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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pandora; Pandorineen; Pandrŏsos; Pandschab

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Pandora - Pandschab.

Büchse flogen nun jene Übel hervor und verbreiteten sich unter die Menschen; nur die Hoffnung blieb am Boden haften.

Pandora (Pandura), s. Bandola.

Pandorineen, Familie der Algen aus der Ordnung der Zoosporeen; s. Algen, S. 342.

Pandrŏsos, im griech. Mythus Tochter des Kekrops und der Agraulos, Schwester des Erysichthon, der Herse und der Aglauros, Taugöttin, ursprünglich wohl nur Personifikation eines Beiworts der Athene, hatte auf der Akropolis in Athen neben dem Tempel der Athene Polias ein Heiligtum (Pandroseion).

Pandschab (engl. Punjab), Provinz des britisch-ind. Reichs unter einem Lieutenant-Governor, zwischen 27° 39'-35° 2' nördl. Br. und 69° 35'- 78° 35' östl. L. v. Gr., grenzt im W. an Afghanistan, im N. an Kafiristan, im NO. an Kaschmir und Tibet, im übrigen an die Nordwestprovinzen, Radschputana und Sind und umfaßt ein Areal von 368,927 qkm (6700 QM.), wovon 276,165 qkm (5015 QM.) zum Reichsgebiet und 92,762 qkm (1685 QM.) zu den Tributärstaaten gehören. Die Gebirge des P. fallen unter vier natürliche Gruppen. Der Himalaja begleitet die Nordostgrenze zwischen Satledsch und Indus; an seinem Fuß ziehen sich niedrige Bergrücken hin, wie die Siwalik u. a., in denen die britisch-indische Regierung Gesundheitsstationen angelegt hat, darunter Simla, die Sommerresidenz des Vizekönigs. In die Südostecke treten Ausläufer der Arawali hinein. Die Westgrenze wird auf eine Länge von 500 km durch die dürre Suleimankette gebildet, an welche sich nördlich der Safedkoh anschließt. Mit ihm hängt die an Steinsalz außerordentlich reiche Salt Range (Kalabaghgebirge) zwischen Indus und Dschelam zusammen. Der bei weitem größte Teil des P. besteht aber aus ungeheuern Ebenen, wovon die östlichen zwar Ackerboden, aber nur wenig Regen und keine Flüsse haben, während die westlichen aus dürren Weiden bestehen, welche von fünf Flüssen durchzogen werden (daher der Name P., d. h. Fünf Ströme), in deren breiten Thälern allein Ackerbau möglich ist. Die Flüsse des P. gehören teils zum Flußgebiet des Ganges, wie Dschamna und Tons, teils zu dem des Indus, wie Satledsch, Bias, Ravi, Tschenab und Dschelam, welche, zum Pandschnat vereinigt, sich bei Mitankot in den Indus ergießen. Das Klima bewegt sich im P. in größern Extremen als im übrigen Indien. Im Sommer steigt die Hitze zu unerträglicher Höhe, und staubbeladene heiße Winde fegen mit ununterbrocher Heftigkeit über die verdorrten Ebenen; im Januar tritt scharfer Frost ein, Schnee fällt aber fast nur im Himalaja. Regen fällt in den Gebirgsgegenden reichlich, in den Ebenen aber sehr wenig, dort sind die Kulturen fast ganz von künstlicher Bewässerung durch Kanäle abhängig. Die hauptsächlichste endemische Krankheit ist Fieber, woran 16 pro Tausend jährlich sterben; epidemisch treten Pocken und Cholera auf. Die Vegetation ist nur in den Bergen ansehnlich; sonst finden sich nur niedrige Mimosen, Dschangeln und Grassteppen und in der Umgebung der Dörfer Palmen, indische Feigenbäume, im W. große Bestände von Dattelpalmen. In neuester Zeit hat die Regierung viel für Erhaltung der bestehenden Wälder und Anpflanzungen gethan; 1883 betrug das Areal der Staats- u. Distriktsforsten 12,157 qkm. Die Fauna schließt Tiger, Leoparden, Hyänen, Luchse, Wölfe, Bären, Schakale und Füchse, Antilopen, Hirsche, Wildschweine, Affen, Krokodile, viele giftige Schlangen und zahlreiche Vögelarten ein. Kamele zieht man im S., vortreffliche Pferde im NW.; die Schafe des Salzgebirges und die Rinder von Hissar sind berühmt; 1884 zählte man 124,648 Pferde, 351,890 Esel, 174,753 Kamele, 6,707,904 Rinder, 4,906,883 Schafe und Ziegen und 65,955 Schweine. Die Regierung sucht durch Einführung von Pferde- und Eselhengsten sowie durch Verleihung von Prämien auf den landwirtschaftlichen Ausstellungen die Viehzucht zu heben. Der Ackerbau ist dank der Verdichtung des Kanalnetzes in schneller Zunahme. Von den 26,6 Mill. Hektar der 33 britischen Distrikte waren 1884: 9,4 Mill. unter Kultur, 8,2 Mill. kulturfähig, aber unkultiviert, 2,3 Mill. Weideland und 6,7 Mill. Hektar Wüste. Durch Kanäle werden 660,827 Hektar bewässert; für ihre Herstellung wurden 5,033,284 Pfd. Sterl. verausgabt. Der Ackerbau wird in der primitivsten Weise betrieben. Hauptfrucht ist Weizen; nächstdem baut man Hirse, Gerste, Ölsaaten, Mais, Reis, Baumwolle, Zuckerrohr, Hülsenfrüchte. Theegärten sind seit einigen Jahren im Distrikt Kangra mit Erfolg angelegt worden. Das Land ist zu ⅘ in den Händen von Privaten, zu ⅕ Eigentum der Regierung; aber dies letztere Land ist nicht viel besser als eine dürre Steppe. Am fruchtbarsten sind die Ebenen östlich von Lahor, welche nur ein Viertel des Gesamtareals der Provinz, dabei aber die Hälfte der Kulturen und nahezu die Hälfte der Bevölkerung enthalten. Von Mineralien wird nur Steinsalz gefunden, dies aber in unerschöpfliche Menge im Salzgebirge, wo die Mayo Mine allein in 35 Jahren 1½ Mill. Ton. Salz geliefert hat. Unter den Industrien ist weitaus am wichtigsten die Baumwollweberei, 1884 betrug der Wert der Fabrikate 2,2 Mill. Pfd. Sterl.; außerdem werden Arbeiten in Holz, Eisen, Leder, Gold- und Silberborten, Seide und Shawls in Nachbildung der berühmten Kaschmirshawls hergestellt, ferner ausgezeichnete Goldschmiedewaren; der aufgelegte mit Edelsteinen verzierte Silberschmuck aus Kangra wird zu den besten dieser Art gezählt. In neuester Zeit sind große Bierbrauereien im äußern Himalaja errichtet worden. 1883 zählte man 406 Großbetriebe und 484,399 kleinere Betriebe, welche 919,391 Arbeiter beschäftigten und für 13,710,062 Pfd. Sterl. Waren erzeugten. Der Handel konzentriert sich in Lahor, Amritsar, Multan, Ambala, Dehli und Peschawar. Über die Nordgrenze richtet sich der Handel nach Kaschmir, Ladak, Jarkand, Tibet und Zentralasien im allgemeinen (1884 Ausfuhr 439,230, Einfuhr 605,782 Pfd. Sterl.), über die Westgrenze nach Kabul, Tirah und Siwestan; der letztere ist aber sehr heruntergegangen (1884 betrug die Einfuhr 292,858, die Ausfuhr 567,287 Pfd. Sterl.). Eingeführt werden über diese Grenzen Farbstoffe, Ziegenhaare, Rohseide, Früchte, Holz, Pelzwerk, Federn, Shawls; ausgeführt Indigo, Korn, Metalle, Salz, Gewürze, Thee, Tabak, Baumwollzeuge, Leder. Der Handel mit Europa nimmt seinen Weg über Karatschi und Bombay; ausgeführt werden namentlich Getreide, Baumwolle, Salz, eingeführt Tuch, Metallwaren und andre Fabrikate. Eisenbahnen durchziehen die Provinz von O. nach W. wie von N. nach S. in einer Gesamtlänge von 1900 km, während die Flüsse 4296 km schiffbare Wasserstraßen abgeben. Die Telegraphenlinien haben eine Länge von 3322 km, und die Post beförderte 1883: 23,764,182 Briefe. Es erscheinen im P. 54 Zeitungen.

Die Bevölkerung belief sich nach dem Zensus von 1881 auf 22,712,120 Seelen, davon 18,850,437 im unmittelbaren britischen Gebiet, 3,861,683 in den 36 Tributärstaaten. Der Religion nach betrugen die Mohammedaner 56 Proz., die Hindu 38, die Sikh 6