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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Maggiolāta; Maggiore; Maghrib; Magīe

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Maggiolata - Magie.

der Maggia und in 1280 m Höhe den Ort Fusio. Bei Peccia (837 m) mündet der Bach des Val di Peccia, bei Bignasco (434 m) die Bavona aus Val Bavona, bei Cevio (406 m) die Rovana aus Val di Campo, endlich, unmittelbar nachdem die Maggia sich durch die Schlucht von Ponte Brolla (250 m) hinausgezwängt, die beträchtliche Melezza, welche die sogen. Centovalli durchfließt und links den das Val Onsernone durchziehenden Isorgno empfängt. Das gesamte Mainthal war bis 1798 eine der italienischen Vogteien der Schweiz (s. Tessin). Aus dem Lavezstein von Lavizzara werden im Val di Peccia Töpfe und andre Geschirre gedrechselt, welche nach Italien Absatz finden; Val Onsernone liefert Strohgeflechte. Bosco, deutsch Gurin, die einzige deutsche Gemeinde des Kantons (345 Einw.), fertigt Holzwaren. M. bildet politisch einen der acht Bezirke des Kantons Tessin und enthält in 22 Gemeinden (deren größte Cevio mit 535 Einw.) eine katholische und fast ausschließlich italienische Bevölkerung von (1880) 6379 Seelen.

Maggiolāta (ital., spr. maddscho-), ein Gedicht auf den Mai (maggio), Frühlings-, Liebeslied.

Maggiore (ital., spr. madschohre, "größer") bezeichnet in der Musik jedes Intervall, das im Deutschen "groß" heißt; sodann die Durtonart im Gegensatz zu Minore, der Molltonart. Die Überschrift M. über einem Teil (Trio) in Märschen, Tänzen, Scherzi etc. deutet an, daß dieser Teil in der Parallel-Durtonart oder der Durtonart derselben Stufe steht, deren Molltonart die Haupttonart des Stücks ist; auch bezeichnet umgekehrt M. nach einem mit Minore bezeichneten Trio den Wiedereintritt der Haupttonart, wenn diese eine Durtonart ist.

Maghrib (arab., "Abend, Westen"), bei den arabischen Geschichtschreibern Nordafrika und Spanien; M. el Aksa, der äußerste Westen, d. h. Marokko.

Magīe (Ars magica), die vermeintliche Kunst, durch geheimnisvolle, übernatürliche Mittel wunderbare Wirkungen hervorzubringen, im allgemeinen gleichbedeutend mit Zauberei. Den Namen M. erhielt bei den Griechen und Römern namentlich jene Form der Zauberei, welche von den babylonischen Magiern zu den Medern, Persern und Parthern gekommen war und sich von da über den Orient und auch den Occident verbreitet hatte. Die Entzifferung der Keilschriftenbibliothek von Ninive hat gezeigt, daß die chaldäischen Magier nicht mit Unrecht bei den Alten als die Urheber der M. galten, und aus Bruchstücken des ältesten Zauberbuchs der Welt geht hervor, daß fast alle Details unsers Zauberglaubens chaldäischen oder vielmehr akkadischen Ursprungs sind. In ihren Hauptgrundzügen gehört die M. den niedrigsten Stufen der Zivilisation an, und nur bei den rohesten Völkern steht sie noch in Ansehen. In einer Zeit, wo der unwissende Mensch die ganze Natur für durch Geister belebt ansah und seine Götter, die er sich nach menschlicher Art vorstellte, als Naturwesen den Naturgesetzen unterworfen dachte, mußte er auch leicht zu dem Glauben kommen, daß er sich durch allerlei Formeln und Zeremonien, durch eine besondere Lebensweise u. dgl. in den Besitz geheimnisvoll wirkender Kräfte setzen konnte, die stärker als die Götter seien, und daß ihm diese dadurch dienstbar werden müßten. Je tiefer der allgemeine Bildungszustand war, um so leichter konnten einzelne Personen sich den Ruf verschaffen, Macht und Einfluß auf die übernatürlichen Wesen auszuüben und andre Menschen entweder den Dämonen preisgeben, oder sie vor ihren Angriffen schützen zu können. Die gesamten niedersten Kulte bewegen sich in Vorstellungen, die man eher als Zaubereisystemen denn als einer Religion angehörig betrachten möchte. Bedenkt man, daß das gesamte Fetischwesen (s. d.), die Vorstellungen vom Totem und Tabu (s. d.) das ganze Sinnen der Naturvölker ausfüllen, so ist es nicht zu viel gesagt, wenn man die M. als niederste Religionsform selbst bezeichnet. Daher fand sich auch vielfach bei höherstehenden Nationen, deren Bildung aber noch nicht so weit vorgeschritten war, um den Glauben an die Zauberei selbst zu zerstören, die feste Überzeugung, daß die magische Kunst den niedern Stämmen des Landes angehöre, welche in der Kultur zurückgeblieben sind. So war im Mittelalter der Name Finne gleichbedeutend mit Zauberer, während der Finne selbst sich vor den magischen Künsten der Lappen fürchtet, und in den längst vergangenen Zeiten nannten in Indien die herrschenden Arier die rohen Eingebornen des Landes "von magischen Kräften erfüllt", obwohl von andern Völkern den indischen Brahmanen namentlich das Heilen von Krankheiten vermittelst zauberkräftiger Sprüche, das Beschwören von Schlangen, die Kunst, sich unsichtbar zu machen, etc. zugeschrieben wurden. Bei den Persern waren Totenbeschwörung, Schüssel- und Wasserweissagung heimisch. Schon die Chaldäer haben die Astrologie in den Dienst der M. gezogen, und von ihnen kam letztere zugleich mit dem Sternenkultus zu den syrischen und phönikischen Volksstämmen. Bei den Juden finden wir insbesondere den Glauben an Beschwörung der Toten und der unsaubern Geister, welche die Besessenheit erzeugen. Als der größte und weiseste Zauberer erscheint Salomo, dem nach der Sage namentlich die Macht über viele Geister verliehen war. In Kolchis und Phrygien stand die M. im innigsten Zusammenhang mit dem religiösen Kultus und der Kenntnis stark wirkender Arzneistoffe. In Ägypten trieb man Astrologie und stellte die Nativität, und da das Land besonders reich an sogen. Zauberkräutern war, war auch die Medizin mit der M. eng verbunden. Vieles aus der orientalischen M. mag zu den Hellenen übergegangen sein. Gleichwohl sind schon bei Homer und in der Zeit bis zu den Perserkriegen zahlreiche Erscheinungen zu finden, welche dem Gebiet der M. angehören, ohne aus der Fremde herzurühren, so: das Besprechen des Bluts, der Wundertrank der Helena, der Zaubergürtel der Aphrodite, der Zauberstab des Hermes, die Verwandlung des Odysseus und seiner Gefährten in Schweine, Löwen etc. durch den Stab und Zaubertrank der Kirke, der Gegenzauber durch das Kraut Moly etc. Auch bei den Griechen hängt die M. aufs innigste mit der Religion zusammen, wie dies besonders bei dem alten pelasgischen Kultus und den Orakeln mit ihren Höhlen, Erddämpfen, Quellen, geheimnisvoll rauschenden Bäumen etc. hervortritt. Die Natur wurde mit einer Unzahl dämonischer Wesen angefüllt und auch die Unterwelt mit denselben bevölkert. Selbst die Philosophie war nicht frei von zauberhaften Anschauungen und Elementen. Neben Orpheus tritt Pythagoras als Zauberer auf, und die Bedeutung der Zahl als kosmischen Prinzips, die Vorstellung von der zehnsaitigen Weltlyra, die auf der Zahl beruhende dynamische Harmonie des Allgemeinen und Einzelnen sind Grundlagen der philosophischen M. Bei Platon erscheinen die Dämonen als höhere, mächtigere Mittelwesen, von denen Zauberwirkungen abgeleitet werden. Aus diesen Elementen bildete sich die theurgische M. der Neuplatoniker, nach deren Ansicht die Seele ein Ausfluß des Absoluten und daher mit unendlicher Wirkungskraft ausgerüstet