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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Plater; Plateresk; Platerspiel; Platessa; Plathe; Plathelminthen; Platin

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Plater - Platin.

und Hymnen erheben und wirken. Keineswegs aber war P. nur der Dichter der marmorglatten Form. Wenn ihm leidenschaftlichere und weichere Gefühle verschlossen sind oder nur ein flüchtiger Hauch derselben einzelne Gedichte durchdringt, so leiht er vielen starken, männlichen Empfindungen, dem Gefühl der Entschlossenheit, der Würde, ernster, schmerzbesiegender Fassung, edler Trauer, stolzem Freiheitssinn, den ergreifendsten und schönsten Ausdruck. "Was der Gesamterscheinung Platens und namentlich seinen größern Werken mangelt, ist der Reichtum des Lebens und die sinnliche Fülle, und er kann in dieser Beziehung sehr wohl mit jenen Kunstreformatoren verglichen werden, die zuerst wieder Adel und Schwung der Linien, Bestimmtheit des Ausdrucks zu gewinnen trachten und darüber den Reiz und Reichtum der Farben verlieren." (A. Stern.) Seinen "Poetischen und litterarischen Nachlaß" gab Minckwitz (Leipz. 1852, 2 Bde.; 2. Aufl. 1854) heraus. Vgl. Minckwitz, Graf P. als Mensch und Dichter (Leipz. 1838); "Briefwechsel zwischen P. und Minckwitz" (das. 1836); "Platens Tagebuch 1796-1825" (hrsg. von Pfeufer, Stuttg. 1860).

2) Adolf Ludwig Karl, Graf von P. zu Hallermund, geb. 10. Dez. 1814, seit Juli 1855 auswärtiger Minister Georgs V. von Hannover, sprach sich noch im Mai 1866 für die Notwendigkeit einer hannöverschen Neutralität aus, wandte sich dann aber Österreich zu und lehnte 15. Juni das preußische Ultimatum ab. Er begleitete Georg V. nach Hietzing und stand seitdem im Mittelpunkt der von dort aus betriebenen antipreußischen Agitation. Namentlich in der Angelegenheit der Welfenlegion hatte sich P. so kompromittiert, daß ihm seitens der preußischen Regierung der Prozeß wegen Hochverrats gemacht wurde und seine Verurteilung in contumaciam erfolgte; er lebt in Holstein. - Ein jüngerer Bruder von ihm, Graf Julius von P., geb. 26. Dez. 1816, Oberstleutnant a. D. und zu königlich hannöverschen Zeiten königlicher Oberschenk sowie Generalintendant des Hoftheaters und Hoforchesters, wurde 1. März 1867 Intendant des Hoftheaters und der königlichen Kapelle in Dresden.

Plater, Grafengeschlecht in Polen und Rußland, stammt aus Westfalen, erlosch in Deutschland 1659, besteht aber in Polen und Rußland in mehreren Linien, von deren Gliedern die bemerkenswertesten sind:

1) Ludwig, Graf, poln. Patriot, geb. 14. Aug. 1774 zu Kraslaw in Livland, trat 1794 als Freiwilliger in das polnische Nationalheer und ward Adjutant des Generals Sierakowski. 1815 trat er in den polnischen Staatsrat, wo er das Domänen- und Forstwesen leitete. Da er während der Revolution von 1830 mit Kniaziewicz zu Paris für seine Nation zu wirken versucht hatte, wurden nach der Unterdrückung des Aufstandes seine Güter konfisziert. Er blieb daher zunächst in Paris, wo er Vizepräsident der Polnischen Litterarischen Gesellschaft ward, siedelte aber 1840 nach Posen über, wo er 6. Okt. 1846 starb.

2) Stanislaus, Graf, Bruder des vorigen, geboren im Mai 1782 zu Dawgieliszki in Litauen, stand 1806-15 als Offizier in polnischen Diensten, lebte dann längere Zeit in Posen und Paris und starb 8. Mai 1851 zu Wroniawa im Posenschen. Er machte sich als Historiker und Altertumsforscher bekannt, insbesondere durch seinen "Atlas historique de la Pologne" (Pos. 1827), seinen "Plan de siéges et batailles en Pologne pendant le XVII. et XVIII. siècle" (das. 1828) und seine "Mata encyklopedia polska" (Lissa 1841-47, 2 Bde.).

3) Emilie, Gräfin, aus der Dussiatyschen Linie, geb. 13. Nov. 1806 zu Wilna, lebte seit 1815 mit ihrer geschiedenen Mutter zu Ligna in Livland und bewirkte hier 1830 auf die Nachricht von dem Ausbruch der Revolution in Warschau mit ihrem Vetter Cäsar P. einen Aufstand des Landvolkes, trat selbst unter die freiwillige Jäger von Wikomir, dann zu Parcezewskis Korps und wurde Kapitän im 25. Linienregiment. Sie focht bei Przystowiany, Kowno, Schawle und Schawlany und folgte bei der Teilung des polnischen Heers dem Korps des Generals Chlapowski, bis derselbe das preußische Gebiet betrat. Sie suchte nun mit ihrem Vetter nach Warschau zu gelangen, starb aber infolge der Strapazen 23. Dez. 1831. Vgl. Straszewicz, Émilie P. (Par. 1833).

4) Cäsar, Graf, Vetter der vorigen, geb. 1810 zu Wilna, Sohn des Starosten von Sambor, Kasimir P., kämpfte in demselben Korps wie seine Kousine, gelangte aber glücklich nach Warschau, wo er als Landbote in den Reichstag trat. Nach dem Fall Warschaus ging er nach Paris, wo er Präsident der Polnischen Litterarischen Gesellschaft ward, und starb 8. Febr. 1869 auf seinem Gut Gora im Posenschen.

5) Wladislaw, Graf, Bruder des vorigen, nahm an dem Aufstand in Litauen als Rozicks Adjutant teil, war dann Landbote von Wileika und gründete später zu Paris das Journal "Le Polonais" (1833 bis 1836). Er veranlaßte die Adresse des englischen Volkes zu gunsten Polens, die 1832 dem Parlament überreicht ward. Auch 1863 war er für den polnischen Aufstand sehr thätig und lebt seitdem, mit der bekannten Schauspielerin Karoline Bauer (s. d. 3) vermählt, in Rapperswyl am Züricher See, wo er ein polnisches Nationalmuseum errichtete.

Plateresk (vom span. platero, "Goldschmied") nennt man den Dekorationsstil der Spätgotik und der Frührenaissance in Spanien, welcher, aus maurischen, gotischen und antiken Elementen gemischt, eine glänzende, an Goldschmiedearbeiten erinnernde Wirkung erzielte und besonders in den Säulenhöfen der Kirchen und Paläste zu reicher Anwendung kam.

Platerspiel, eine Art Krummhorn (s. d.) mit einer wulstigen Erweiterung unter dem Mundstück.

Platessa, Goldbutt, s. Schollen.

Plathe, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Regenwalde, an der Rega und der Eisenbahn Altdamm-Kolberg, hat ein Schloß und (1885) 2161 meist evang. Einwohner. P. erhielt 1277 Stadtrecht.

Plathelminthen, s. Platoden.

Platin (Platina, v. span. plata, Silber) Pt, das wichtigste der Platinmetalle, findet sich nur gediegen, meist in kleinen, rundlichen und eckigen Körnern in Quarzgängen, im Dioritporphyr und Serpentin, viel häufiger aber im Sande der Flußbetten oder im Schuttland; auch enthält alles Silber, welches nicht direkt aus einer Scheidung herrührt, kleine Mengen P. Hauptfundorte des Platins sind Choco, Neugranada, Brasilien, Peru, Kalifornien, Borneo, Ostindien und mehrere Distrikte des Uralgebirges (besonders Nishnij Tagilsk liefert Klumpen bis 12 kg); nachgewiesen wurde P. im Gold von Tilkerode, zu Röraas in Norwegen, in Lappland, im Oregongebirge, auf Haïti, in Australien. Die durch einen Waschprozeß gewonnenen Körner, das Platinerz, Polyxen, rohes P., sind Gemenge von P. mit Palladium, Rhodium, Iridium, Osmium, Ruthenium, Eisen, Kupfer, Blei, enthalten außerdem gewöhnlich noch Körner von Osmium-Iridium, Gold, Chrom- und Titaneisen, Spinell, Zirkon, Quarz und besitzen ein spez. Gew. 18-19. Der Platingehalt