die Anwendung des galvanischen Stroms.

Zitterpappel, s. Pappel und Tafel: Laubhölzer. Waldbäume Ⅰ, Fig. 2.

Zitterpilze, s. Basidiomyceten.

Zitterrochen, s. Zitterfische.

Zitterwald, s. Hohes Venn.

Zitterwels, s. Zitterfische.

Zittmannsches Dekokt (Decoctum Zittmanni), eine in zwei verschiedenen Stärken bereitete Abkochung der Sarsaparillwurzel, der etwas Zucker, Alaun, Kalomel, Zinnober, Fenchel und Anis sowie Sennesblätter und Süßholz beigesetzt sind. Es wirkt leicht abführend und schweißtreibend, und dient zur Behandlung der tertiären Syphilis. Das Z. D. findet sich noch in der Pharmacopoea Germanica von 1872; 1882 ist an seine Stelle ein Decoctum Sarsaparillae compositum (fortius und mitius) getreten, das weder Kalomel noch Zinnober enthält. Das Arzneibuch für das Deutsche Reich kennt nur noch ein Decoctum Sarsaparillae compositum (Sarsaparillabkochung), das in seiner Zusammensetzung dem Decoctum Sarsaparillae compositum fortius der Pharmacopoea Germanica Ⅱ gleich ist.

Zituni (Zeituni), griech. Stadt, s. Lamia.

Zitwer, Curcuma zedoaria L., s. Curcuma

Zitwersamen oder Wurmsamen (Semen Contra, Semen Cinae, Flores Cinae), die noch nicht vollständig entwickelten Blütenköpfchen von Artemisia Cina Berg (s. Artemisia). Die kleinen grünlichen, aromatisch kampferartig riechenden und widerlich bitter und gewürzhaft schmeckenden Köpfchen sind gegen 4 mm lang und 1,5 mm dick. Gepulvert, mit Honig, Sirup oder Glycerin gemischt, sind sie ein vorzügliches Mittel zum Abtreiben der Spulwürmer und der kleinen fadenförmigen Pfriemenwürmchen. Die wirksamen Bestandteile sind eine eigentümliche Substanz, das Santonin (s. d.), ein ätherisches Öl und ein Bitterstoff.