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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Chaldron - Chalkis.

entschieden auf syrischen Einfluß hin, der überhaupt schon sehr früh in der Ausbildung der chaldäischen Sprache bei den Hebräern mächtig gewesen sein muß. Die chaldäischen Öriginale vieler apokryphischer Bücher, die wir aus griechischen Übersetzungen kennen, sind verloren gegangen; auch Josephus schrieb sein Werk über den jüdischen Krieg zuerst in chaldäischer Sprache. Die Sprache des Talmuds (s. d.) nennt man ebenfalls gewöhnlich Chaldäisch, doch ist dieselbe durchweg mehr oder weniger mit fremden Elementen versetzt. Lexikalisch ward die chaldäische Sprache mit Erfolg zuerst von den beiden Buxtorf (Basel 1640) bearbeitet, deren Wörterbuch von Fischer und Gelbe neu herausgegeben wurde (Leipz. 1866-70). Auch J. ^[Jacob] Levy lieferte ein Wörterbuch (Leipz. 1866-68, 2 Bde.), ein andres mit Beiträgen von Fleischer (das. 1875 ff.). Grammatiken wurden verfaßt von Fürst (Leipz. 1835), Winer (3. Aufl. von Fischer, das. 1882) und Petermann (2. Aufl., Berl. 1872; mit Chrestomathie und Glossar). Eine Chrestomathie lieferte Kärle (Wien 1852); das "Chaldäische Lesebuch" von Winer wurde neu herausgegeben von Fürst (Leipz. 1864), der auch ein "Hebräisches und chaldäisches Schulwörterbuch über das Alte Testament" (2. Aufl., das. 1863) und hebräisch-chaldäische Konkordanzen des Alten Testaments lieferte (das. 1837-40). Die älteste chaldäische Übersetzung des Alten Testaments wurde neuerdings von Lagarde (Leipz. 1873), die Bibel mit sämtlichen Targums in Warschau (1875-77, 8 Bde.) herausgegeben.

Chaldron (spr. tschahldron, Chalder, Chaudron), ursprünglich engl. Hohlmaß à 4 Quarters, = 1163,157 Lit., jetzt nur für Steinkohle (im Detailhandel) gebräuchlich, die nach dem Gewicht verkauft wird. 1 London-C. = 24 Cwts. = 1219,25 kg; 1 Newcastle-C. = 53 Cwts. = 2692,5 kg.

Chaled (Chalid), Ben Walid el Makhzumi, aus dem Stamm Koreisch, anfangs einer der erbittertsten Gegner Mohammeds, trug als solcher hauptsächlich zur Niederlage Mohammeds am Berg Ohod 625 bei, trat jedoch nach der Vermählung des Propheten mit Meimuna, Chaleds Verwandter, zu demselben über und wurde sein treuester und tapferster Feldherr. In der Schlacht bei Muta in Syrien erhielt er von ihm den Namen Saifallah ("Schwert Gottes"). Nach des Propheten Tod schlug er den Fürsten der Hanifa, Musailama, besiegte 632 die Perser in der "Kettenschlacht" bei Hasir und machte den "schwarzen Adler" seines Banners zum Schrecken der Feinde. 634 überwältigte er die Armee des Kaisers Heraklios am Bach Yarmuk und eroberte Syrien, Palästina und einen Teil von Persien. Er starb 642 in Emesa.

Chalet (franz., spr. schaleh), Sennhütte, Schweizerhaus; auch kleine Villa in Form eines solchen.

Chaleurs (Baie des C., spr. bäh dä schalör), Bai an der Westseite des St. Lorenzbusens, zwischen der Gaspéhalbinsel und New Brunswick, mit den Fischerdörfern Bathurst, Carleton und Dalhousie.

Chalfont Saint Giles (spr. ssent dscheils), Dorf in der engl. Grafschaft Buckingham, 16 km nördlich von Windsor, mit dem Haus, in welchem Milton sein "Verlornes Paradies" schrieb.

Chalga, chines. Stadt, s. Kalgan.

Chalifen, s. Kalifen.

Chalil (hebr.), althebräisches Blasinstrument, von Luther als Pfeife oder Flöte übersetzt.

Châlil, Stadt, das alte Hebron (s. d.).

Chalkanthit, s. v. w. Kupfervitriol.

Chalkelephantin (griech.), aus Erz und Elfenbein bestehend.

Chalkidios, neuplatonischer Philosoph in der ersten Hälfte des 4. Jahrh., hinterließ eine lateinische Übersetzung von Platons "Timäos" nebst einem Kommentar darüber: "Interpretatio latina partis prioris Timaei Platonis et commentarius in eundem" (zuerst Par. 1520, dann von J. ^[Johannes] Meursius, Leiden 1617, und in Fabricius' Ausgabe des Hippolyt, Hamb. 1716, 2 Bde.).

Chalkidische Halbinsel (Chalkidike, nach der Stadt Chalkis benannt), große Halbinsel im türk. Sandschak Salonichi, welche mit drei fingerförmigen Ausläufern, Kassandra (Pallene), Longos (Sithonia) und Hagion Oros (Akte), weit ins Ägeische Meer vorspringt und östlich vom Meerbusen von Rendina, westlich vom Golf von Salonichi umgeben ist. Die östlichen zwei Drittel bestehen hauptsächlich aus Phyllit, das westliche aus Neogen, die Halbinsel Longos aus Glimmerschiefer und Gneis. Die metallreichen Gebirge Choritatsi (1190 m) und Cholomon (1040 m) durchziehen die Halbinsel von W. nach O. Auch die drei Landzungen sind sämtlich im O. und S. felsig und steil, besonders aber ist das Hagion Oros (Athoshalbinsel), welches wie Kassandra durch eine flache Landenge sich an die C. H. anschließt, ganz gebirgig. Die Halbinsel ist ein schönes, im Altertum hochberühmtes Land und von Griechen bewohnt, aber zum großen Teil noch wenig bekannt. Auf der östlichen Landzunge ist der berühmte Mönchsdistrikt (s. Athos). An der flachen Landenge derselben, wo das alte Sane lag, sind noch Spuren von dem Durchstich (Persergraben) sichtbar, den Xerxes einst hier hat machen lassen. Auf der westlichen Halbinsel lagen im Altertum die Städte Olynth, beim heutigen H. Mamas, und Potidäa (später Kassandrea), an der Stelle des jetzigen Pinaka. Die ganze Halbinsel war im Altertum, das einzige dorische Potidäa ausgenommen, von ionischen Pflanzstädten besetzt.

Chalkis, alte, noch heute unter demselben Namen bestehende Hauptstadt der Insel Euböa, an dem schmälsten Punkte des Sundes Euripos gelegen und seit 411 v. Chr. durch eine stark befestigte Dammbrücke, welche ganz gesperrt oder nur für die Durchfahrt einer Triere geöffnet werden konnte, mit dem gegenüberliegenden Festland verbunden. Sie hatte 50, später 70 Stadien (12,5 km) im Umfang, war weitläufig gebaut, reich an Gärten, trefflich gelegen zu Handel wie zu Ackerbau (in der Lelantischen Ebene) und besaß eine sehr zahlreiche Bevölkerung, welche, geschickt und tapfer, auf der See einen ausgebreiteten Handel, besonders mit dem Ertrag ihrer Bergwerke und ihren trefflichen Fabrikaten in Eisen und Erz, betrieb. Bemerkenswert ist die Menge chalkidischer Kolonien auf den Inseln und Küsten des Mittelmeers, namentlich in Makedonien, wo sie der Halbinsel zwischen dem Strymonischen und Thermäischen Busen ihren Namen (Chalkidike) gaben, dann in Kampanien (Cumä), in Süditalien (Rhegium) und auf Sizilien (Catana, Naxos, Leontini, Tauromenium etc.). In C. wurde vornehmlich Apollon verehrt. Der Redner Isäos und der Dichter Lykophron waren zu C. geboren, und Aristoteles starb daselbst. Der Sage nach schon vor dem Trojanischen Krieg von den Athenern unter Pandoros, des Erechtheus Sohn, gegründet, ward die Stadt später durch attische Ionier unter Kothos erweitert. Verschiedene Umstände machen es jedoch wahrscheinlich, daß diese aus einer Ansiedelung phönikischer Purpurfischer (xalke ^[χαλκη], s. v. w. Purpurschnecke) hervorgegangen ist. In ältern Zeiten ward sie von der Familienaristokratie der Ritter (Hippobotä) beherrscht. Im J. 506 v. Chr. verband sich C. mit

^[Artikel, die unter C vermißt werden, sind unter K oder Z nachzuschlagen.]