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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Luhatschowitz - Lutz

Luhatschowitz, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Ungarisch-Brod in Mähren, an der Linie Brünn-Blarapaß der Österr.-Ungar. Staatsbahn (Station Aujezd-L.), hat (1890) 1069 E., Pfarrkirche und gräfl. Serenysches Schloß. In der Nähe der Kurort L. mit vier jod- und bromhaltigen Natronquellen (8° C.), die Ruinen von Alt-Swietlau, das Kirchlein von Malenisko und der Teufelstein von Prowodow. - Vgl. Kückler, Der Kurort L. in Mähren (2. Aufl., Wien 1883).

Lukacs *, Bela von, trat im Jan. 1895 mit dem gesamten Kabinett Wekerle von seinem Amt als Handelsminister zurück.

Luminais *, Evariste Vital, starb 16. Mai 1890 in Paris.

Luminescénz (neulat.). Durch eine ganze Reihe verschiedener Ursachen können Körper zum Leuchten, zur Aussendung von Lichtstrahlen, gebracht werden. Nach Eilh. Wiedemann (1888) hat man die Lichterregung als eine normale anzusehen, wenn sie mit einer durch Wärmezufuhr bedingten starken Temperatursteigerung verbunden ist. Es gilt dann das Kirchhofssche Gesetz, daß bei gegebener Temperatur das Emissionsvermögen proportional sei dem Absorptionsvermögen für dieselbe Farbe. Alle andern Fälle der Lichterregung bezeichnet Wiedemann als Luminescenzerscheinungen und teilt sie nach der Ursache der Lichtentwicklung in verschiedene Klassen. Unter dem Namen Photoluminescenz sind die Fälle der Erregung von Licht durch anderes auffallendes Licht zusammenzufassen, die man sonst als Phosphorescenz (s. d., Bd. 13) und Fluorescenz (s. d., Bd. 6) bezeichnet, je nachdem die Lichtentwicklung nach der Bestrahlung anhält oder nicht. Elektroluminescenz liegt vor, wenn verdünnte Gase durch elektrische Entladungen zum Leuchten gebracht werden. (S. Elektrische Lichterscheinungen, Bd. 5.) Durch die in sehr verdünnten Gasräumen anftretenden Kathodenstrahlen (s. d.) wird Kathodoluminescenz hervorgerufen, durch chem. Veränderungen mancher Körper Chemiluminescenz, wie man sie namentlich bei den leuchtenden Tieren und verfaulenden Substanzen beobachtet. Entsprechend bezeichnet man wohl als Thermoluminescenz, Triboluminescenz, Krystalloluminescenz die Fälle der Lichterregung durch schwache Erwärmung, durch Reibung, durch Auskrystallisieren eines Körpers. Namentlich die Fälle der Elektro- und Kathodolumineseenz sind in neuester Zeit eingehend untersucht worden, um möglichst ökonomische Lumineseenzlampen zu konstruieren, Bestrebungen, wie sie auch R. Tesla mit seinem "Licht der Zukunft" verfolgt. (S. Teslasche Versuche, Bd. 15.)

Lundberg, Johann Theodor, schwed. Bildhauer, geb. 21. Juni 1852, studierte an der Kunstakademie in Stockholm, 1882-84 an der École des beaux-arts in Paris und 1884-88 in Rom. Ein gesunder Realismus und gute Charakteristik zeichnen seine Werke aus, die bisweilen von einer gewissen Strenge in den Formen sind. Sein berühmtestes Werk ist die Bronzegruppe Die Pflegebrüder (1888; Nationalmuseum in Stockholm; Charlottenborg in Kopenhagen). Am neurestaurierten Dom von Upsala hat L. verschiedene Portalstatuen geschaffen.

Lüneburg *, Stadt, ist Sitz eines Bezirkskommandos, hat (1895) 22309 (11261 männl., 11058 weibl.) E., darunter 701 Katholiken und 169 Israeliten, 2478 bewohnte Wohnhäuser, 5139 Haushaltungen und 26 Anstalten, d. i. eine Zunahme seit 1890 um 1644 Personen oder 7,96 Proz. Die Zahl der Geburten betrug 1895: 602, der Eheschließungen 139, der Sterbefälle (einschließlich Totgeburten) 533.

Einwohnerzahl des Regierungsbezirks und seiner Kreise:

Kreise Ortsanwesende Zunahme (+)

Bevölkerung Abnahme (-)

1895 1890 in Proz.

Celle (Stadtkreis) 19433 18901 + 2,83

Celle (Landkreis) 30843 29061 + 3,98

Gifhorn 32310 30328 + 4,81

Burgdorf 37911 35766 + 6,00

Isenhagen 17047 16402 + 3,95

Fallingbostel 27106 26221 + 3,34

Soltau 13114 16753 + 8,27

Ülzen 46355 44833 + 3,40

Lüchow 29370 29407 - 0,13

Tannenberg 13990 14237 - 1,73

Bleckede 21222 20862 + 1,76

Lüneburg (Stadtkreis) 22309 20665 + 7,96

Lüneburg (Landkreis) 20443 19940 + 2,55

Winsen 25147 23800 + 5,63

Harburg (Stadtkreis) 42579 35081 + 21,37

Harburg (Landkreis) 41753 36736 + 13,63

Reg.-Bez. Lüneburg 445937 420093 + 6,15

Lungenkräuterthee von Dr. O. Hennig, Luperin, s. Geheimmittel.

Lussy (spr. lüssih), Mathis, Musikschriftsteller, geb. 8. April 1828 in Stans in der Schweiz, Schüler des Organisten Abbé Businger, studierte in Paris anfangs Medizin, dann Musik und ließ sich dort als Klavierlehrer nieder. L. veröffentlichte: "Excercices de mécanisme" (1863), "Traité de l'expression musicale" (1873; übersetzt von Felix Vogt u. d. T. "Die Kunst des musikalischen Vortrags", Lpz. 1886, auch ins Russische und Englische). Der Hauptteil dieser Arbeit, "Le système musical", erschien besonders. L.s "Histoire de la notation musicale" wurde 1880 von der Pariser Akademie gekrönt und erschien 1882 im Buchhandel. Außerdem schrieb er "Le rythme musical" (1883). L. gebührt das Verdienst, zuerst wieder auf die Systematik des musikalischen Vortrags aufmerksam gemacht zu haben.

Lütgendortmund, Dorf im Landkreis Dortmund des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Linie Kamm-Dortmnnd-Mülheim-Duisburg der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 8837 E., darunter 2778 Katholiken und 42 Israeliten, Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche, evang. und kath. Krankenhaus-, Dampfsägewerk und Steinkohlenbergbau.

Lüttich *, Stadt, hatte 1895: 163207 E. Mit den Vororten Angleur (6977 E.), Ans (7488), Chênée (7519), Glain (2356), Grivegnée (10018) und St. Nicolas (7133 E.) zählt Groß-Lüttich 203000 E. Die königl. Probeanstalt untersuchte 1894: 1039765 Stück Waffen und zwar 266713 einläufige Flinten, 198780 Doppelflinten, 157740 Kriegswaffen, 25559 Paar Sattelpistolen, 2515 Taschenpistolen und 388450 Revolver. Im Okt. 1896 wurde auf der Straßenbahn elektrischer Betrieb eingeführt.

Lutz, Friedrich, Politiker, geb. 22. Febr. 1852 zu Heidenheim in Bayern, übernahm 1866 die Leitung, 1881 den Besitz des väterlichen Anwesens, eines Bauerngutes und einer Brauerei in Heidenheim. 1887 in den bayr. Landtag und 1890 in den Reichstag für den Wahlkreis Dinkelsbühl gewählt, schloß er sich der deutschkonservativen Partei an, deren einziges Mitglied aus Bayern er ist. Innerhalb seiner Partei hat er im bayr. Abgeordnetenhause wie im Reichstage hauptsächlich im Sinne der agrarischen Bestrebungen und des gewerblichen Mittelstandes