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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Mangan; Manilahanf

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Mangan - Manilahanf

bis 46% Öl. Beide Öle zeigen insofern eine kleine Verschiedenheit, als das Öl aus süßen Mandeln bei der Elaidinprobe (s. Öle) früher erstarrt und fast vollständig fest wird, während das der bitteren erst ca. 12 Stunden später erstarrt. Das M. wird sehr häufig verfälscht, namentlich mit Aprikosenkernöl, Pfirsichkernöl, Sesamöl etc.; solche Verfälschungen lassen sich nur durch feinere chemische Prüfungen ermitteln. Man verwendet das M. in Apotheken. - Zoll: Fettes gem. Tarif im Anh. Nr. 26 a 1 und 4; ätherisches Nr. 5 a.

Mangan (Manganesium, Braunsteinmetall); das in dem Braunstein (s. d.) und andern Manganerzen enthaltene metallische Element, findet sich mit Ausnahme geringer Mengen in einigen Meteoreisenmassen nirgends unverbunden in der Natur. Das reine Manganmetall wird fabrikmäßig nicht dargestellt und bildet auch für gewöhnlich keinen Handelsartikel; man findet es nur auf den Preisverzeichnissen des feinerem Chemikalienhandels und kauft es zuweilen zum Vorzeigen für Unterrichtszwecke; dieses Metall besitzt einen weißgrauen ins Rötliche spielenden Glanz, ist politurfähig, sehr hart, sodaß es Glas und Stahl ritzt, dabei ist es spröde und läuft beim Erhitzen an der Luft mit ähnlichen Farben an, wie der Stahl; es schmilzt nur in der stärksten Weißglühhitze. Bei gewöhnlicher Temperatur hält es sich ziemlich lange blank, beim Erhitzen oxydiert es sich jedoch ziemlich schnell.

Jetzt wird im großen ein sehr manganreiches Roheisen (Ferromangan) durch absichtlichen Zusatz von Manganerzen beim Ausschmelzen dargestellt; dasselbe enthält oft bis zu 70% Manganmetall und zeichnet sich durch seine bedeutende Härte aus, weshalb es unter dem Namen Manganstahl vielfach zu Werkzeugen verwendet wird. Auch fertigt man eine Manganbronze, aus 15 Kupfer, 4 Mangan und 1 Zink bestehend; dieselbe ist messinggelb, sehr zäh, hämmerbar und soll sich zu Blech auswalzen und zu Draht ausziehen lassen. Von den Verbindungen des M. ist die wichtigste der Braunstein (s. d.), das natürliche Mangansuperoxyd, das zur Entwickelung des Chlorgases aus der Salzsäure und manchen andern Zwecken dient. Je nachdem hierbei Braunstein direkt mit Salzsäure, oder mit einem Gemisch von Schwefelsäure und Kochsalz erhitzt wird, bleibt im ersten Falle im Rückstände Manganchlorür (salzsaures Manganoxydul), im zweiten schwefelsaures Manganoxydul (Manganvitriol) übrig, die sich durch Wasser ausziehen lassen. Diese Nebenprodukte der Chlorkalkfabriken geben überreichlich Material zu Darstellung andrer Manganpräparate, dienen auch wie der Eisenvitriol zur Desinfektion und zur Reinigung des Leuchtgases.

Man benutzt die genannten beiden Salze sowie das essigsaure Manganoxydul in Druckereien und Färbereien zur Herstellung brauner Farben, indem man die damit getränkten oder bedruckten Zeuge nachgehends durch eine Lösung von Chlorkalk zieht, wodurch die Salze zersetzt werden und braunes Manganoxydhydrat sich auf der Faser niederschlägt. Das essigsaure Salz, das als Lösung käuflich ist, wird erhalten durch Vermischen der Lösung von schwefelsaurem Manganoxydul mit einer solchen von Bleizucker (essigsaurem Bleioxyd) oder von essigsaurem Kalk. Durch doppelte Zersetzung entsteht im ersten Falle unlösliches schwefelsaures Bleioxyd, im andern Gips als Abfall.

Reiner kann das essigsaure Mangansalz erhalten werden durch Auflösen von kohlensaurem Manganoxydul in Essigsäure. Das kohlensaure Salz bildet ein weißes, zartes, in Wasser unlösliches Pulver, das aus dem Chlormangan oder dem schwefelsauren M. durch irgend ein kohlensaures Salz, gewöhnlich Soda, ausgefällt und mit Wasser rein gewaschen wird. Wo in Gasfabriken das ammoniakhaltige Gaswasser auf Salmiak (Chlorammonium) ausgenutzt wird, erhält man das kohlensaure Salz als Nebenprodukt. Indem nämlich jene Wässer mit Chlormanganlösung gemischt werden, entsteht einesteils Salmiak, der in Lösung bleibt, andernteils kohlensaures Manganoxydul, welches als unlöslicher Niederschlag zu Boden fällt. Aus dem letztern läßt sich durch Erhitzen die Kohlensäure leicht verjagen, wobei das Oxydul noch Sauerstoff aufnimmt und in Oxyd übergeht. Anderseits kann aus Chlormangan und allen andern löslichen Salzen das Oxydul durch ätzende Alkalien als eine weiße Masse ausgefällt werden, die sich aber an der Luft durch Sauerstoffaufnahme rasch bräunt. Auf die eine oder andre Art wird das Manganbraun, eine im Handel befindliche wohlfeile Malerfarbe, erhalten. Im Handel findet man ferner noch das borsaure Manganoxydul (s. d.), welches man als das beste Sikkativ oder Trockenmittel für Firnis kennen gelernt hat, ferner auch übermangansaures Kali (s. d.). - Zoll: Manganstahl gem. Tarif Nr. 6 b. Manganpräparate sind zollfrei.

Manilahanf (Abaca, frz. chanvre de Manille, abaca; engl. abacca) heißen die Fasern aus den scheidenartigen Blattstielen mehrerer Arten Pisang oder Banane (Musa), welche in den Tropenländern Asiens einheimisch sind. Der Paradiespisang (Musa paradisiaca) ist als Lieferant der wohlschmeckenden Bananen eine wichtige Nährpflanze und als solche auch in die heißen Gegenden Afrikas und Amerikas, besonders nach Mexiko verpflanzt; bei uns ist derselbe in Warmhäusern gewöhnlich anzutreffen. Der Stamm dieser 2-6 m hohen Gewächse wird fast ganz aus den unteren rinnenartigen Teilen der Blattstiele zusammengesetzt und ist beim Herausarbeiten der Faser in seine Teile zu zerspalten.

Obschon mehrere Musaarten brauchbare Fasern geben, so benutzt man dazu doch vorzüglich den sog. Affenpisang, der deshalb auch in der botanischen Nomenclatur als Musa textilis (Gewebepisang) aufgeführt ist. Die Früchte dieser Art taugen nicht zum Essen. Umgekehrt läßt sich von dem Paradiespisang neben den Früchten nicht auch noch Hanf gewinnen. Der Grund davon ist der geringe Wert der Fasern in der reifen Pflanze. Deshalb schneidet man auch den Affenpisang im Alter von etwa 1½ Jahr, wenn er eben in Blüte treten will. Das Gewächs ist auf mehreren indischen Inseln heimisch, namentlich auch auf den Philippinen und Molukken;