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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

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Hochasien.

Die Blüte der chinesischen Malerei fällt in die Zeit von etwa 1000-1300 n. Chr., in welcher die Kaiser auch Gemäldesammlungen anlegten und Malschulen errichteten. Später wurden keine Fortschritte mehr gemacht, ja es trat ein Verfall ein, so daß die Werke nach 1400 n. Chr. hinter den älteren zurückstehen.

Die Gemälde wurden auf Papierrollen ausgeführt, und zwar mit einer meist bewundernswerten Feinheit in der Linienzeichnung, die sich daraus erklärt, daß die Chinesen mit Haarpinseln schrieben und daher in der sicheren Handhabung derselben Meister waren. Die Fertigkeit tritt auch hier wieder in den Vordergrund, von künstlerischer Auffassung und geistiger Durchbildung des Stoffes ist nicht viel zu verspüren. Die Umrisse werden klar und scharf gegeben. Den Eindruck des Körperlichen vermochten die chinesischen Maler aber ebenso wenig zu erzielen, als sie es verstanden, die Hauptsachen hervorzuheben. Alles ist gleichmäßig behandelt, jede auch unbedeutende Einzelheit genau ausgetüftelt. Die dargestellten Gegenstände erscheinen daher einerseits wie flach gepreßt, und andrerseits heben sie sich nicht von einander ab, so daß ein chinesisches Gemälde sich nur als eine Nebeneinanderreihung von unkörperlichen Umrissen, ohne Anordnung nach künstlerischen Gesichtspunkten darstellt.

Anzuerkennen ist die Frische und Kraft der Farben, recht leuchtende wurden bevorzugt; guten Eindruck macht auch der Sinn für Farbenzusammenstimmung. Auf die Abtönung bei den Uebergängen legten die Chinesen weniger Gewicht. Die chinesische Malweise kann man auf den Porzellansachen erkennen; daß bei diesen die Fertigkeit im Einbrennen der Farben eigentlich das Bewundernswerte ist, brauche ich wohl nicht besonders hervorzuheben.

Bildnerei und Bauwesen. Die Bildnerei der Chinesen beschränkt sich auf die Porzellangestalten; um große Werke auszuführen (Standbilder, Flachbildwerke), fehlte Anlaß und vielleicht auch Begabung. Es hängt dies mit dem Bauwesen zusammen, mit dem ja die Bildnerei eng verknüpft ist. In China kannte man als Baustoff nur Holz (Bambusrohr) und Lehmziegel; diese sind nun freilich wenig geeignet, um großartige und dauerhafte Bauwerke auszuführen. Die ursprüngliche Religion der Chinesen - die im wesentlichen in Verehrung der Ahnen und der Geister, welche alle sinnlichen Erscheinungen beleben, bestand - hatte weder Priester, noch Tempel und Götterbilder.

Es gab somit anfangs keine religiösen Bauten, welche anderwärts das Meiste zur Entwicklung der Kunst beitrugen. Erst der Buddhismus brachte Tempelbauten mit sich und da er aus Indien kam, erscheint es begreiflich, daß hierbei auch indische Bauformen mit eingeführt wurden, welche man nur im chinesischen Geschmacke umgestaltete.

Chinesische Bauformen, Turmbauten. Man findet daher einerseits die selbständigen Thorbauten für die weitläufigen Tempelhöfe, andrerseits die hohen Turmbauten, - Pagoden nach der landläufigen Bezeichnung, chinesisch tha genannt - welche aus mehreren Stock-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 62. Japanischer Tempel in Kyoto.

(Nach Photographie.)]