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Chinesisches Heerwesen – Chinesisch-Japanischer Krieg
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chinesenfrage'
ließ in neue Verträge Artikel über die Auswanderer aufnehmen. In den Vereinigten Staaten wurden 1890: 107454 Chinesen gezählt; die Gesetzgebung gegen die
Zuwanderung und die andern Maßregeln haben keine wesentliche Veränderung der Gesamtzahl bewirkt. Stärker ist die Zunahme in andern Ländern, in Canada wurden sie
auf 20000 geschätzt, in westind. Kolonien sind sie neben ostind. Kulis herangezogen worden, am wichtigsten ist aber ihr immer verstärktes Eindringen in
Südostasien. In Singapur und den Straits Settlements wurden 1891: 228000 gezählt, Niederländisch-Indien zählte allein auf Java und Madura 240000, und ihre
Gesamtzahl auf dem Malaiischen Archipel und den Philippinen dürfte eine halbe Million weit übersteigen. Mindestens ebenso zahlreich sind die Mischlinge, die als
Sanglayes auf den span. Philippinen eins der wichtigsten Bevölkerungselemente bilden. In kleinern Gruppen trifft man sie auf allen Inseln des Stillen Oceans. Die
deutsche Verwaltung fördert ihre Einwanderung nach Kaiser-Wilhelms-Land. Auf den Hawaiischen Inseln sind sie 1840 zuerst erschienen und zählten 1890: 15300
(neben 12400 Japanern); sie haben durch ihre Arbeit- und Genügsamkeit, aber auch durch Opium, Sittenlosigkeit und Aussatz wesentlich zum Rückgang der Eingeborenen
beigetragen. In Peru hat man sie als Ersatz der indian. Arbeitskräfte verwendet, und ihre Zahl dürfte nicht viel hinter 50000 zurückbleiben. In Cuba, wo sie die
freigelassenen Negersklaven ersetzen sollten, zählte man 1887 gegen 44000 Asiaten, fast alles Chinesen. Kleinere Gruppen von chines. Handwerkern, Dienern u.dgl.
findet man in allen Handelsplätzen Süd- und Mittelamerikas. Auch in die afrik. Kolonien werden sie eingeführt. Man wird sich besonders auch in Deutsch-Ostafrika
bei der Schwierigkeit der Erlangung ind. Kulis dazu in größerm Maße entschließen müssen.
In den austral. Kolonien haben die scharfen Anti-chinese Bills dem Zuströmen Einhalt zu bieten versucht. Es lebten 1891 in
Kolonien | Chinesen | Kolonien | Chinesen |
Neusüdwales | 13 133 | Südaustralien | 3848 |
Neuseeland | 4 444 | Tasmanien | 943 |
Queensland | 8 754 | Victoria | 9377 |
Die Rückwanderung hat hier in den letzten Jahren den Zuschuß häufig übertroffen. Im russ. Amur- und Ussurilande, wo die Ansiedelung der Chinesen zeitweise
verboten war, haben sie den ganzen Kleinhandel an sich gerissen, unterhalten Spiel- und Opiumhöhlen und wirken demoralisierend auf die einheimische Bevölkerung.
*Chinesisches Heerwesen. I. Obschon der Verlauf des Chinesisch-Japanischen Krieges ganz ungeheuerliche Zustände im chines. Heere zu Tage
gefördert, fast überall Unzuverlässigkeit der Truppen, Unredlichkeit und Feigheit der Führer sowie Mangelhaftigkeit des Kriegsgeräts aller Art und der Waffen
gezeigt hat, so sind dennoch bis jetzt noch keinerlei Nachrichten von einer Besserung oder Reorganisation der Heereseinrichtungen laut geworden; bei der
unglaublichen Verrottung aller chines. Zustände und dem Charakter des Chinesen entsprechend ist auch nicht zu erwarten, daß die nächste Zeit durchgreifende
Änderungen des dortigen Heerwesens bringen werde.
II. Nach Laird Clowes («Naval Pocket-Book», Lond. 1896) sind die Angaben über die chines. ↔ Kriegsflotte zur Zeit sehr
unzuverlässig; sie zählt wahrscheinlich jetzt 19 ältere Kreuzer in der Größe von 1100 bis 2500 t, 4 moderne Torpedokreuzer von 850 bis 1030 t Größe, 23 meist ältere
Kanonenboote von 180 bis 700 t, darunter eins von 200 t mit gepanzertem Turme, 7 Polizei- und Flußkanonenboote, 1 Kabelleger, 6 schwimmende Batterien, 5 Torpedoboote erster,
15 zweiter und 5 dritter Klasse, 4 Transportavisos, 6 Zollkreuzer (Dampfer von 500 bis 700 t) und 1 Segelschulschilf. Genaue Angaben über den Tonnengehalt, die Geschützzahl
und die Pferdestärken sind nicht zu machen. Die Nordflotte ist während des Krieges gegen Japan (in der Schlacht am Jaluflusse und bei Wei-hai-wei) verloren gegangen; China
ist bemüht, sie zu ersetzen, hat bei Schichau in Elbing kürzlich 2 große Torpedoboote erbauen lassen und beim Vulkan in Bredow bei Stettin 3 geschützte Kreuzer von je 2950 t
bestellt, die in 1¼ und 1½ Jahren geliefert werden sollen.
Chinesisch-Japanischer Krieg. Den Ausgangspunkt des C. K. bildete die Rivalität beider Staaten um den bestimmenden Einfluß in dem chines.
Vasallenstaat Korea und über Truppensendungen, die den dort ausgebrochenen Aufstand unterdrücken sollten (s. Korea und
China, Geschichte).
Während die diplomat. Verhandlungen noch dauerten, landete Anfang Juni 1894 die 9. japan. Brigade unter General Oshima in Chemulpo (s. umstehenden Textplan) und versammelte
sich vor den Thoren Söuls, der Hauptstadt von Korea. Schon vorher waren 2500–3000 Chinesen unter General Jeh in Korea eingetroffen und hatten sich nördlich von Ja-schan
(Asan) verschanzt. Gegen den Rat des Vicekönigs Li-hung-tschang beschloß der Kaiser von China, die Japaner, die 23. Juni den königl. Palast in Söul besetzt hatten, aus Korea
zu vertreiben, und ließ 22. Juli einen Truppentransport zu Schiff von Taku nach Ja-schan abgehen. Am 23. Juli kam es zwischen einem japan. und einem chines. Geschwader von
je drei Schiffen zu einem Kampfe. Ein chines. Torpedokreuzer wurde in den Grund gebohrt, ein Aviso gekapert, das dritte Schiff beschädigt; auch ein japan. Kreuzer erlitt
starken Schaden, die beiden andern japan. Kriegsschiffe verfolgten aber ihren Sieg und bohrten ein großes Truppentransportschiff, den unter engl. Flagge fahrenden Kau-shing,
in den Grund, worauf dann erst 1. Aug. die Kriegserklärung Japans erfolgte.
Japan machte sofort die 3., 5., 6. Division, die Besatzungen der Seefestungen und seine Flotte mobil, und auch China sandte neue Truppen nach Korea, die sich etwa 15000 Mann
stark bei Ping-jang am Ta-tong-Flusse, etwa halbwegs zwischen Söul und der Grenze der Mandschurei, verschanzten. Hiergegen gingen im September die Japaner, die sich in vier
Kolonnen teilten, unter dem Oberbefehl des Marschalls Jamagata vor. Eine rückte von Süden her direkt gegen den Brückenkopf vor, eine zweite überschritt den Ta-tong-Fluß
stromabwärts und näherte sich den feindlichen Befestigungen von Westen her, während die beiden andern Kolonnen den Ta-tong stromaufwärts überschritten und von Osten her
gegen die Stadt vordrangen. Am 13. Sept. nahm die Südkolonne unter General Oshima die vorgeschobenen Werke der Chinesen ohne ernsten Widerstand, 14. Sept. griff sie den
eigentlichen Brückenkopf an, mußte aber bis auf die am vorigen Tage eroberten Schanzen zurückweichen. Am 15. Sept. nahmen die beiden Ostkolonnen die nördlich der Stadt
gelegenen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 263.
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