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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

Schlagworte auf dieser Seite: Viehhandel

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Viehhandel - Viehhandel

Viehhandel zeigte 1880 einen Gesamtumsatz von über 313 Mill. Mk. und zwar:

in Einfuhr:

^[Liste]

Pferde 59722 Stück zu 59722000 Mk.

Kühe 53415 " " 14956000 "

Ochsen 16078 " " 4823000 "

Jungvieh 59958 " " 3299000 "

Schweine 1272716 " " 62086000 "

Schafe 173677 " " 2269000 "

: 1635566 Stück zu 147182000 Mk.

Ausfuhr:

^[Liste]

Pferde 17960 Stück zu 25144000 Mk.

Kühe 49826 " " 14948000 "

Ochsen 58896 " " 23555000 "

Jungvieh 104612 " " 39965000 "

Schweine 457949 " " 37555000 "

Schafe 1256584 " " 24920000 "

: 1945827 Stück zu 166177000 Mk.

Die Preise von Luxustieren (Pferden, Geflügel, Hunden etc.) sind beherrscht durch Mode und Liebhaberei, die erstaunlichen Summen aber, welche für Rennpferde gezahlt werden, mehr durch die Spekulation, die Hoffnung auf große Gewinne bei den Rennen bedingt. Noch in den letzten Jahren sind bei Auflösungen von Rennställen für einzelne Tiere über 100000 Mk. gezahlt worden; das amerikanische Pferd Iriquois, welches 1881 in dem großen Rennen zu Derby gesiegt hatte, löste 119000 Mk., und auf Foxhall, den Sieger von 1882, wurden vergebens 300000 Mk. geboten. Er hatte einen Preis von 127480 Mk. gewonnen. Für die preußischen Gestüte wurden Pferde zu 60000-135000 Mk. in den letzten Jahren gekauft, selbst Hengste von Suffolks, den besten schweren Last- und Karrenpferden der Jetztzeit, bis zu 75000 Mk. Bei Zuchttieren ist es die Hoffnung auf den Erlös aus der Nachkommenschaft, welche die hohen Preise anlegen läßt. Das deutsche Pferd Savernake hatte 83 Nachkommen, welche zusammen 430388 Mk. gewonnen haben. Die Pferde, welche mit solchen Preisen bezahlt werden, gehören dem englischen Vollblut oder daraus gezogenen Tieren an. Nächst diesen sind die Orientalen die edelsten Pferde (Araber, Berberen, Turkomanen, Perser, Nubier, Ägypter). Die Araber verkaufen aber nur Hengste und behalten die besten Tiere; für Verkaufstiere kennt man Preise bis zu über 20000 Mk. Die eigentlichen Nutzpferde (Reit-, Zug-, Kutschpferde etc.), soweit es nicht Luxustiere betrifft, sind in England von 1864-1878 von durchschnittlich 414 auf 721 Mk. gekommen; für die Remonte zahlte man in Preußen 620-700 Mk. und etwa ebensoviel in Österreich für Militärpferde und in Frankreich für die bezogenen amerikanischen; gute Trakehner, die besten preußischen Pferde, lösten auf Auktionen schon über 3000 Mk. Englands Pferdezucht liefert sehr verschiedenartige Tiere: Renn-, Jagd-, Damen-, Reit-, Reise-, Kavallerie-, Acker-; Wagen-, Kutsch-, Karren-, Bauernpferde, Ponies, Paßgänger etc.; man unterscheidet Vollblut, Halb- und Dreiviertelblut, Edle Pferde etc., auf Ausstellungen aber die Gruppen: Kutsch-, landwirtschaftliche Gebrauchs-, Voll-, Halbblut-, Karren-, Jagdpferde und Ponies. Die beliebtesten Nutzpferde sind jetzt Yorkshires, Lincolns, Clevelands, Clydesdaler, Suffolks, alle nach und nach zu schweren Pferden herangezogen. -

Auch in Deutschland überwiegt immer mehr der Gebrauch schwerer Pferde, besonders auch in der Landwirtschaft, welche, in Norddeutschland wenigstens, fast nur noch Pferde zum Ackerbau verwendet, und, des gebotenen tiefen Pflügens, sowie der Fuhren wegen, solche schwereren Schlages. Beliebt sind die französischen Percherons, Boulogner, Normanen, Ardenner, die deutschen Birkenfelder und Eiffelner, dann Friesen, Dänen, Holsteiner, etc. Die vorzüglichen schweren Pinzgauer (Norische Pferde) Österreichs sind weniger mehr verbreitet, die Zucht wird aber mit Recht wieder zu heben versucht. Holland besitzt die schwersten Pferde, welche nur noch in Amerika Konkurrenten haben und in England, viel verbreitet sind: Riesen- oder Elefanten-, Bierbrauer-, Flandrische-, Brabänter Pferde, etc. Die kleinsten Pferde hat England in den Shettlands Ponies. In Deutschland gehört die Mehrzahl der Pferde bestimmten Rassen nicht an; es gibt noch Hauspferdezucht der Bauern in Bayern, am Rhein, im Norden und Osten, wertvolle Privatgestüte, besonders in Mecklenburg und im Nordosten, ausgezeichnete Landeszucht in Oldenburg und unter den vortrefflichen Gestüten Trakehnen als das berühmteste für Kutschlag (unübertroffen), und Reitschlag. Die ostpreußische Zucht hat sich in den letzten Kriegen am beßten bewährt. Sehr bedeutend ist der Verkauf von Herbstfohlen, welche dann herangezogen werden; Preise 70 Mk. und mehr. Die eigentliche Pferdezucht gehört in die Gegenden mit guten und billigen Weiden. - Der Bedarf an Pferden ist ein sich steigernder; je mehr Eisenbahnverkehr, um so mehr Pferde sind notwendig für Lokalfrachten; die Preise sind ebenfalls steigende, doch aber ist die Zucht nur selten rentabel genug und das Halten und Züchten von Pferden mehr Liebhaberei als Sache des rechnerischen Kalküls. Der europäische Pferdebestand ist etwas über 42 Mill. Stück; Rußland hat davon über 18 Mill., Deutschland 3,5 Mill. Esel, Maultiere und Maulesel kommen vorzugsweise in den Mittelmeerländern vor, selbst für Artillerie verwendet man dort Maultiere; in Deutschland hatte Hannover eine gute Zucht davon, welche seit 1866 eingegangen ist. In Badeorten gibt es Maultiere für Droschken und zum Reiten; die zu solchen Zuchten geeigneten Esel werden besonders in Poitou gezogen. Der Preis der Maultiere steht um etwa ⅓ geringer als der der gewöhnlichen Pferde leichterer Art, für welche 3-500 Mk. angelegt werden, für schwerere Pferde bis über 1200 Mk. In bezug auf das Rindvieh gibt es Milch-, Mast-, Zugrassen und sog. Allemannstiere, solche, welche, mittlerer Größe und kleiner sind, nach keiner dieser Richtung hervorragen, aber befriedigende Resultate für Zug- und Milchgewinn geben und sich nach den Gebrauchsjahren noch leidlich mästen