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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Schmelztiegel; Schmirgel; Schnecken

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Schmelztiegel - Schnecken

Augsburg, Hamburg etc. Mit Rinds- und Hammelfett versetzte S. kommt neuerdings mehr und mehr in den Handel; Zusätze derart vermindern den Wohlgeschmack, erniedrigen aber den Preis. Der Zusatz ist leicht erkennbar an der Farbe. Reine S. ist dunkelgelb. - Zoll s. Butter.

Schmelztiegel (frz. creuset; engl. crucible oder melting-pot). Es sind dies Gefäße von verschiednem Material, welche dazu dienen, starre Körper zu schmelzen, oder auch nur einer hohen Temperatur auszusetzen. Das Material, aus welchem die S. gefertigt werden, richtet sich teils nach der Höhe der Temperatur, die sie auszuhalten haben, teils nach der Natur der Stoffe, die man darin erhitzt.

Die Form, die man dem S. gibt, ist eine von unten nach oben zu sich konisch erweiternde mit kreisrundem Querschnitte; nur die sog. hessischen S. haben zuweilen einen abgerundet dreieckigen Querschnitt. Diese letzteren kommen aus Großalmerode und Ebterode in der Provinz Kurhessen; sie werden aus feuerfestem Thon und Quarzsand gefertigt und in großen Mengen versendet. Man erhält sie gewöhnlich in Sätzen von sechs Stück, die genau in einander passen; die größeren werden auch einzeln verkauft. Ferner hat man Chamottetiegel zum Schmelzen von Gußstahl und Glas.

Sehr beliebt sind Graphittiegel; sie werden aus Graphit und feuerfestem Thon gefertigt und zum Schmelzen von Gold, Silber, Messing, Neusilber, Gußstahl etc. verwendet; sie werden bei Passau in Bayern, Ips an der Donau (Ipser oder Ypser Tiegel) und in Dresden gefertigt, ferner in England. Gußeiserne Tiegel eignen sich nur für ganz gewisse Zwecke. Porzellantiegel, Platintiegel und Silbertiegel verwendet man nur für Arbeiten im kleinen (in chemischen Laboratorien); sie werden gewöhnlich mit abnehmbarem Deckel verkauft. Zum Schmelzen von Platin verwendet man Kalktiegel. - Zoll: S., irdene, auch aus Graphit, Kalk, Kreide oder Chamottemasse s. Tarif Nr. 38 b; aus Gußeisen Nr. 6 e 2 α u. β: aus Platin oder Silber Nr. 20 a.

Schmirgel oder Smirgel (lat. lapis smiridis, frz. émeri oder corindon granulaire, engl. emery). Ein äußerst wichtiges und massenhaft gebrauchtes Mittel zum Schleifen und Polieren von Metallen, Steinen und Glas. Er ist seiner Art nach ein Korund, ein Mineral, das aus reiner Thonerde besteht, und hiernach dasselbe wie Rubin und Saphir, nur ohne deren Farbenpracht, denn er ist derb, undurchsichtig, in der Farbe meist dunkel bläulichgrau oder von verwandten Nüancen. Als eingemengten Bestandteil führt er in der Regel Magneteisen.

Das Mineral tritt in kompakten Massen auf und muß zum Gebrauch erst gestoßen und geschlämmt werden; es besitzt in seinen kleinsten Teilen eine solche Härte, daß es das wirksamste Schleifpulver nach dem Diamantstaub gibt, ist aber nicht an allen Orten seines Vorkommens gleich gut; es sind daher die Fundorte im sächsischen Erzgebirge und dem benachbarten Böhmen, die übrigens auch wohl erschöpft sind, in Spanien, Persien, England, Schweden etc. von geringer Bedeutung.

Die Bezugsquelle der besten und gesuchtesten Ware ist vielmehr nur eine einzige, die griechische Insel Naxia, mit ihrem alten Namen Naxos. Dort findet sich der Stoff nicht nur in bester Güte, sondern auch noch immer in ungeheuren Massen, trotz einer bereits sehr lang dauernden Ausbeutung, die jährlich etwa 50000 Ztr. entführt. Der dortige S. ist von gleichmäßig dunkelgrauer Farbe, sein Korn von besonderer Härte und Feinheit. Der Preis dafür ist hoch und in letzter Zeit noch erhöht worden, da die griechische Regierung die Brüche an eine englisch-französische Gesellschaft verpachtet hat und diese sogleich mit den Preisen aufgeschlagen ist. Dies hat die Aufmerksamkeit wieder mehr auf den kleinasiatischen, sog. türkischen S., gelenkt, dessen Vorhandensein längst auch bekannt war, da ja der Name selbst von dem Namen der Stadt Smyrna herkommen soll; nur war die Qualität dieser Ware nicht genügend. Es sind indes in den letzten Jahren und noch bis in die jüngste Zeit bei besserm Nachsuchen Lager gefunden worden, welche geeignet sind, mit denen von Naxos wenigstens für gewisse Zwecke zu konkurrieren, namentlich zum Stahlpolieren, während Spiegelfabrikanten und Edelsteinschleifer, wie es scheint, auf Naxos angewiesen bleiben.

Die Ausfuhr aus Kleinasien hat sich demnach in letzter Zeit bedeutend gehoben, um so mehr, als die Preise der dortigen Ware im Verhältnis niedrig sind. England mit seiner gewaltigen Stahlindustrie bezieht schon großartige Mengen; die Ausfuhr geht aber auch nach Holland, Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Das an Naturprodukten so reiche Amerika hat doch keinen S. Das Material geht von Smyrna, wie auch von Naxos im unzerkleinerten Zustande fort und wird erst in den Verbrauchsländern durch Stampfen, Mahlen und Schlemmen gebrauchfähig gemacht.

Es werden eine Reihe von Sorten hergestellt, gröbere zum Rauhschleifen und feine zum Polieren, und entweder durch Nummern oder die Zeitangabe des Schlemmens unterschieden. Wenn die gepulverte Masse in viel Wasser aufgerührt wird, so setzt sich natürlich das Gröbere zuerst und in der Folge immer Feineres ab. Je länger daher gewartet wird, ehe man die noch trübe Flüssigkeit abzieht, um so feiner wird der Stoff, der sich noch aus ihr absetzt. Hiernach hat man Sorten von 3, 5, 10 Minuten etc. Im gewöhnlichen Verkauf kommt die Ware nur einfach pulverisiert und in Körnern vor im Preise von 27, 30 bis 39 Mk. pro Ztr. Die Körner haben die Größen des feinen bis groben Schießpulvers.

Außer in Pulverform, meistens mit Öl gemischt, wird der S. auch noch angewandt auf Papier oder Zeug befestigt (Schmirgelpapier und S.-Leinwand), um Messing, Argentan u. dgl. zu schleifen und Rostflecke von Stahlwaren zu vertilgen, ferner mit Schellack eingeschmolzen und in Formen gegossen zu künstlichen Schleifsteinen, Scheiben und Feilen. - Zoll: S., Schleifsteine, Scheiben und Feilen daraus, ebenso Schmirgeltuch sind zollfrei. (Vgl. Schleifsteine.) Schmirgelpapier s. Tarif Nr. 27 b.

Schnecken (Gattung Weinbergsschnecke, Helix pomata) bilden in Italien, Österreich, in