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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Seronen; Serpentin; Serradella; Sesam

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Seronen - Sesam

Futterstoffe. Sie unterscheiden sich von andern geköperten Waren dadurch, daß sie nicht appretiert sind. - Zoll: S. aus Seide gem. Tarif Nr. 30 e, aus Halbseide Nr. 30 f, aus Wolle, auch mit Baumwolle gemischt Nr. 41 d 5 α bezw. β.

Seronen (Suronen) heißen die aus rohen Rindshäuten bestehenden Packhüllen, in welchen aus Brasilien und andern südamerikanischen Ländern kommende trockne Waren verschiedner Art emballiert sind. Sie werden in Europa zum Schluß teils noch gegerbt, teils in den Leimsiedereien mit verarbeitet. Der Name hat sich indes auch auf andres Packmaterial ausgedehnt und bezeichnet auch solche Emballagen, welche aus einer doppelten Lage von Bast- oder Schilfmatten, oder aus einer einfachen solchen Lage mit einer Umhüllung von Packleinen bestehen. Es kommen daher auch Schilf- und andre S. vor. - Zollfrei.

Serpentin (Schlangenstein), eine eigentümliche Felsart, welche in der Hauptsache aus kieselsaurer Talkerde mit 12-13% Wasser besteht und durch Eisen und etwas Chromoxyd gefärbt ist. Die Färbung ist gewöhnlich schwarzgrün oder schwärzlich, zuweilen rotbraun, mit mannigfach wechselnden Flammen, verschlängelten Adern und Flecken, die an die Tigerung mancher Schlangenhäute erinnern, häufig aber auch ohne solche, in ganz gleichmäßigen Nüancen. Die Zeichnungen des Gesteins beruhen meistens auf den zahlreichen Einschlüssen fremder Mineralien, welche in der Grundmasse desselben enthalten sein können; die interessantesten Liniaturen bildet, wo er vorkommt, der Asbest. S. kommt nicht selten vor und findet sich entweder in Schichten zwischen anderm Gestein oder bildet für sich Hügel und kleine Berge, ist aber in vielen Fällen sehr zerklüftet oder bildet ein Haufwerk einzelner Blöcke.

Das Mineral wurde schon im Altertum zu Säulen und andern architektonischen Werken benutzt; in England, wo dasselbe sehr schön und in großen Blöcken bricht, ist dies noch jetzt der Fall und es werden daraus Bauornamente, Taufsteine, große Vasen, Obelisken und andre Luxusartikel gefertigt. In Italien, besonders zu Pisa, benutzt man das Material zu ähnlichen Zwecken, namentlich auch zur Nachbildung antiker Vasen, zu Tiergruppen und manchen andern Bildnereien.

In Deutschland ist Zöblitz bei Marienberg in Sachsen derjenige Fundort, welcher schon seit dem Anfange des 17. Jahrhunderts das Material zu den bekannten überall verbreiteten wohlfeilen Serpentinwaren liefert. Man fertigte hier früher nur Reibschalen und Mörser für Apotheker, Leuchter, Urnen, Vasen, Becher, Teller, Dosen, Schreibzeuge, Briefbeschwerer, Würfel, Wärmsteine etc.; größere Gegenstände, wie Grabsteine und Platten, Simse u. dgl., die anfänglich hier auch geliefert wurden, waren eine Zeitlang nicht mehr zu beschaffen, da die hierzu tauglichen größern Massen nur noch in solcher Tiefe lagen, daß sie wegen Wasserandrang nicht mit den zu Gebote stehenden Mitteln erreichbar waren. Seit einer Reihe von Jahren hat aber die Zöblitzer Industrie eine ganz andre Gestalt angenommen durch das Eintreten einer mit bessern Kräften arbeitenden Aktiengesellschaft, welche die bergmännischen Schwierigkeiten bewältigt und mit mechanischen Arbeitsmaschinen noch viel größere Warenmassen und wohlfeiler aus schönerm Material herstellt und absetzt.

Schönheit wie Massenhaftigkeit des Gesteins nehmen mit der Tiefe zu und es gibt nun wieder Grabplatten und Kreuze, Säulen, große Würfel zu Postamenten u. dgl. Erst an solchen fein geschliffenen und polierten Stücken wird die Schönheit des Materials recht ersichtlich, das noch ein besonderes Interesse hat durch die überall eingesprengten Granaten, für welche der S. das Muttergestein bildet. Das Zöblitzer Warensortiment ist jetzt bedeutend erweitert und geschmackvoller geworden; man fertigt unter andern auch Mosaikplatten für Fußboden und Wandbeleg und verwendet dazu die Steine mit hellen Grundfarben, gelb, weiß, grün, rot, welche sich in der dunkeln Masse nesterweise vorfinden, ebenso eine dunkelschwarze Varietät. Es werden alle bestellten Ornamente und andre Kunstsachen wie größere Bildwerke geliefert.

Man kennt noch Serpentinlager bei Waldenburg, Limbach und Waldheim in Sachsen und bei Hof im Fichtelgebirge; sie sollen aber wegen größerer Härte schwerer zu bearbeiten sein und nur das Waldheimer Lager wird ausgebeutet. Der S. im allgemeinen und der Zöblitzer insbesondere hat die Eigenheit, frisch aus der Erde genommen, sehr weich und mit scharfen Instrumenten leicht bearbeitbar zu sein, während er doch an der Luft mit der Zeit sehr hart wird. - Zoll: Serpentinsteine und rohe Platten sind zollfrei. Waren aus S. werden gem. Tarif Nr. 33 d 1 und 2 verzollt.

Serradella (Ornithopus sativus Brot, Vogelfuß, Krallenklee, Sandvogelfuß, Klauenschote, Familie der Schmetterlingsgewächse, Gruppe der Coronilleen, engl. Bird's foot, frz. ornithope und pied d'oiseau), seit 1843 in Deutschland eingeführt und für Sandboden und Boden, welcher die Kleearten nicht sicher trägt, vortreffliche Futterpflanze mit großen rosafarbigen Blüten, 30-60 cm hoch, einjährig, heimisch in Spanien, Portugal und Nordafrika, vorzüglich als Weidepflanze. Saatbedarf 15-40 kg, je nach Art der Saat, Ertrag 12-14 m. Ztr. Heu. Same ungleich reifend, Ertrag 500-800 kg neben 10-12 Ztr. Stroh. Gewicht des hl Samen 45 kg. Preis für Saatgut pro 100 kg 50 Mk. Anbau in Deutschland etwa 130000 ha, Samengewinn 19000 Ztr. Belgien und Österreich bauen auch viel S. - Zollfrei.

Sesam (Sesamum L., orientalischer Flachsdotter, Familie der Bignoniaceen, engl. Oily Grain, Oil plant, Sesame, orientatischer ^[richtig: orientalischer] S.-Vanglo, Zezegany und oriental S., frz. sésame, S. de l'Inde), angebaut als Ölpflanze in den Sorten S. indicum L. und S. Orientale L. in den Tropen und in gemäßigt warmen Klimaten von China und Indien bis Algier und von Brasilien bis zu den Südstaaten der Union; 1-2 m hoch, mit ovalen drüsig, klebrig behaarten Blättern, meist weißen und rötlichen Blüten und vierkantigen, abgerundeten Kapseln mit zahlreichen Samen, eiförmig, stark plattgedrückt, angenehm schmeckend, hellgelb bis bräunlich, S. indicum, braunviolett