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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Costenoble; Coster

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Costenoble (Karl Ludw.) - Coster (Laurens Janszoon)

den», Bd. 1‒20, 1879‒87), Ossip Schubin, E. Wichert, J. von Wickede u. a.

Costenoble (spr. -nobl), Karl Ludw., Schauspieler und dramat. Schriftsteller, geb. 25. Dez. 1769 zu Herford in Westfalen, kam 1790 zu der von Klos und Butenop geleiteten Schauspielertruppe, war von 1801 bis 1818 in Hamburg mit steigendem Erfolg als Charakterdarsteller thätig, ging 1818 als Hofschauspieler nach Wien, ward Regisseur und starb 28. Aug. 1837 auf einer Gastspielreise in Prag. C. lieferte in seinem «Almanach dramat. Spiele» (Hamb. 1810, 1811 u. 1816) und in der Sammlung «Lustspiele» (Wien 1830; darin «Der tote Onkel», «Der Schiffbruch», «Die Testamentsklausel», «Die Terne», «Fehlgegriffen», «Amor hilft») leichte und gefällige Stücke für die Bühne. Große Unbefangenheit des Urteils und feine Beobachtungsgabe verrät sein Nachlaß «Aus dem Burgtheater, 1818‒37. Tagebuchblätter», von Glossy und Zeidler herausgegeben (2 Bde., Wien 1889). Fragmente aus den Jugendjahren veröffentlichte schon 1837 Lewald in der «Theaterrevue» für 1838.

Coster, Laurens Janszoon, nach der in Holland, zum Teil auch in England herrschenden Meinung vor Gutenberg der Erfinder der Buchdruckerkunst in Haarlem. Diese Meinung gründet sich auf eine von Adrian Junius in seinem 1565‒69 geschriebenen Geschichtswerk «Batavia» (Leid. 1588) angeblich nach einer örtlichen Überlieferung vorgetragene Erzählung. Wir erfahren von ihm, daß die Familie C.s das Küsteramt erblich besessen, daß er davon den Beinamen C. geführt und vor 128 Jahren (also um 1440) gelebt habe. Anfangs zum Vergnügen und Unterricht für seine Enkel habe er mit hölzernen und später mit metallenen Lettern gedruckt, 1441 aber habe ihm in der Christnacht ein gewisser Johannes das Druckgerät gestohlen, sich damit über Amsterdam und Köln nach Mainz begeben und hier 1442 zu drucken begonnen. – Von nun an wurde es bei den Holländern eine Ehrensache, die Erzählung des Junius gegen alle Anfechtungen zu verteidigen. Schon 1628 schrieb P. Scriver eine Lobschrift auf C.; 1740, bei Gelegenheit der dritten Jubelfeier der Buchdruckerkunst, trat J. Chr. Seiz, 1765 Ger. Meerman in seinen «Origines typographicae» für diesen Zweck in die Schranken. Endlich setzte die Gelehrte Gesellschaft in Haarlem einen Preis auf die beste Verteidigung der Haarlemer Ansprüche und krönte die Abhandlung Jac. Konings («Verhandeling over den oorsprong etc. der boekdrukkunst», Haarlem 1816), zu der dieser später noch Nachträge lieferte. Koning identifiziert C. mit einem reichen und angesehenen Bürger Laurens Janszoon, Küster (?), Schöffe und Kämmerer von Haarlem, der etwa 1370‒71 geboren und zwischen 1435 und 1440 gestorben sei. Ihm schreibt er alle xylographischen Bücher niederländ. Ursprungs seit 1420 zu, läßt ihn dann die beweglichen, gegossenen Lettern erfinden und den typographischen Druck beginnen. Diejenigen sog. C.schen Drucke aber, welche offenbar später sind, schreibt er seinen Nachkommen zu. Die verschiedenen Ausgaben des «Heilsspiegels», den bereits Junius als Druck von C. anführt, gelten ihm als die ältesten Erzeugnisse seiner Presse. – Alle Blößen des Juniusschen Berichts und seiner Verteidigungen sind von den Anhängern der Mainzer Ansprüche, z. B. in den Werken über die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst von Schaab (3 Bde., Mainz 1830‒31) und Wetter (ebd. 1836) aufgedeckt, der Bericht des Junius als ein Lügenwerk dargestellt und die sog. C.schen Drucke in eine viel spätere Zeit herabgerückt worden. Neben und nach Koning traten übrigens Jac. Scheltema, van Westreenen, A. de Vries, Noordzieh u. a. als Verteidiger für Haarlem auf, und der Streit wurde von beiden Seiten mit großer Leidenschaft fortgeführt.

Schon 1722 hatte man zu Haarlem dem C. ein Standbild von Stein errichtet. Auf Grund der Koningschen Preisschrift wurde durch eine vom Haarlemer Magistrat niedergesetzte Kommission das J. 1423 als das der C.schen Erfindung angenommen und das vierte Jubelfest der Erfindung der Buchdruckerkunst zugleich als Coster-Fest am 10. und 11. Juli 1823 mit großem Gepränge gefeiert. Ebenso wurde am 16. Juli 1856 in Haarlem die Einweihung eines von Royer in Amsterdam gefertigten Erzstandbildes festlich begangen, das die niederländ. Nation dem angeblichen Erfinder setzen ließ. (Vgl. Gedenkschriften wegens het vierde eeuwgetijde van de uitvinding der boekdrukkunst, Haarlem 1824.)

Als ein sachlicher und kundiger Gegner der Haarlemer Ansprüche trat 1859 Ch. Ruelens aus Brüssel auf (im «Bulletin du Bibliophile belge», ⅩⅤ) und mit großer Schärfe 1870 ein Haarlemer selbst, A. van der Linde, in dem Buche «De Haarlemsche Kosterlegende» (Haag 1870), einer Bearbeitung von Aufsätzen aus den J. 1869/70. Er weist aus Beispielen und Zeugnissen anderer die Oberflächlichkeit und Kritiklosigkeit des Adrian Junius nach, von dem die Sage von der Erfindung des Buchdrucks durch C. ausgegangen war. Selbst die Fälschung einer Jahreszahl in einem Stammbaum der Familie C. wird von ihm Adrian Junius zugeschrieben. Durch Nachforschungen in den Haarlemer Archiven über die Person des Laurens Janszoon stellte van der Linde fest, daß vor 1439 allerdings ein Mann dieses Namens zu Haarlem lebte, der jedoch nicht Küster, sondern Krämer und dann Gastwirt war.

Das Buch van der Lindes hatte zunächst einen großen Erfolg und wurde rasch ins Französische und ins Englische übersetzt. Letzteres geschah durch J. H. Hessels und Will. Blades, die bisher auf seiten der Costerianer gestanden hatten und später auch wieder zu ihnen übergingen. Van der Linde hatte zwar die Erzählung des Junius mit Glück bekämpft, dagegen für die Erklärung der undatierten alten holländ. Druckreste, auf welche sich die Ansprüche Haarlems ebenso stützten wie auf die Aussage der kölnischen Chronik von 1499 über die holländ. Donate als Vorbild der Gutenbergschen Erfindung, wenig geleistet und ebensowenig zur Aufhellung der vielen dunkeln Punkte in Gutenbergs Leben. Seine beiden spätern umfangreichen Werke «Gutenberg u. s. w.» (Stuttg. 1878) und «Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst» (3 Bde., Berl. 1886) boten zwar ein massenhaftes Material, zugleich aber so viele Schwächen, daß außerhalb Deutschlands, besonders auch in England, die Sache C.s neu belebt wurde. Von J. H. Hessels erschienen zwei Bücher in diesem Sinne: «Gutenberg: Was he the inventor of printing?» (Lond. 1882), worin ein Teil des Quellenmaterials zur Gutenbergfrage sorgfältig zusammengestellt, eine Entscheidung der Frage nach dem Erfinder zunächst noch abgelehnt wird, und «Haarlem, the birth-place of printing, not Mentz» (1887), das offen, aber sehr einseitig für C. Partei