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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Peiskretscham - Pekesche.

Anhänger des Lykurgos und Megakles, aus Athen vertrieben, doch 554 durch den letztern zurückgerufen unter der Bedingung, daß er seine Tochter heiraten solle. Infolge neuen Zerwürfnisse mit seinem Schwiegervater mußte P. 552 nach Eretria abermals in die Verbannung gehen; doch setzte er sich elf Jahre später (541) durch den Sieg bei Pallene mit Gewalt wieder in Besitz der Tyrannis über Athen und zwar unter Mitwirkung der Thebaner, Argeier und des Lygdamis von Naxos. P. regierte fortan gerecht und mild. Nur die Leitung der Staatsangelegenheiten und die Besetzung der höchsten und wichtigsten Staatsämter behielt er sich vor, im übrigen ließ er die Gesetze Solons in ungeschmälerter Geltung. Er begünstigte den Landbau und suchte den Bauernstand zu heben. Auch Künste und Wissenschaften fanden an ihm einen eifrigen Beförderer; er gründete das Olympieion, legte das Lykeion an und rief andre Bauten zur Verschönerung und Erweiterung der Stadt ins Dasein. Selbst eine ansehnliche Büchersammlung hat er zusammengebracht. Für die poetische Litteratur der Griechen ist aber vor allem die durch ihn veranstaltete Sammlung und Rezension der Homerischen Gesänge von hoher Bedeutung. Als er 527 starb, konnte er die Herrschaft anscheinend gesichert seinen Söhnen Hippias und Hipparchos (gewöhnlich mit dem Namen der Peisistratiden bezeichnet) hinterlassen, während ein dritter Sohn, Hegesistratos, in Sigeion am Hellespont herrschte. Vgl. Flach, P. und seine litterarische Thätigkeit (Tübing. 1885); Töpffer, Quaestiones Pisistrateae (Dorp. 1886).

Peiskretscham, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Tost-Gleiwitz, Knotenpunkt der Linien Oppeln-Borsigwerk und P.-Laband der Preußischen Staatsbahn, hat 3 kath. Kirchen, eine Synagoge, ein katholisches Schullehrerseminar, eine Kreisbaumschule, ein Amtsgericht und (1885) 3873 Einw.

Peißenberg (Hoher Peißenberg), weithin sichtbarer Bergkegel der bayr. Hochebene, zwischen Lech und Ammer, südwestlich von Weilheim, 971 m ü. M., wird wegen seiner prächtigen Aussicht, namentlich auf die Alpen, der "Rigi Bayerns" genannt. Auf seinem breiten Gipfel steht eine Wallfahrtskirche nebst einem Pfarrhaus (mit meteorologischer Station und Observatorium) und Wirtshaus. Vgl. Ott, Der Hohe P. (Münch. 1871).

Peitho (bei den Römern Suada oder Suadela), in der griech. Mythologie Göttin der Überredung, Begleiterin der Aphrodite, der Chariten und des Hermes; auch Beiname der Aphrodite und (in Argos) der Artemis. Vgl. O. Jahn, P. (Greifsw. 1846).

Peitsche, Werkzeug zum Antreiben der Zugtiere etc., besteht gewöhnlich aus einer von Lederriemen oder Bindfaden geflochtenen Schnur (Peitschenschnur) und aus einem nach oben zu elastischen Stock (Peitschenstock). Am Ende der Peitschenschnur ist eine kurze, dünne, geflochtene Schnur von Seide oder Hanfzwirn befestigt, die Peitschenschmitze. Die Peitschenstöcke werden aus jungem Ahorn-, Ulmen- oder Wacholderholz, im obern Teil aus Fischbein oder Spanischem Rohr, mit Leder, Darmsaiten oder Seide gelochten, gefertigt.

Peitschenkaktus, s. Cereus.

Peitschenwurm (Trichocephalus Götze), Gattung der Trichotracheliden, einer Familie der Nematoden oder Fadenwürmer, ist ein Eingeweidewurm mit warzenförmig aufgetriebenem Hinterleib, welcher sich ziemlich scharf gegen den weit längern, fadenförmigen Vorderleib absetzt und beim Weibchen gestreckt, beim Männchen spiralig eingerollt ist. Man kennt etwa 12 Arten, die in Säugetieren, besonders in Pflanzenfressern, und zwar meist in deren Blinddarm schmarotzen. Sie sitzen mit dem fadenförmigen Ende unter der Darmschleimhaut befestigt, so daß nur der Hinterleib hervorragt. T. dispar Rud., 40-50 mm lang, 1 mm dick, findet sich sehr häufig und sehr verbreitet (nicht in kältern Gegenden) zu 4-12 Stück besonders im Blinddarm des Menschen. Die Eier gelangen mit dem Kot nach außen und entwickeln sich sehr langsam in Wasser oder feuchter Erde. Sie gelangen wohl ohne Zwischenträger durch Trinkwasser, mit rohem Gemüse etc. wieder in den Magen des Menschen und entwickeln sich dann sehr schnell. Nur wenn der Wurm in sehr großer Zahl auftritt, kann er durch den Reiz, den er auf die Darmhaut ausübt, das Gehirn affizieren; sonst ist er ganz harmlos.

Peitz, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Kottbus, am östlichen Ende des Spreewaldes und an den Linien Halle-Guben und Frankfurt a. O. Kottbus der Preußischen Staatsbahn, hat eine schöne Pfarrkirche, ein Amtsgericht, bedeutende Wollspinnerei und Tuchfabrikation, eine Dampfschneidemühle, wichtige Fischerei in den 912 Hektar großen königlichen Karpfenteichen und (1885) 3690 meist evang. Einwohner. - P., welches 1462 an Brandenburg kam, wurde 1554-62 stark befestigt, im Siebenjährigen Krieg 1758 und 1759 von den Österreichern erobert; die Festungswerke wurden von Friedrich d. Gr. 1767 geschleift.

Pejáchevich von Veröcze (spr. péjahtschewitsch, wäröze), Nikolaus, Graf, österreich. General, geb. 27. Juli 1833 als Sohn des ehemaligen kroatischen Ministers und Banus Grafen Peter P., trat in ein österreichisches Reiterregiment, erwarb sich die Freundschaft des Kaisers Franz Joseph und wurde rasch befördert. Schon 1866 Oberst, verlor er bei Königgrätz einen Arm. Erzherzog Albrecht schätzte P. sehr hoch und veranlaßte seine Ernennung zum Kavallerieinspektor. 1886 wurde er zum General der Kavallerie u. Landeskommandierenden in Budapest befördert. - Graf Ladislaus P., geb. 5. April 1824, der 1878-83 Banus von Kroatien war, gehört einer jüngern Linie des Hauses P. an.

Pejeration (lat.), Meineid; Verschlechterung.

Pekah, König von Israel 736-734 v. Chr., vorher Feldherr seines Vorgängers Pekajah, ermordete diesen, suchte sich durch Härte u. Grausamkeit auf dem Thron zu befestigen, verband sich gegen Juda mit den Syrern und ward wiederum von Hosea ermordet.

Pekajah, König von Israel 738-736 v. Chr., Menahems Sohn und Nachfolger, huldigte dem Götzendienst und wurde im königlichen Palast zu Samaria von Pekah (s. d.) ermordet.

Pekalongan, niederländ. Regentschaft auf der Nordküste der Insel Java, zwischen Samarang und Tegal, 1789 qkm (32,5 QM.) groß mit (1886) 531,563 Einw. (darunter 544 Europäer und 5147 Chinesen), ist von den nördlichen Ausläufern des Dienggebirges erfüllt, wohlbewässert und überaus fruchtbar. Die gleichnamige Hauptstadt, Sitz des Residenten, liegt an der Nordküste.

Pekan, s. Zobel.

Pekannüsse (Illinoisnüsse), s. Carya.

Pekari, s. Nabelschwein.

Pekeanüsse, s. Caryocar.

Pekesche (Pikesche, besser Bekiesche, poln.), mit Schnüren etc. besetzter und mit Pelz verbrämter oder gefütterter Überrock für Männer, der besonders in polnischen Ländern üblich ist, aber auch von Farbenstudenten in vollem Wichs getragen wird.