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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Same; Sameland; Samen; Samenbau

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Same - Samenbau.

dung steht, heißt Nabel (Fig. 3 A, n). Er ist oft scharf abgegrenzt und von andrer Farbe und ohne Glanz. In seiner Nähe bildet das Zellgewebe bisweilen ein schwammiges Wärzchen (Nabelanhang, strophiola), oder dasselbe entwickelt sich von hier aus mächtig zu einer mehr oder weniger den ganzen Samen einschließenden, meist lockern, oft beerenartig saftigen und gewöhnlich lebhaft gefärbten Hülle (Samenmantel, arillus, z. B. bei Evonymus und der Muskatnuß, hier die sogen. Muskatblüte bildend). Der Keimmund (s. Samenknospe) ist auch am Samen bisweilen noch als ein nadelstichartiger Punkt (Fig. 3 A, m) zu bemerken, der, je nachdem die Samenknospe gerade, krummläufig oder gegenläufig (s. Samenknospe) ist, bald dem Nabel gegenüber, bald in der Nähe desselben liegt. Auch hier bildet sich bisweilen eine Wucherung von Zellgewebe, das Keimwülstchen (caruncula). 3) Das Sameneiweiß (albumen) ist ein parenchymatisches, mit Reservenährstoffen reich erfülltes Gewebe, welches bei vielen Pflanzen außer dem Embryo im Innern des Samens sich befindet (Fig. 3 B und C, e), den Embryo entweder ganz einschließt, oder demselben seitlich anliegt. Man bezeichnet es jetzt nach seiner Herkunft genauer als Endosperm oder Perisperm (s. Samenknospe). Je nach seiner Beschaffenheit, welche von der Verdickung seiner Zellmembranen und dem Inhalt seiner Zellen abhängt, nennt man es hornig, knorpelig, fleischig, ölig, mehlig. Marmoriert heißt das Endosperm, wenn es, wie bei der Muskatnuß und dem Samen der Arekapalme, durch dunkler gefärbte Lamellen der Samenschale strahlig-brüchtig durchsetzt erscheint. Samen ohne Endosperm und Perisperm werden eiweißlose (semina exalbuminosa) genannt. 4) Der Embryo oder Keimling ist der aus der Eizelle der Samenknospe hervorgegangene wichtigste Teil des Samens, welcher die zukünftige Pflanze im vorgebildeten, noch ruhenden Zustand darstellt (k in Fig. 3 C), beim Aufkeimen des Samens zum Leben erwacht und als Keimpflanze aus demselben hervortritt. Am Embryo sind meist folgende Teile zu unterscheiden: a) Das Würzelchen (radicula), das meist cylindrische oder kegelförmige eine Ende, welches die Anlage der Wurzel darstellt (r in Fig. 3 A und B). b) Das Stengelchen (cauliculus), die unmittelbare Fortsetzung des vorigen, welches sich später nach oben zum Stengel der Keimpflanze ausbildet; es endigt in c) das Knöspchen oder Federchen (plumula), welches aus den unentwickelten, oft sehr kleinen Anlagen der ersten Laubblätter und deren noch ganz kurzen Stengelgliedern besteht (p in Fig. 3 A). Dasselbe ist gewöhnlich umhüllt oder bedeckt von d) den Samenlappen, Samenblättern, Keimblätternoder Kotyledonen, den ersten und größten Blättern, welche am Stengelchen des Embryos sich befinden. Bei den einsamenlappigen Pflanzen hat der Keimling nur einen Kotyledon (Fig. 3 B, c), welcher gewöhnlich als ein scheibenförmiges, nach oben spitzes Gebilde das Stengelchen rings umfaßt und die Plumula einhüllt; bei den zweisamenlappigen befinden sich am Stengelchen zwei auf gleicher Höhe einander gegenüberstehende, getrennte und mehr blattförmige Samenlappen (Fig. 3 A, c). Mehr als zwei Kotyledonen kommen normal nicht vor; bei manchen Koniferen sind die beiden Samenlappen so tief zerteilt, daß scheinbar mehrere quirlständige vorhanden sind (Polykotyledonen). Bei wenigen Pflanzen stellt der Keimling ein sehr unentwickeltes Körperchen dar und ist ohne Kotyledonen, wie bei den Orchideen, Kuskuteen etc. Da der Keimling infolge seiner Entstehung stets mit seinem Wurzelende dem Keimmund zugekehrt ist, so folgt aus den verschiedenen Richtungsverhältnissen der Samenknospe (s. d.), daß der Embryo bei orthotropen Samenknospen mit seinem Würzelchen der Placenta abgewendet, bei anatropen ihr zugekehrt und bei amphitropen in mehr oder weniger zur Placenta quer gestellter Lage im Samen sich befindet. Der Embryo liegt entweder in der Achse des Eiweißes, oder, wenn er sehr kurz ist, am Grunde desselben, oder aber exzentrisch, oder sogar seitlich (Fig. 3 B) und, wenn er gekrümmt ist, peripherisch (Fig. 3 C), so daß er nach außen an die Samenschale, nach innen an das Eiweiß anstößt. Im letztern Fall besitzt der Keimling bei den Gräsern ein großes Anhängsel, das Schildchen (scutellum. Fig. 3 B, st), welches dem Endosperm anliegt und beim Aufkeimen die Nährstoffe aus demselben für den Keimling aufsaugt. Der Keimling ist bald gerade, bald gekrümmt, bald spiralig eingerollt. Die Samenlappen sind bei den eiweißlosen Samen meist voluminös, dick und fleischig und enthalten hier die Reservenährstoffe, welche sonst im Endosperm oder Perisperm vorhanden sind. In eiweißhaltigen Samen sind die Kotyledonen dünner, mehr blattartig, aber auch dann von ziemlich einfachen Formen. Bei den meisten Pflanzen sind sie flach, sie kommen aber auch gefaltet oder zusammengerollt vor.

Same (Samos), ältester Name der Insel Kephalonia (s. d.).

Sameland, s. v. w. Lappland.

Samen, Landschaft, s. Semién.

Samenbau, Anzucht und Pflege von Kulturpflanzen zur Gewinnung von Samen. Als Samenträger sind nur solche Pflanzen, welche die geschätzten Eigenschaften am stärksten zeigen, zu benutzen, und um diese Eigenschaft zu konservieren, ist namentlich auch auf Vermeidung unerwünschter Befruchtung zu achten. Zeigen sich Abweichungen, besondere, der Beibehaltung werte Eigenschaften in Blumenfärbung, Wuchs, Fortentwickelung und Zeit der Fruchtreife, Färbung und Größe von Blättern und Wurzeln, so sind die Pflanzen sorgsam zu bezeichnen, wenn möglich weit von andern Samenträgern derselben Art zu pflanzen, und der Same ist besonders zu sammeln, um durch fortgesetzte Züchtung zu untersuchen, ob die hervorragenden Eigenschaften beibehalten werden, ob sie konstant sind; auf diese Weise ist die größte Anzahl unsrer Blumen-, Gemüse-, Obst- und Gehölzsorten entstanden. Zur Erziehung von Samenträgern muß die Aussaat weitläufig geschehen, die Pflanzen müssen weitläufiger als andere gesetzt werden, damit sie mit Hilfe von Licht und Luft sich allseitig ausbilden können; zu nahrhafter Boden ist nachteilig, doch darf er auch nicht mager sein. Das Begießen findet nur während des Wachstums oder später bei großer Trockenheit statt. Der Same wird geerntet, sobald oder kurz bevor er reif wird, letzteres, um das Ausfallen zu hindern; meist ist die Färbung und Konsistenz der Samen- und Fruchthüllen hierbei maßgebend. Die Früchte werden zur Nachreife auf luftiger, trockner Stelle aufgelegt, dann wird der Same von ihnen getrennt, bei einigen mit Hilfe künstlicher Wärme, aus saftigen und fleischigen Hülsen wird er nach Zerschneiden oder Zerdrücken der letzten losgelöst, in Wasser eingeweicht, mit Wasser abgewaschen oder mit Sand abgerieben und an der Luft getrocknet; geflügelte Samen und solche mit wolligen Umhüllungen bleiben angefeuchtet auf Haufen liegen und werden durch Reiben mit Maschine oder Hän-^[folgende Seite]