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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Flores; Floretseide; Flundern; Fluoresceïn; Flußsäure; Flußspath

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Flores - Flußsäure

gefertigt. Halbflorence (Mi-florence) hat seidne Kette und baumwollenen Schuß. Verzollung: Zolltarif Nr. 30 e und f.

Flores, Blüten, bilden in Droguenkatalogen eine ziemliche Reihe von Artikeln, z. B. Fl. arnicae, althaeae, chamomillae, Arnika-, Eibisch, Kamillenblüten; fl. aurantiorum, Orangenblüte; fl. cassiae, Zimtblüte; fl. rosarum, Rosenblätter; fl. Rhoeados, Klatschrosenblüten; fl. Sambuci, Tiliae, Verbasci, Flieder-, Linden-, Königskerzenblüten etc. Einige Chemikalien führten nach dem Sprachgebrauche der alten Chemie ebenfalls die Bezeichnung Flores, und werden zuweilen auch jetzt noch so genannt, so z. B. Fl. Benzoë, Benzoëblumen oder Benzoësäure; fl. salis ammoniaci, Salmiak; fl. Sulphuris, Schwefelblumen; fl. Zinci, Zinkblumen oder Zinkoxyd, worüber die betreffenden Artikel das Weitere enthalten. - Blüten der beschriebenen Arten sind zollfrei mit Ausnahme der Zimtblüten, welche der Nr. 25 i des Tarifs im Anh. zu unterstellen sind.

Floretseide, Flockseide, Filoselle, Strazze (frz. fleuret; engl. floret-silk, ferret). Man versteht darunter die bei dem Abhaspeln der Kokons anstehenden Abfälle, und die durch irgend welche Verhältnisse zur Gewinnung von langer Seide nicht benutzbaren Kokons. Näheres im Artikel Seide. Floretseide zollfrei. Zu vergleichen Fantasieseide.

Flundern (Fluken) sind Angehörige der Sippschaft Plattfische oder Schollen, die sich alle durch eine scheibenförmig plattgedrückte verschobene Körperbildung, verzogenes Maul und auf eine Seite herübergerücktes Augenpaar auszeichnen, mit welchem sie, auf der andren Seite flach auf dem Grunde liegend, nach Beute aufwärts sehen. Es soll in der Nordsee mindestens 16, in der Ostsee 13 Arten solcher Plattfische geben, deren Unterscheidung und wissenschaftliche wie Volksnamen ziemlich schwankend und unklar sind. Die besseren sind bekannt als Steinbutten, Meeräschen, Platteisen etc. Die auf unsern Märkten geräuchert, in Gesellschaft von Pöklingen vorkommenden Flundern (Platessa flesus) sind die einzigen ihrer Sippe, die auch in die Flüsse hinaufgehen, sie sind gewöhnlich so fleischarm, daß sie wenig Genuß und Nahrung gewähren. Man fängt sie meist durch Anspießen mit zackigen Gabeln. Frische zollfrei; geräucherte s. Tarif im Anh. Nr. 25 g 2.

Fluoresceïn (Phtalsäure-Resorcin); dieses chemische Präparat wird jetzt in großen Mengen fabrikmäßig bereitet und bildet die Muttersubstanz für eine große Zahl prächtiger Farbstoffe aus der Gruppe der Teerfarben. Man erhält das F. durch direktes Zusammenschmelzen von Phtalsäureanhydrit (wasserfreier Phtalsäure), mit Re so r ein im Verhältnisse von 75 zu 100 bei 210° C. Durch Umkristallisieren der Schmelze aus Alkohol erhält man das F. als fein kristallinisches dunkelrotes Pulver. In Wasser ist es nur wenig löslich; seine Lösungen in Alkohol oder in Äther erscheinen bei durchfallendem Lichte gelbrot, bei auffallendem prächtig grün. Wegen dieses Verhaltens hat der Stoff den Namen F. erhalten. Dasselbe färbt zwar Wolle und Seiden ohne Beizen echt gelb mit einem Stich ins Rötliche, es wird jedoch dieser Stoff nur selten zum Färben verwendet, sondern man benutzt ihn gewöhnlich zur Darstellung andrer noch schönerer Farben, z. B. Eosin, Coccin, Nopalin etc. Durch Behandlung mit Natronlauge und Zinkstaub geht das F. in einen farblosen, kristallinischen Körper über, den man Fluorescin nennt, das aber durch die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft nach und nach wieder in F. übergeht. Zollfrei. Zu vergl. Anilinfarben.

Flußspath (Fluorit); ein meist auf Erzgängen und in Drusenräumen vorkommendes Mineral, besteht aus Calciummetall und Fluor, einem dem Chlor ähnlichen Gase, ist demnach Fluorcalcium. Der F. kommt teils dicht und derb, teils in oft ziemlich großen Kristallwürfeln vor, die durchsichtig wie Glas, farblos oder verschieden gefärbt sein können. Die blauen und violetten Varietäten werden zuweilen als Halbedelsteine verwendet, außerdem benutzt man das Mineral zur Darstellung von Flußsäure (s. d.) und Kieselflußsäure, sowie als Flußmittel (daher der Name F.) beim Ausschmelzen von Metallen aus ihren Erzen, da der F. sehr leicht schmelzbare Schlacken gibt. Man bezieht denselben hauptsächlich aus dem Erzgebirge, Harze, England und Norwegen. F. ist zollfrei. Zu vergl. Edelsteine.

Flußsäure (Fluorwasserstoff, Wasserstofffluorid, Fluorwasserstoffsäure, acidum hydrofluoricum); ein aus Fluor und Wasserstoff bestehendes, höchst scharfes und stechend riechendes Gas, das jedoch schon mit sehr wenig Wasser eine farblose, ätzende an der Luft rauchende Flüssigkeit bildet, die man am besten in Flaschen von Guttapercha aufbewahrt, und versendet, da Glas durch die F. stark geätzt und die Säure durch die Glasbestandteile dann verunreinigt wird. Man bereitet die F. durch Erhitzen von gepulvertem Flußspat mit Schwefelsäurehydrat in Gefäßen von Blei oder Platin und Auffangen der Dämpfe in einer etwas Wasser enthaltenden, gut abgekühlten Blei- oder Guttaperchavorlage. Die Hauptverwendung der Flußsäure ist die zum Ätzen von Glas. Eine hierzu auch schon brauchbare Flüssigkeit erhält man, allerdings gemengt mit freier überschüssiger Schwefelsäure, wenn man eine Mischung von Flußspat, Schwefelsäure und Wasser einige Tage stehen läßt, bis die Zersetzung erfolgt ist und der gebildete Gips sich als Bodensatz abgesondert hat. Endlich erfolgt die Ätzung sofort, wenn die breiartige Mischung von Spatpulver und Säure direkt auf die zu ätzende Glasfläche gelegt wird. In allen diesen Fällen findet also eine nasse Ätzung statt, deren Wirkung sich von der Ätzung mit Dämpfen dadurch unterscheidet, daß die eingefressenen Striche etc. glatt und weniger bemerkbar sind, da das Glas an diesen Stellen nichts von seiner Durchsichtigkeit verloren hat, während im Gegenteil beim Ätzen mit Dämpfen, die man in einem geschlossenen Behälter ent, wickelt und sogleich an das Glas treten läßt die davon getroffenen Zeichnungen oder Flächen matt und undurchsichtig werden. Je nach dem Zwecke wendet man entweder die eine oder andre Methode an, wobei natürlich immer, wie