Boraxweinstein (Borsäureweinstein,
auflöslicher Weinsteinrahm, Tartarus
boraxatus, Cremor tartari
solubilis, Kali tartaricum
boraxatum); ein pharmazeutisches Präparat, welches
nur medizinisch verwendet wird und aus Borax und Weinstein
besteht; nach neuern Untersuchungen soll es eine wirkliche
chemische Verbindung sein, welche eine aus Borsäure und
Weinsäure bestehende Doppelsäure enthält. Hiernach wäre der
B. ein aus neutralen und sauren monoborweinsaurem Kali-Natron
bestehendes Doppelsalz. Der B. ist ein weißes, in Wasser
leicht lösliches sehr hygroskopisches Pulver. Zollfrei.
Bordeaux; ein neuer Teerfarbstoff
für Braunrot auf Wolle an Stelle der Orseille; ist sehr echt
und soll angeblich aus Naphtylamin bereitet werden und zu
den Azofarben gehören: man erhält den Farbstoff als
dunkelrotbraunes Pulver, das sich in Wasser mit einer dem
Bordeauxwein ähnlichen Farbe löst. B. ist, sofern es nicht
zu Malerfarben weiter zubereitet ist, zollfrei. Vergl.
Anilinfarben.
Borsäure (Boraxsäure, Bortrioxyd,
Sedativsalz; acidum
boracicum, sal
sedativum); eine anorganische Säure, besteht aus
dem Element Bor
(Borium,
Boron, Boracium) und
Sauerstoff. Das Bor bildet keinen Handelsartikel, findet sich
auch nicht unverbunden in der Natur, man erhält es künstlich
als dunkelgrünlichgraues, amorphes Pulver. Das was man bisher
als kristallinisches B. (graphitartiges Bor, Bordiamanten)
bezeichnete, ist nach neueren Untersuchungen kein reines B.,
sondern sind Verbindungen von Aluminium mit Bor; die sogenannten
Bordiamanten enthalten
außer diesen Elementen auch noch Kohlenstoff; sie besitzen
eine ganz erstaunliche Härte, die der des Diamantes mindestens
gleichkommt. Die Borsäure findet sich in der Natur teils als
Borsäurehydrat, in kleinen
kristallinischen Schüppchen, Sassolin genannt, teils in
Verbindung mit verschiedenen Basen, namentlich Natron (als
Borax oder
Tinkal), mit Kalk (als
Borocalcit) und Magnesia
(als Boracit und
Staßfurtit). Diese
Mineralien werden auch da, wo sie sich in größerer Menge
finden, auf Borax (s. bei diesem) und
Borsäure verarbeitet, so der Staßfurtit oder fein
kristallinische Boracit in Leopoldshall bei Staßfurt. Ferner
kommen nicht unbedeutende Mengen von
Borocalcit und
Boronatrocalcit (Tiza),
ein natronhaltiger borsaurer Kalk, aus Südamerika, der
Westküste Afrikas und Neuschottland nach England und Hamburg,
dort auch Boraxkreide
genannt. Ferner hat man im Jahre 1875 bei Sussurlo in der Nähe
der Stadt Panderma am Marmorameere bedeutende Lager von
Borocalcit entdeckt;
derselbe enthält 41% Borsäure an Kalk gebunden; 100000 Zentner
können jährlich abgegeben werden; das Mineral geht bereits zur
Verarbeitung nach Schottland. Ein großer Teil von B. wird
endlich aus den Borsäurelagunen im ehemaligen Toskana gewonnen.
Die B. hat nämlich die Eigentümlichkeit, mit den Wasserdämpfen
sich zu verflüchtigen,
↔
wogegen sie für sich trocken erhitzt erst in der größten
Weißglühhitze verdampft. In jener Gegend führen die der Erde
entströmenden heißen Wasserdämpfe etwas B. mit sich (circa 0,1%),
die man dadurch gewinnt, daß man diese Dämpfe in mit Wasser
gefüllte Bassins leitet. Die Produktion daselbst soll 1½
Millionen Kilo jährlich betragen. Auch sammelt man circa 2500
kg B. jährlich an den Kraterwänden der Insel Volcano. Die
gesamte italienische B.produktion wird auf 2½ Millionen Kilo
jährlich angegeben, doch ist das Produkt meist noch sehr
unrein. - Aus den Staßfurter Gruben wurden 1878: 51600, 1879:
104250 kg Boracit gefördert, letztere im Werte von 36046 Mk.
- Die gewöhnlich im Handel vorkommende B. ist stets
wasserhaltig, d. h. sie ist
Borsäurehydrat; man erhält
sie in kleinen, weißen, schwach perlglänzenden, sich fettig
anfühlenden Kristallschüppchen ohne Geruch, von schwach
bitterlichem Geschmack; in Wasser ist sie schwer und in geringer
Menge löslich, ihre Lösung rötet Lackmus nur schwach, bräunt
aber Kurkumapapier. In Alkohol löst sich die B. auch nur in
kleiner Menge auf, die Lösung brennt mit intensiv grüner
Flamme. Beim Erhitzen schmilzt die B. und verliert ihr
Kristallwasser; man erhält dann nach dem Erkalten eine
durchsichtige, glasähnliche Masse, die
glasartige oder
wasserfreie Borsäure oder
das Borsäureanhydrit.
Verwendung findet die B. wie der Borax zu Glasuren und Emaillen,
ferner zum Tränken von Kerzendochten, selten noch zu medizinischen
Zwecken. Von ihrer Benutzung als Konservierungsmittel
(Aseptin) für Milch,
Fleisch u. s. w. ist abzuraten. Von den Verbindungen der B.
mit Basen bilden Handelsartikel: das sauere borsaure Natron
(s. Borax) und das
borsaure Manganoxydul
(Manganborat,
Manganum boracicum);
letzteres ist ein weißes, in Wasser unlösliches Pulver,
welches als sehr gutes Siccativ (Trocknungsmittel) für
Leinölfirniß verwendet wird. Das
borsaure Chromoxyd hat
man ferner unter dem Namen
Pannebiers Grün als
unschädliche grüne Malerfarbe empfohlen. Borsäure ist, ebenso
wie die vorgenannten Verbindungen mit B. zollfrei.
Borsten (Schweinsborsten, fr. soies
de porc, engl. Hoy's bristles); sind die Haare des Schweins,
sie haben für viele technische und häusliche Zwecke eine
wichtige Bedeutung, um so mehr, als es ein recht vollgültiges
Ersatzmittel für dieselben gar nicht gibt, wenigstens was die
eigentliche auf Rücken und Nacken des Schweines gewachsene
Ware, die Kammborsten, anlangt. Der Borstenhandel bildet daher
auch einen ganz bedeutenden, weitgreifenden und stets animierten
Handelszweig. Die meisten B. kommen begreiflich vom Hausschwein;
wilde bilden eine Sorte für sich. Aber soweit wie das Schwein
sind die guten B. lange nicht verbreitet; solche wollen
vielmehr nur in den nördlichen und östlichen Ländern gedeihen,
während in der andern Richtung starkes elastisches Gewächs
nicht vorkommt, sondern nur noch Material für weiche
Bürstenwaren, Pinsel und dergl. England hat gar keinen Ertrag
an Borsten, da es seine alten
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 63.