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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cercocebus – Ceremoniell

Festlichkeiten am Hofe eine Anzahl der Gäste in Unterhaltung ziehen. – C. d’ouvrier (spr. duwrĭeh), s. Arbeiterbildungsvereine.

Cercocēbus Geoffr., Untergattung der Meerkatzen, Cercopithecus Erxl., s. Meerkatzen.

Cercolăbes Brandt, Greifstachler, eine in Süd- und Mittelamerika lebende Unterfamilie der Stachelschweine (s. d.).

Cercoléptes, s. Wickelbär.

Cercomŏnas intestinālis Duj., s. Geißeltierchen.

Cercopithēcus, s. Meerkatzen.

Cercospŏra Fres., eine Gruppe von Pilzen, die als Conidienzustände (s. Conidien) von Pyrenomyceten (s. d.) zu betrachten, deren andere Fruktifikationsorgane aber bis jetzt noch unbekannt sind. Sie erzeugen zahlreiche sog. Blattfleckenkrankheiten. Es sind meist braune oder mißfarbene Mycelrasen, die auf den verschiedensten Pflanzen vorkommen und auf den Blättern allerlei dunkelfarbige Flecken hervorrufen. Die Anzahl der beschriebenen Arten ist eine sehr große, da man die Arten meist nach der Stammpflanze benennt, auf der sie sich finden, so z. B. C. ariae, resedae, apii, beticola, vitis u. s. w.

Cercottes (spr. ßärkott), Dorf im Kanton Artenay, Arrondissement Orléans des franz. Depart. Loiret, 6 km nördlich von Orléans, an der Linie Paris-Orléans der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 310, als Gemeinde 425 E. und ist bekannt durch das heftige Rückzugsgefecht der im Abmarsche nach Orléans begriffenen Franzosen gegen die 18. (preuß.) und 25. (hess.) Infanteriedivision (4. Dez. 1870).

Cerdagne (spr. ßärdánj; span. La Cerdaña), Wasser- und wiesenreiche Thallandschaft des obern Segre in den Ostpyrenäen, in 1600 m Höhe, mit strengem Klima, gehört im N. zum franz. Depart. Pyrénées-Orientales (Hauptort Saillagouse mit 548 E.), im S. zum span. Catalonien mit Puigcerda (2489 E.) und der Enclave Llivia (1236 E.).

Cerealĭa, röm. Fest der Ceres (s. d.), von den Plebejern im April durch gegenseitige Bewirtung und Brotspenden (an Arme) gefeiert.

Cerealĭen (Gaben der Ceres) nennt man sämtliche Feldfrüchte (s. Getreide).

Cereālis, Quintus Petillius, s. Cerialis.

Cerebellum (lat.), das Kleine Gehirn.

Cerebrāl, auf das Gehirn (cerebrum) bezüglich, mit ihm zusammenhängend; Cerebralaffektion, Gehirnleiden; Cerebralirritation, reizbare Schwäche der Gehirnnerven (s. Nervenschwäche); Cerebraltumor, Hirngeschwulst; Cerebraltyphus, ein Typhus mit intensiven Hirnerscheinungen.

Cerebrāllaute, s. Laut.

Cerebrālsystem, derjenige Teil des Nervensystems, welcher das Gehirn (cerebrum) und die von demselben entspringenden Nerven begreift; mit dem Spinalsystem, welches das Rückenmark und die von diesem ausgehenden Nerven beschreibt, wird es als Cerebrospinalsystem zusammengefaßt (s. Gehirn, Rückenmark, Nervensystem).

Cerebrīn oder Phrenosin, (C₈₀H₁₆₀N₂O₁₅), ein Bestandteil des tierischen Gehirns, welcher aus der mittels Äther von Fett u. s. w. befreiten Gehirnsubstanz durch heißen Alkohol ausgezogen werden kann. Aus der heißen konzentrierten weingeistigen Lösung scheidet sich das C. in kleinen durchsichtigen Kügelchen ab, die in Wasser und Äther unlöslich sind. Durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure wird dasselbe unter Wasseraufnahme in einen als Phrenose bezeichneten Zucker, C₆H₁₂O₆, Stearinsäure und einen krystallisierbaren stickstoffhaltigen Körper, das Sphingosin gespalten, welch letzterm die Formel C₁₇H₃₅NO₂ zukommen soll.

Cerebropathie, Gehirnleiden.

Cerebrospinālflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis), die seröse Flüssigkeit in den Subarachnoidealräumen des Gehirns und Rückenmarks sowie in den Hirnhöhlen (s. Gehirn und Rückenmark).

Cerebrospinālmeningitis, s. Genickkrampf.

Cerebrospinālsystem, s. Cerebralsystem.

Cerĕbrum (lat.), Gehirn.

Ceremoniāle espiscopōrum (lat), amtliche, noch geltende Sammlung von Vorschriften und Formularen für die gottesdienstlichen Amtsverrichtungen der röm.-kath. Bischöfe, 1600 unter Papst Clemens Ⅷ. zuerst veröffentlicht, später von Innocenz Ⅹ. (1650) und Benedikt ⅩⅢ. (1727) verbessert.

Ceremoniāle Romanōrum (lat), Beschreibung des am päpstl. Hofe üblichen Ceremoniells, auf Befehl Innocenz’ Ⅷ. vom: Ceremonienmeister August Patricius Piccolan verfaßt (hg. von Marcellus, Vened. 1516).

Ceremoniālgesetz, die Gesetze der Juden über die religiösen Ceremonien, Opfer, Gebete, Fasten u. s. w., im Pentateuch (den 5 Büchern Mose) enthalten, im Talmud bedeutend umgestaltet.

Ceremoniarĭus (lat.), der kath. Geistliche, der bei feierlichen kirchlichen Funktionen für die Beobachtung der Vorschriften des Ceremoniells sorgt.

Ceremonie (lat.), die Förmlichkeiten, sowohl beim Gottesdienste, als auch bei feierlichen Handlungen, namentlich der Souveräne und Staatsregierungen. Die darüber zusammengestellten Bestimmungen sind das Ceremoniell (s. d.). Die mit Aufrechterhaltung des Ceremoniells beauftragten Personen heißen Ceremonienmeister.

Ceremoniéll (vom lat. ceremonia), der Inbegriff von Gebräuchen, die bei feierlichen Gelegenheiten des öffentlichen Lebens beobachtet werden. Verwandt damit ist die Etikette (s. d.). Das C. wird eingeteilt in Hof- und Staatsceremoniell. Das erstere hängt von jedem Hofe selbst ab; das letztere, soweit es sich um Beziehungen innerhalb des Staates handelt, vom einzelnen Staate; handelt es sich aber um Beziehungen zwischen verschiedenen Staaten, so beruht das C. auf dem Herkommen, auf gegenseitiger Vereinbarung, z. B. über den Vorrang, die Titel in der Anrede. Zum völkerrechtlichen C. gehört die Rangordnung (s. d.) bei Zusammenkünften der Souveräne, bei feierlichen Audienzen der Gesandten, sowie der Schiffsgruß (s. d.). Unter Kanzleiceremoniell versteht man den Inbegriff der Regeln, die bei schriftlichen Erlassen sowohl im Lande zwischen den verschiedenen Behörden und gegen Privatpersonen, als zwischen verschiedenen Staaten beobachtet werden. An den europ. Höfen wurde das C. nach dem Beispiele des byzant. Hofs schon durch Karl d. Gr. üblich, allgemeiner durch die Vermählung Kaiser Ottos Ⅱ. mit der griech. Prinzessin Theophano, und immer höher gesteigert unter Kaiser Karl Ⅴ. Seinen Gipfel erreichte es an den Höfen Philipps Ⅱ. von Spanien und Ludwigs ⅩⅣ. von Frankreich. Erst die neuere und neueste Zeit hat das alte, steife C. gemildert und einfachere Formen eingeführt. Ein ängstliches C. herrscht noch an den morgenländ. Höfen, zum Äußersten ist es in China ausgebildet. – Vgl. König, Theatrum ceremoniale historico-politicum (2 Bde., Lpz. 1719‒20); Rousset, Cérémonial diplomatique des cours de

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