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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Santorinerde; Saphire; Sardelle

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Santorinerde - Sardelle

Will man gelb gewordenes S. wieder farblos haben, so muß man es aus Alkohol umkristallisieren. In größern Gaben wirkt es giftig. Man hat auch das santonsaure Natrium (Natron santonicum) medizinisch angewendet. - Den Kindern gibt man das S. gewöhnlich in kleinen aus Eiweiß und Zucker gefertigten Tabletten, sog. Santoninzeltchen, welche eine ganz bestimmte Menge davon enthalten und in Apotheken vorrätig gehalten werden. - Zollfrei. Santoninzeltchen Nr. 25 p 1 des Tarifs.

Santorinerde; ein auf der griechischen Insel Santorin vorkommendes zerreibliches Mineral, ähnlich dem rheinischen Traß, wie die ganze Insel das Produkt vulkanischer Thätigkeit. Es ist ein vortrefflicher natürlicher Zement, der zwar nicht bis zu uns gelangt, aber im ganzen Gebiete des Adriatischen Meeres zu Wasserbauten und Uferschutz häufig gebraucht wird. Er bedarf weder Zubereitung, noch Zuschläge, sondern erhärtet, einfach ins Wasser geschüttet, sogleich zu Fels. - Zollfrei.

Saphire (frz. saphir, engl. sapphire); es sind dies Edelsteine, die in den besten Sorten mit zu den höchstgewerteten gehören. Seiner Natur nach ist der S. ein Korundedelstein, besteht also lediglich aus kristallisierter Thonerde (Aluminiumoxyd) und hat als färbenden Bestandteil ein wenig Chromoxyd. Vom Rubin unterscheidet er sich nur durch die Farbe, welche in verschiednen Abstufungen blau ist. Man unterscheidet als die teuersten die männlichen S. von tiefem und lebhaftem Indigblau, dann die weiblichen, deren Färbung heller ist, und als Wassersaphire die hellsten nur noch bläulichen. Nur die orientalischen Steine haben wirklichen Edelsteinwert; sie kommen aus Hinterindien, von Ceylon, Siam u. a. O. und werden im Sande der Flüsse und im Schuttland gefunden. In Sachsen, Böhmen, Frankreich finden sich an gewissen Örtlichkeiten, gewöhnlich in basaltische Lava eingewachsen, Blausteine derselben Art, zum Teil sehr hübsch gefärbt; sie bilden die occidentalischen S., die sich aber nie zu den hohen Werten erheben wie die indischen. Man schleift die guten Steine in denselben Formen wie die Diamanten; zeigt sich aber ein Stein als Sternsaphir, d. h. strahlt er aus seinem Innern einen sternartigen sechsstrahligen Schein aus, so wird er kappenförmig (en cabochon) geschliffen. - Zoll s. Edelsteine.

Sardelle (Encraulis encrasicholus Rond, Clupea sardina Cuv.) und Sardine (Pilchard, Alausa pilchardus Block, Cl. pilchardus Art.), zu den Heringen (s. d.) gehörende Fische im Mittelmeer und an den europäischen Küsten des atlantischen Ozeans von Südengland bis Spanien und Afrika, beliebte Delikatessen (vgl. Anchovis). Die S. ist bis 15,7 cm lang, azurblau, unten silberglänzend, hat glatte Bauchkante, schmale, weit vorstehende Schnauze, tief gespaltenes Maul, sehr spitze, kleine Zähne, große, dünne, durchsichtige Schuppen. Die Sardine ist oberseits bläulichgrün, an der Seite und am Bauche silberweiß gefleckt, 23,5-28,8 cm lang, hat tief gespaltene Zwischenkiefer, Bezahnung nur im Oberkiefer, sägeartig gezähnte Bauchkante und goldig schimmernde Kiemendeckel; sie findet sich von Südengland bis Spanien an den Küsten des atlantischen Ozeans, die Sardelle ebenda, auch in der Nordsee und besonders im Mittelmeer (Sardinien, Corsica, Nordafrika). - Anchovis, Sardellen und Sardinen werden vielfach mit einander verwechselt und im Handel nur nach der Zubereitung unterschieden; sie kommen alle in gewissen Zeiten in großen Zügen vor und werden bei Tag und Nacht gefangen, in der Nacht mit Anwendung von Feuerpfannen, die kleinern Fische auch vom Dezember bis Juli und selbst noch später, die größern nur in späterer Jahreszeit. Der Hauptfang ist an den Küsten der Bretagne, woselbst über 2000 Boote sich mit dem Fang beschäftigen; in der Neuzeit ist eine bedeutende Abnahme der Fische dort und an den Küsten der Niederlande und Belgiens beobachtet worden, wie man glaubt infolge kalter Wasserströmungen. Der Fang wurde bis jetzt zu über 7 Mill. Frcs. an Wert berechnet. England beschäftigt an 1700 Schiffe mit dem Fang, auch in Holland und Belgien - Brabanter Sardelle - ist der Fang noch bedeutend. Italien hat meistens Anchovis, versendet sie aber auch als S. etc. - Ein großer Teil der Fische wird frisch verkauft und genossen, für den weitern Handel werden sie aber entweder eingesalzen und in Fässer verpackt - Sardellen - oder, besonders in Frankreich und Italien, in Öl in Blechbüchsen - Sardinen. Alle Fische der Art werden sofort nach dem Fang am Lande von Kopf und Eingeweiden befreit, dann entweder in Salz gelegt und vor dem Verpacken zur Entfernung des Fettes gepreßt oder in Fässer mit Salz geschichtet, nach einigen Stunden auf Drahtgerüste gelegt und mit diesen eine halbe Minute in siedendes Öl getaucht, dann etwa 2-3 Stunden der Luft ausgesetzt oder bei Regenwetter über gelindem Feuer getrocknet, dann in die Blechbüchsen gelegt und mit frischem Olivenöl übergossen, worauf die Verlötung sofort stattfindet. Nach dem Verlöten kommt die Büchse kurze Zeit in siedendes Wasser, dann zur Abkühlung und schließlich zu 100 Stück in Kisten zur Verpackung (Sardines à l'huile). - Die S. sollen weiß, fest im Fleisch, mittelgroß und frisch gefangen zubereitet sein; man rechnet 5000 Stück auf ein Faß, von den kleinen, welche auch zum Ausfüllen verwendet werden, bis 10000, von großen nur bis 3000 und selbst 2000 Stück; am besten bezahlt werden die mittleren. Man bezeichnet auf den Fässern den Jahrgang und bevorzugt den zweiten; sie halten sich bis fünf Jahre lang, verlieren aber von drei Jahren an an Wert, - werden weicher, thranig, riechend, gelb und zerbrechlich. - Die Preise wechseln außerdem nach Jahrgang, Deutschland konsumiert vorzugsweise Brabanter S., Hauptbezugsort Amsterdam, sehr haltbar, pro kg jetzt bis zu 3 Mk. im Preis, ausgew. bis zu 6 Mk., italienische 2,50 Mk., beste Holländer pro Anker 150 Mk., Sardines à l'huile, beste, von Phillippe & Canaud, in ganzen Dosen bis 4 Mk., ¼ bis 1,25 Mk., überhaupt ¼ bis 1/1 von 90 Pf. an bis 4 Mk. - Pellier frères 90 Pf. bis 3 Mk., Gustalf ¼ 70 Pf. Anchovis, echte Chri-^[folgende Seite]