Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

606

Inga - Internationale Arbeiterkongresse

rend des Fötallebens (intrauterine Infektion); oder es wird nicht die Krankheit selbst, sondern nur die körperliche Disposition zu derselben vererbt.

Eine kartogr. Darstellung der Frequenz der Todesfälle an sechs der wichtigsten I. im Deutschen Reiche zeigen die hierher gehörigen Karten: Verbreitung einiger wichtigen Infektionskrankheiten im Deutschen Reiche in den Jahren 1892 und 1893, I und II, nebst Tabellen, zusammengestellt nach den "Medizinalstatistischen Mitteilungen" des Reichsgesundheitsamtes. Aus Karte I ist zu ersehen, daß die Lungentuberkulose am meisten Opfer in den westl. Provinzen, die Ruhr in den östlichen fordert, während Typhus ziemlich gleichmäßig über das Reich verbreitet ist. Karte II zeigt die hohe Kindersterblichkeit an Magendarmkatarrh in Bayern, Württemberg und Sachsen, während Scharlach und Diphtherie in den östl. Provinzen, besonders Ost- und Westpreußen, am häufigsten sind.

Vgl. Behring, Die Bekämpfung der I. (Lpz. 1894); Flügge, Grundriß der Hygieine (3. Aufl., ebd. 1894); ders., Die Mikroorganismen (3. Aufl., ebd. 1896).

Inga Willd., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d., Bd. 11), Abteilung der Mimosaceen, Bäume oder Sträucher mit gefiederten, meist drüsenhaarigen Blättern und oft sehr ansehnlichen, meist zu kugeligen Dolden oder Köpfchen vereinigten Blüten. Die lineale Hülfe enthält zahlreiche, meist von einem süßen Fruchtbrei umgebene Samen. Man kennt etwa 40, über das tropische und südl. subtropische Amerika und Westindien verbreitete Arten, von denen manche, so I. edulis Mart. und I. Bourgoni DC., ihrer wohlschmeckenden Früchte wegen in Amerika kultiviert werden. I. Feuillei DC. findet sich schon in den altperuan. Gräbern. Verschiedene Arten, so I. vera Willd., werden auch als Adstringens, sowie zum Färben und Gerben benutzt. Die Rinde von I. saponaria Willd., einem in Ostindien und auf den Molukken einheimischen Strauche, enthält Saponin und dient infolgedessen zum Waschen.

Ingeborg, der 391. Planetoid.

*Ingelow, Jean, starb 20. Juli 1897 in London.

*Inglefield, Sir Edward Augustus, starb 5. Sept. 1894 in London.

Inhaberhypothek, s. Hypothek.

*Inhaberpapiere mit Prämien, s. Abzahlungsgeschäfte.

Inĭa (Inia), Bonto, Bufao, der Name einer, nur eine Art (Inia amazonicus Spix) umfassenden Gattung der Delphine, die den obern Teil des Amazonenstroms und seine Nebenflüsse bewohnt. Er erreicht eine Länge von 3 m, ist oben bleigrau, unten weißlich, rötlich überlaufen. Er variiert indessen in seiner Färbung, man findet schwärzliche, gefleckte und gestreifte Individuen. Sein Körper ist schlank, die Schnauze spitz, behaart, der Schwanz stark ausgeschnitten, die Rückenflosse niedrig und die Brustflossen sind lang. Es sollen noch einige verwandte Formen im tropischen Amerika vorkommen.

*Inkolat, Landsmannschaft, in Österreich die Bezeichnung für Zugehörigkeit zu den höhern Ständen eines Kronlandes und damit Teilnahme an den besondern Befugnissen dieser Stände (z. B. in Bezug auf Landtagsmitgliedschaft).

*Innere Kolonisation, s. Agrarfrage (S. 28 b).

*Inneß, George, starb 3. Aug. 1894.

*Innungen, s. Handwerkerfrage (S. 540).

Innungskrankenkassen, Versicherungseinrichtungen der Innungen für die Gesellen und Lehrlinge ihrer Mitglieder. Solche I. bestanden schon nach der preuß. Gewerbegesetzgebung von 1845, 1849 und 1854; sie wurden auch in der Reichsgewerbeordnung aufrecht erhalten und in dem Krankenkassengesetz dem System des reichsgesetzlichen Versicherungswesens eingefügt; durch die Novelle vom 10. April 1892 ist ihr bis dahin kontroverser Rechtscharakter als der einer "Zwangskasse" klargestellt worden. Wird also eine Innungskrankenkasse ins Leben gerufen, so werden sämtliche von den Innungsmitgliedern beschäftigten Versicherungspflichtigen sofort Mitglieder der Kasse. Tritt dagegen ein Meister, dessen Personal einer Ortskrankenkasse angehört, einer Innung, für die eine Innungskrankenkasse besteht, bei, so wird das Personal erst mit Beginn des neuen Rechnungsjahrs Mitglied der Innungskrankenkasse, sofern der Arbeitgeber drei Monate vorher dem Ortskrankenkassenvorstand seinen Eintritt in die Innung nachgewiesen hat.

Die Innungskrankenkasse bildet nur einen Appendix der Innung, sie wird von dieser durch ein Nebenstatut errichtet und endigt nur zugleich mit der Innung; nicht die Innungskrankenkasse, sondern die Innung kann aus dem Versicherungsverhältnis klagen und verklagt werden und wird dabei durch den Innungsvorstand gesetzlich vertreten.

Ihre Organisation ist im wesentlichen den Ortskrankenkassen (s. d., Bd. 12) nachgebildet, doch sind z. B. die Vorschriften über die Meldepflicht der Arbeitgeber und deren Haftung bei versäumter Meldung auf die I. nicht anwendbar.

Institut für Infektionskrankheiten, eine dem speciellen Studium der ansteckenden Krankheiten, ihrer Erreger, ihres Verlaufs und besonders ihrer Heilung nach den modernen Principien der Immunitätstheorie gewidmete, seit 1891 in Berlin bestehende Anstalt unter Leitung von Robert Koch (s. d., Bd. 10). Das I. f. I. gliedert sich in eine Krankenabteilung unter Professor Briegers und eine wissenschaftliche Abteilung unter Professor R. Pfeiffers Leitung. Das I. f. I. dient fast ausschließlich Forschungszwecken und ist die Wiege zahlreicher für die moderne Auffassung von Wesen und der Behandlung der Infektionskrankheiten bahnbrechenden Arbeiten, unter denen hier nur der Entdeckung und Einführung des Diphtherieheilserums sowie der Pfeifferschen Untersuchungen über Cholera gedacht sein mag. Außerdem aber stellt das I. f. I. eine Centralstelle für die praktische Choleradiagnose und Choleraprophylaxe im Deutschen Reich dar, die sich in den letzten Jahren trotz der beständig von Osten her drohenden Gefahr glänzend bewährt hat. - Das I. f. I. ist bisher der königl. Charité angegliedert, wird aber demnächst mit dem zu erbauenden städtischen Krankenhause IV eine neue Stätte finden. - Vgl. Deutsche mediz. Wochenschrift 1892, Nr. 4-7 (Leipzig).

Intellektualismus (lat.), die philos. Ansicht, die dem Verstand oder Intellekt ein Übergewicht über die sonstigen Funktionen des Bewußtseins zuschreibt. In der Erkenntnistheorie ist der I. gleichbedeutend mit dem Rationalismus (s. d., Bd. 13), sein Gegensatz der Sensualismus (s. d., Bd. 14) und Empirismus (s. d., Bd. 6). Über den I. in der Psychologie s. Vorstellung (Bd. 16).

Intensitätsfaktor, s. Energetik.

*Internationale Arbeiterkongresse. Der vierte Internationale Arbeiterkongreß fand vom 27. Juli bis 2. Aug. 1896 in London statt; er war