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Illustrierte Kunstgeschichte

Johannes Emmer, Deutsche Volksbibliothek A.-G., Berlin, ohne Jahr [1901]

Schlagworte auf dieser Seite: Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert

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Die Malerei im 14. und 15. Jahrhundert.

lassen, giebt sich bei aller Unterordnung unter die baukünstlerischen Bedingungen ein erheblicher Fortschritt von der bloßen Flächenfärbung zum bildnerischen Ausdruck kund. Die Grundlagen für eine weitere Entwicklung waren somit vorhanden, sowohl was die Arbeitsfertigkeit betrifft, wie auch die ganze künstlerische Richtung, welche ja, wie schon bei Besprechung der Baukunst ausgeführt wurde, auf schmuckhafte, malerische Wirkung ausging.

Altartafeln. Ein äußerlicher Umstand förderte sodann auf deutschem Boden das Aufkommen der Tafelmalerei, mit welcher der entscheidende Schritt zur Unabhängigkeit gemacht wurde. Die gotische Bauweise gewährte keine ausgedehnten Flächen für die Wandmalerei, dagegen bedurfte man für die zahlreichen Altäre eines Schmuckes, welcher wirkungsvoll, aber nicht kostspielig sein sollte. Früher hatte man die Altäre mit Schmuckwerk aus Gold und Silber ausgestattet, so lange hauptsächlich Fürsten und reiche Klöster Stifter waren, nunmehr beteiligten sich aber vorwiegend die bürgerlichen Kreise daran, deren Mittel bescheidener waren. Es wurden daher die geschnitzten und gemalten - in der Regel dreiteiligen - Altartafeln üblich. Die herrschende Frömmigkeit brachte es sodann auch mit sich, daß wohlhabende Leute im eigenen Hause tragbare Altäre zu besitzen wünschten, und diesem Bedürfnisse konnten solche Altartafeln am besten entsprechen. Diese Verhältnisse kamen nun der Malerei, ebenso aber auch der Bildnerei beziehungsweise Schnitzerei zu Gute, brachten dabei diese zwei Kunstzweige in eine engere Beziehung, welche wieder zur Folge hatte, daß die Bildnerei malerische Anregungen aufnahm, während die Malerei dadurch zum körperlichen Gestalten angeleitet wurde.

In den älteren Altartafeln sind denn auch die gemalten Figuren wie Standbilder behandelt, und die ganze Anordnung schließt sich jener der Bildnereiwerke an. Wir sehen somit einen natürlichen Vorgang; der Malerei werden neue Aufgaben gestellt, und indem sie diesen gerecht zu werden sucht, steigert sich nicht nur die Arbeitsfertigkeit, sondern erweitern sich auch die Grenzen ihres Könnens, sie schreitet - von der be-^[folgende Seite]

^[Abb.: Fig. 372. Mantegna: Barbara von Brandenburg (Gemahlin Herzog Ludwig II.).

Mantua. Palazzo Ducale.]

^[Abb.: Fig. 272. Carlo Crivelli: Krönung Marias.

Mailand. Galerie im Palazzo Brera.]