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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Gummi arabicum

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Gummi - Gummi

verschwunden sind. Dieses Gewächs ist es, von welchem ein Stück der afrikanischen Westküste den Namen Pfefferküste erhalten hat. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 25 i.

Gummi arabicum (Mimosengummi, Gummi mimosae, frz. gomme arabique, engl. arabic gum). Diese vielbenutzte, schon im Altertum bekannt gewesene Ware kommt nicht aus Arabien, welches Land wenig oder gar nichts davon erzeugt, sondern aus Afrika, und sollte besser afrikanisches Gummi heißen, denn Afrika ist die wahre Heimat der dornigen Akazien oder Mimosen, welche den Stoff ausschwitzen. Diese baum- und strauchförmigen Gewächse bewohnen, zum Teil ganze Wälder bildend, eine durch den ganzen Weltteil gehende Zone vom Senegal durch den Sudan über Libyen, Nubien, Ägypten bis ans Rote Meer, Kordofan, Senaar, Abyssinien mit begriffen. In dem sandigen Südafrika treten abermals Mimosenarten auf, doch ist das Gummi derselben geringwertig. Es gibt von der Ware so vielerlei Handelssorten, daß es keine leichte Sache ist, sich darin zu orientieren; noch weniger ist mit den botanischen Angaben der Stammpflanze aufs Reine zu kommen, doch dürfte das meiste G. von der Acacia Verek (Quill. et Perott), sowie von der A. arabica und gummifera (Wild.) abstammen. So viel man weiß, wird die Masse nirgends durch Rindeneinschnitte gewonnen, sondern die Hölzer füllen sich während der Sommermonate bis zum Oktober, der Regenzeit, mit Gummi; in der darauf folgenden Zeit der trocknen heißen Winde bekommt die Rinde zahlreiche Risse, durch welche der Saft ausfließt und erhärtet. Die Menge steigt mit der Häufigkeit der Winde, sodaß auch von diesem Produkt in verschiednen Jahrgängen reichliche und knappe Ernten fallen. Das westafrikanische Produkt wird unter dem Namen Senegalgummi von den Franzosen in den Handel gebracht, das östliche kommt großenteils nach Ägypten auf die Stapelplätze Kairo und Alexandrien. Andre Quantitäten verladen die Engländer an der Ostküste und bringen sie, zum Teil über Bombay, nach Europa, daher auch ostindisches Gummi unter den Handelssorten figuriert. In Ostindien selbst geben verschiedne Baumarten auch gummiartige Stoffe, so z. B. Feronia elephantum, die indes für den Handel nicht viel Bedeutung zu haben scheinen, es müßte denn sein, daß man sie zur Verfälschung benutzte. So finden sich neuerdings dem arabischen Gummi fremde Stücke beigemischt, die man als falsches oder indisches Gummi bezeichnet und die mit Wasser keine vollständige Lösung geben, sondern mehr nur aufquellen und erst durch Erhitzen und langes Rühren in Lösung gehen. Australien hat auch eine Gummiart, aber von geringer Qualität und meist rot- oder dunkelbrauner Farbe; es soll von der Acacia pycuantha abstammen. Solche Sorten, australisches, capsches, ostindisches Gummi sind wohlfeil am Markte und bilden das im Handel sog. Fabrikgummi. Sie dienen in der Technik zu solchen Zwecken, bei denen es nicht auf besondre Reinheit, starke Klebkraft, vollkommene Löslichkeit etc. ankommt. Das ostindische Gummi kommt häufig und in großen Klumpen nach England und ist, da es auch von mehreren Bäumen stammt, nicht gleichmäßig.

Das ostafrikanische oder arabische Gummi besteht aus größeren oder kleineren rundlichen Stücken, die teils farblos, teils gelblich, selbst bräunlich gefärbt sind, ist spröde, bröcklig und teilt sich beim Liegen von selbst in kleinere Stücke. Beim Kauen hängt es sich an die Zähne und schmeckt schleimig süßlich. In kaltem Wasser löst es sich bis auf Unreinigkeiten vollständig auf. Das Senegalgummi kommt meist in kugel- und walzenförmigen Stücken mit rauher, von netzförmigen Rißlinien durchsetzter Oberfläche, im Bruche glänzend und nüanciert sich von blaßgelblich bis dunkelbraun; es ist schwieriger zu pulvern als arabisches, löst sich ebenfalls, aber langsam und mit Rückstand in kaltem Wasser, zieht an der Luft Feuchtigkeit an und schmeckt schleimig säuerlich. Das Senegalgummi wird an den Ufern des Senegal am Rande der Sahara, einiges auch in entfernteren Gegenden von Eingeborenen gesammelt und von französischen Schiffen hauptsächlich nach Bordeaux und Marseille gebracht. Der Import dieser Sorte in Bordeaux beläuft sich auf circa 2½ Mill. kg jährlich. Es gibt davon auch verschiedne Sorten; im allgemeinen unterscheidet man harte und weichere. Die Härtegrade und die Ausgiebigkeit (Löslichkeit) ist aber bei der Senegalware, selbst wenn sie ganz gleichmäßig erscheint, sehr verschieden und ihre Wertermittelung hat daher besondre Schwierigkeiten. Ihre Gebrauchsfähigkeit ist beschränkter als die des arabischen Gummi und sie dient nur zu einigen technischen Zwecken. Die vielen Sortenbenennungen des Gummi überhaupt sind teils von ihren Erzeugungsländern, teils von den Handelsplätzen entnommen, über welche sie nach Europa gelangen. Triest, London und Hamburg sind die Haupthandelsplätze für diese Sorte; der Import in Triest beläuft sich auf circa 11000-12000 Ballen à 200 kg jährlich. Levantiner Sorten sind Talca, Suakim, Embavi, Geddah etc. Die beste Ware kommt von den Steppenländern der obern Nilgegenden, Kordofan, Senaar u. a. Die in Ägypten selbst gesammelte Ware ist Regierungsmonopol und bildet das Suakim- und Talcagummi. Die Waren kommen in den Handel immer in sortis, d. h. Großes und Kleines, Helles und Dunkles im Gemenge, und werden erst von Drogisten durch Auslesen (gummi arabicum electum) resp. Sieben in die eigentlichen Handelssorten geschieden und es ist dann alles G. arabicum ohne Unterschied der Herkunft. Zu der Primasorte, G. albissimum, kommen die ganz farblosen und weißen Stückchen; G. electum in 2 Sorten ist auch eine Auslese des Bessern, doch ohne Rücksicht auf Farblosigkeit, und enthält die sonst schönen gelblichen und rötlichen Stücke. Auch im gepulverten Zustande ist das Gummi käuflich, aber dann öfter viel Unreinigkeiten enthaltend. Übrigens werden gefärbte Sorten jetzt auch gebleicht und dadurch in albissimum verwandelt. Es geschieht dies vermittels einer Lösung von schwefliger Säure in Wasser, mit welcher die Gummilösung bis zur Entfärbung behandelt wird. Durch Zusatz von kohlensaurem Baryt, bis keine Gasblasen