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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Kollodium; Kolophonium; Koloquinten

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Kollodium - Koloquinten

(Cochin), Zanzibar. Die Gewinnung des Öls aus den Nußkernen erfolgt in verschiedner Weise, je nachdem sie Eingeborne oder Europäer betreiben; letztere arbeiten mit kräftigen Pressen (namentlich auf Ceylon) und erhalten durch heißes Auspressen der getrockneten und zerkleinerten Kernmasse die stärkste Ausbeute, während die Eingeborenen die Kerne gewöhnlich in Wasser kochen und das obenauf schwimmende Öl abschöpfen. Das Öl ist weiß oder schwach gelblich, bei gewöhnlicher Temperatur von der Konsistenz des Schweineschmalzes, riecht und schmeckt ursprünglich nicht unangenehm, nach Europa gekommen aber meist schon ranzig. Seine hauptsächliche Verwendung ist die zu Seifen; es geht mit starker Natronlauge leicht zu einer harten Seife zusammen, die nur das üble hat, daß sie einen lange beharrenden Geruch hinterläßt. Die Beliebtheit des Kokosöles für die Zwecke der Seifenfabrikation hat ihren speziellen Grund in dem Umstande, dass die daraus bereitete Seife eine große Menge Wasser oder Lauge binden und dabei doch trocken und hart erscheinen kann. Diese Eigenschaft überträgt das Fett auch noch auf Seifen, in denen es nur einen kleinern Bestandteil ausmacht. Sie heißen im Gegensatz zu den guten sog. Kernseifen gefüllte. Das Kokosöl kann wie andre Fette in einen festen und einen flüssigen Bestandteil, durch Pressen in einem dicht gewebten Sacke getrennt werden; es besteht aus den Glyceriden der Caprylsäure, Laurinsäure, Myristinsäure und Palmitinsäure. - Eingangszoll: Kokosnüsse und Kokosfasern sind zollfrei. Grobe Waren aus Kokosfasern z. B. Stricke, Decken etc. s. T. im Anh. No. 22 d, dergleichen gefärbte Waren No. 22 e 3. Flüssiges Kokosöl wird gemäß No. 26 a 4, festes nach No. 26 a 5 verzollt.

Kollodium (Collodion) heißt die in einer Mischung von Äther und Weingeist gelöste Schießbaumwolle (s. d.), eine dickliche wasserhelle oder etwas gelbliche, opalisierende Flüssigkeit, die in Apotheken und Chemikalienhandlungen überall käuflich ist. Damit die Wolle sich gut in der ätherischen Flüssigkeit löse, muß ihre Zubereitung etwas anders geführt werden, als wenn sie zu explosiven Zwecken dienen soll, denn gut explodierende Wolle löst sich nicht und gut lösliche hat geringe Explosivkraft. Die Unterschiede beruhen auf verschiednen Wärme- und Stärkegraden der gebrauchten Säuren, auch auf der Dauer der Einwirkung. Die Nutzbarkeit des K. beruht darauf, daß eine der freien Luft ausgesetzte Schicht desselben durch Verdunsten des Lösungsmittels sich rasch in ein dünnes, in Wasser unlösliches durchsichtiges und festhaftendes Häutchen verwandelt. Dieses Häutchen, auf Glasplatten erzeugt, ist vor allen Dingen das Hauptfundament der Photographie als der am besten geeignete Stoff, die Chemikalien einzusaugen, durch welche eine lichtempfindliche Schicht entsteht. Der Photograph braucht je für Positivs und Negativs besonders bereitetes K. Sein Präparat ist durch mehr Äther und Alkohol dünner als das gewöhnliche und enthält diejenigen Chemikalien (Jod- und Bromverbindungen) aufgelöst, welche nachgehends, beim Einbringen der Platte in die Silberlösung, die betreffenden lichtempfindlichen Silberverbindungen bilden. -

Medizinisch oder chirurgisch findet das K. Anwendung als eine Art Heftpflaster oder Schutzdecke, indem man dasselbe auf Schnittwunden, Hautabschärfung, flache Geschwüre etc. aufstreicht und eintrocknen läßt. Da es aber dabei stark einschrumpft und die Haut zusammenzieht, so ist es eben kein angenehmes Mittel. Die Apotheken führen noch ätzendes und blasenziehendes K.; das erstere enthält Quecksilbersublimat, das andre Kantharidentinktur. Außerdem findet der Stoff noch Verwendung zur Anfertigung kleiner Luftballons (durch Schwenken desselben in einer Glaskugel bis zur Trocknis und behutsames Ablösen), bei der Fabrikation künstlicher Blumen zu den Blütenblättern, in der Kunstgärtnerei statt des Baumwachses. Das K. wird fabrikmäßig bereitet, für Photographen auch schon mit den Chemikalien versetzt. Dieses photographische K. bildet in verschiednen Sorten einen nicht unbedeutenden Handelsartikel; nur wenige Photographen dürften sich dasselbe noch selbst bereiten. - Zoll: s. Tarif im Anh. Nr. 5 a.

Kolophonium (Geigenharz), ist gereinigtes, von ätherischen Öl (Terpentinöl) und Wasser befreites Harz von Fichten und andern Nadelhölzern. Es wird als Rückstand und Nebenprodukt erhalten bei dem Abtreiben des Terpentinöls aus dem Terpentin durch Destillation mit und ohne Wasserdämpfe. Der Rückstand wird in offenen Kesseln unter beständigem Umrühren so lange geschmolzen, bis aller Wassergehalt verdunstet ist, dann der Ruhe überlassen und das klare Harz vom Bodensatz abgeschöpft. Die gewöhnliche Farbe ist bräunlichgelb bis gelbbraun, das französische, mit Dampf abdestillierte heller, die Masse im Bruch glänzend, spröde, doch schon bei gelinder Warme klebrig. Die Ware wird in Österreich und in deutschen Waldgegenden, häufiger in Frankreich, im größten Maßstabe aber in Nordamerika erzeugt und in solchen Mengen so wohlfeil nach Europa gebracht, daß selbst der Fortbestand der französischen Produktion dadurch in Frage gestellt ist. Der jetzige großartige Verbrauch des Stoffes resultiert natürlich nicht aus dem Bestreichen der Geigenbogen, wozu es an sich, als zu weich, nicht einmal tauglich ist, sondern noch einmal umgearbeitet und mit härtern Harzen versetzt werden muß. Die stärkste Verwendung findet es zu den sog. Harzseifen (s. Seifen); andre starke Konsumenten sind die Papierfabriken, die das K. zur Bereitung ihres Harzleims gebrauchen (s. Papier). Weitere Mengen des amerikanischen K. verbrauchen die Brauereien zum Pichen der Fässer; außerdem gebraucht man es zur Bereitung von ordinärem Siegellack, zum Löten, zu Firnissen und zu Pflastern, auf Theatern zu Blitzpulvern etc. (Vgl. übrigens Terpentin und Harz.) - Zollfrei.

Koloquinten (Fructus Colocynthidis) sind die getrockneten und meist geschälten Früchte der Koloquintengurke (Cucumis Colocynthis), einer einjährigen zur Gurken- und Kürbisfamilie gehörigen Pflanze, die in Kleinasien, Syrien,