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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Einleitung.

Dass man bei der äusseren Reinigung der Gefässe, namentlich der Standgefässe, ebenfalls den Stoff, durch welchen sie beschmutzt sind, berücksichtigen muss, versteht sich von selbst. Harzige Stoffe entfernt man mit Terpentin oder starkem Sprit u. s. w., u. s. w.

Während wir in dem Vorhergehenden versucht haben, kurze, allgemein gütige Regeln und Rathschläge für die Führung des Geschäftes und die dabei vorkommenden Arbeiten zu geben, wollen wir in Folgendem wenigstens einige der wichtigsten oft vorkommenden, wissenschaftlichen Ausdrücke besprechen und erklären. Die zahlreichen Fragen aus der geschäftlichen Praxis erfordern meistens erst eine grössere Waarenkenntniss, wir werden sie deshalb am Schluss der Waarenkunde in einem besonderen Abschnitt besprechen.

Schmelzpunkt heisst der Punkt, bei welchem ein fester Körper in die flüssige Form übergeht.

Erstarrungspunkt umgekehrt der Punkt, bei welchem der flüssige Körper in die feste Form übergeht.

Koch- oder Siedepunkt ist der Punkt, bei welchem eine Flüssigkeit unter Aufwallen (Kochen) sich in Dampf verwandelt. Es sei hierbei bemerkt, dass die meisten Flüssigkeiten, wenn sie überhaupt flüchtig sind, schon bei weit niedrigeren Temperaturgraden als ihrem Siedepunkt verdunsten, d. h. sich verflüchtigen. Bei einer solchen allmäligen Verdunstung findet aber niemals eine Blasenbildung wie beim Kochen statt. Die Bestimmung des Schmelz-, Erstarrungs- und Siedepunktes ist vielfach für den Werth der Waaren von grosser Wichtigkeit, weil sie uns Aufschlüsse über die Reinheit der Waaren giebt, da für jeden Körper diese drei Punkte genau feststehen.

Wärmemessung. Zum Messen oder Bestimmen der Wärmegrade bedient man sich des Thermometers (Wärmemessers) und zwar bei allen wissenschaftlichen Bestimmungen des hunderttheiligen Thermometers, nach seinem Erfinder Celsius genannt. Auch in dem vorliegenden Buche beziehen sich alle angegebenen Temperaturgrade auf die Skala von Celsius. Bei diesem ist der Nullpunkt der Skala mit dem Erstarrungspunkt des Wassers identisch, während der Siedepunkt auf 100 festgesetzt ist. Der Zwischenraum dieser beiden Punkte ist in 100 Theile (Grade) eingetheilt. Die so entstandene Skala bildet die feststehende Vergleichsnorm aller übrigen Temperaturen. Bei uns in Deutschland ist im gewöhnlichen Leben noch das Thermometer nach Réaumur im Gebrauch, bei welchem der Kochpunkt und der Erstarrungspunkt des Wassers ebenfalls als Norm angenommen werden, jedoch ist hier der Koch- oder Siedepunkt bei 80 gesetzt. Hier ist der Zwischenraum nicht wie bei Celsius in 100, sondern in 80 Theile (Grade) getheilt. Die Temperaturen unter