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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Blüthen

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Theoretisches über die Hauptorgane der Phanerogamen-Pflanzen.

zahlreich hierbei vorkommenden Verschiedenheiten werden am besten durch die Abbildungen erklärt.

Auch die Stellung der Blätter zu ihrer gemeinsamen Mutteraxe (Stengel) dient zu ihrer Charakterisirung. Wir nennen sie wechselständig, wenn die Blätter ungleich in Form einer Spirale um den Stengel vertheilt sind; gegenständig, wenn je zwei Blätter sich gegenüberstehen; quirlständig, wenn die Blätter in gleicher Höhe an der gemeinsamen Axe in Form eines Quirls befestigt sind. Zuweilen laufen die Blätter in Stachelspitzen aus, oder aber, wie dies namentlich bei den ungepaart gefiederten Blättern vorkommt, das Endblatt verwandelt sich zuweilen auch in eine Ranke, die als Klammerorgan für die Pflanze dient.

Blüthen. Flores.

Blüthen nennt man die aus Blättern zusammengesetzten geschlechtlichen Fortpflanzungsorgane der Phanerogamen, während man die einfacher gebauten Geschlechtswerkzeuge der Kryptogamen nicht als Blüthe bezeichnet. Die Blüthen haben die Bestimmung, den Samen zu bilden, durch welchen die Fortpflanzung der Art geschieht. Sie entspringen aus einer Terminal- oder Axillarknospe und unterscheiden sich von den gewöhnlichen Knospen in der Anlage fast gar nicht, nur dass hier die Axe sich weniger ausbildet und sich in einen Fruchtboden, der die Blüthentheile trägt, umgestaltet. Die Blüthen sind aus folgenden Haupttheilen zusammengesetzt:

1. den Kelchblättern (Kelch Calyx),

2. den Blumen- oder Kronenblättern (Blumenkronen Corolla),

3. den Honigbehältern (Nektarien),

4. den Staubblättern oder Staubfäden (die männlichen Geschlechtsorgane darstellend),

5. den Fruchtblättern (die weiblichen Geschlechtsorgane enthaltend), meistens Pistill und Narbe genannt.

Nicht jede Blüthe enthält alle diese fünf Theile, sondern es können einzelne oder mehrere dieser Organe fehlen.

Die Blüthendecke. Kelch sowohl wie Blüthenkrone fehlen oft ganz. Die Blüthenblätter sind wie die Laubblätter von sehr verschiedener Form. Auch die Honigbehälter, welche an den verschiedensten Theilen der Blüthe angebracht sind (die Sporen des Veilchens z. B. sind Honigbehälter), fehlen vielfach gänzlich.

^[Abb:Fig. 35. Blattränder: a gesägt, 1 fein, 2 grob, 3 dopp. gesägt; b gezahnt, 1 fein, 2 grob, 3 dopp. gezahnt; c buchtig; d ausgeschweift; e gekerbt, 1 grob, 2 dopp. gekerbt.]

^[Abb:Fig. 36. Blüthe von Ranunculus acer. Natürl. Grösse.]