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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Korund; Krähenaugen; Krapp

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Korund - Krapp

wendungen sinnen und ist man dabei auf eine wie es scheint gute Idee gekommen: es werden in jüngster Zeit Platten offeriert zur Überkleidung von Dampfmaschinen-Cylindern und Rohrleitungen zum bessern Zusammenhalten der Hitze, und es soll dieses Mantelmaterial hierzu besser als alles andre geeignet sein und bedeutende Ersparungen an Brennstoff herbeiführen, was bei der geringen Wärmeleitungsfähigkeit des Korks wohl möglich ist. - Es sind in Deutschland mehrfach Versuche gemacht worden, die Korkschneiderei auch nach andern Gegenden zu verpflanzen, um armem Landstrichen neuen Verdienst zuzuführen: es sind aber diese Versuche nicht überall geglückt. Im sächsischen Erzgebirge haben sich jedoch einige Schneidereien in gutem Gange erhalten, so z. B. in Raschau bei Schwarzenberg. Maschinen gibt es in Deutschland nirgends, sondern nur Handarbeit. - Korkholz und lediglich auseinandergeschnittene Platten zollfrei. Bearbeitete Platten gem. Tarif im Anh. Nr. 13 f; Korkstopfen, Korksohlen Nr. 13 g.

Korund; der Gattungsname für diejenige Gruppe von Mineralien, deren Hauptbestandteil reine Thonerde ist, welche durch höchst kleine Mengen andrer Bestandteile verschiedentlich gefärbt sein kann und, wenn durchsichtig und gut kristallisiert, schöne Schmucksteine bildet, die an Wert dem Diamant nahe kommen können. (S. Rubin und Saphir.) Die bedeutende Härte, welche die ganze Gruppe auszeichnet, ist auch noch solchen Varietäten eigen, welche als unrein gefärbt, undurchsichtig oder derb, keine Verwendung als Schmucksteine haben, desto geeigneter aber sind zu Schleifpulver für andre harte Steine sowie Metalle. Es sind dies der im engern Sinne so genannte gemeine K., der Diamantspat und hauptsächlich der Smirgel (s. d.).

Krähenaugen (Brechnüsse, nuces vomicae, semen strychni); die Samen eines ostindischen Baumes, Strychnos nux vomica; sie sind scheibenförmig, glatt, am Rande abgerundet und etwas dicker als in der Mitte, hier auf der einen Seite mit einer kleinen Erhabenheit, auf der andern mit einer kleinen Vertiefung versehen; sie sind gelblich grau und mit außerordentlich zarten, angedrückten Haaren besetzt. Das Innere ist grauweiß, hornartig, sehr zähe und schwer zu pulvern. Die K. schmecken intensiv bitter und sind sehr giftig; sie enthalten Strychnin, Brucin und das noch nicht genügend untersuchte Igasurin. Die K. dürfen im Kleinhandel nicht verkauft werden. - Zollfrei.

Krapp (Färberröte, frz. garance; engl. madder; holl. mee oder meekrap); bis vor wenigen Jahren noch die wichtigste Färbepflanze neben der Spenderin des Indigo, schon in den ältesten geschichtlichen Zeiten bei den Römern, Griechen und Orientalen in Gebrauch, hat seit Entdeckung des künstlichen Alizarins immer mehr an Bedeutung verloren. Die Pflanze (Rubia tinctorum) ist im Orient heimisch, wird dort regelmäßig gebaut und ist dort am reichsten an Farbstoff. Sie fügt sich aber kältern Klimaten und ihr Anbau hat sich daher weiter über Europa verbreitet. Man kultiviert sie bisher in Frankreich, Holland, Belgien und Deutschland. England, das zuweilen als K. bauend aufgeführt ist, hat mit seinen Kulturversuchen keinen Erfolg gehabt und versorgt sich aus Holland, Frankreich und dem Orient. Die in letzterer Weltgegend gebaute Krapppflanze wird übrigens von den Botanikern als eine eigne Art, Rubia peregrina, genommen. Bei uns kommt der K. schon unter den Färbepflanzen vor, welche zur Zeit Karl's des Großen und auf dessen Empfehlung gebaut wurden. Die Anregung zu umfassenderer Kultur scheint erst durch die Kreuzzüge gegeben worden zu sein; der Anbau war vor dem dreißigjährigen Kriege in Deutschland weit ausgedehnter und beschränkt sich jetzt fast nur auf Schlesien (Breslau, Liegnitz), die Pfalz und Elsaß, doch ist, wie auch in Frankreich, der Krappbau außerordentlich zurückgegangen. Die Krapppflanze ist ein unsern Labkräutern und dem Waldmeister nahe verwandtes Gewächs mit ausdauerndem, schlanke gekrümmte Zweige austreibenden Wurzelstock und krautartigem, kantigem, verästeltem Stengel, um welchen lanzettförmige Blätter zu 4-6 Quirlen niederhängend sitzen. Die unscheinbaren grünlich gelben Blüten stehen in Rispen und bringen erbsengroße, rote, bei der Reife schwarze Beeren. Die Vermehrung geschieht bei uns nicht durch den Samen, sondern durch Wurzelauslegen in reihenweiser Anordnung. Die Ernte ist mühsam und zeitraubend, denn es müssen die Wurzeln mit der Hacke eine nach der andern aus der umgebenden Erde frei gemacht werden. Die Ernte erfolgt gewöhnlich, wenn die Pflanze drei Jahre alt ist, stellenweise auch schon im zweiten Jahre, wenn man Winterfröste zu fürchten hat, die die ganze Pflanzung vernichten würden. Im Orient, wo dies nicht zu besorgen ist, läßt man die Stöcke 5-6 Jahre alt werden und der Farbstoff hat daher viel mehr Zeit, sich anzuhäufen. Daher schreibt sich der größere Gehalt des orientalischen K. und das größere Kaliber der Wurzeln, welche bis kleinfingerdick werden, indes das abendländische Gewächs es höchstens bis zur Dicke eines Federkiels bringt. Die gegrabenen Wurzeln werden, nachdem sie von anhängendem Erdreich möglichst gereinigt, erst an der Luft und dann in Trockenstuben so weit getrocknet, daß sie beim Biegen kurz durchbrechen. Der orientalische K., Lizari genannt, wahrscheinlich nur an der Sonne getrocknet, kommt allein in ganzen Wurzeln in den Handel, indes die abendländische Ware in der Regel entweder zu grobem Pulver gemahlen oder schon weiter zu einem der noch zu erwähnenden Präparate verarbeitet vorkommt. Die knotigen, an den Knotenpunkten mit einzelnen feinern Wurzelhaaren besetzten Wurzeln haben im trocknen Zustande eine braunrote, längsrunzliche Oberhaut mit einer anhängenden, leicht ablöslichen Korkschicht, darunter die eigentliche, dunkelbraunrote Rindenschicht, die einen bittern, rötlich gelben bis roten holzigen Kern umschließt. Die Mittelschicht oder Unterrinde, die im frischen Zustande gelb oder in gewissen Bodenarten gezogen, wie gesagt, braunrot aussieht, ist nebst dem Holze der Hauptsitz der färbenden Materie. Man sucht daher bei den bessern Handelssorten die Oberhaut nebst den Saugwurzeln vor dem