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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cyrillus von Alexandria - Cyrus (der Ältere)
folgte das Ziel einer Erneuerung der griech. Kirche
durch möglichste Annäherung an die reform. Lehre.
Deshalb lieft er zu Genf 1629 in lat., 1633 in griech.
Sprache sein Glaubensbekenntnis drucken, in dem
die wichtigsten Lehren der reform. Kirche ausge-
sprochen waren. 1628 ward auf seine Veranlassung
Karl I. von England die berühmte Vibelhandschrift
lüoäex ^I6xäuäi'inu8 geschenkt. Von den verschie-
densten Seiten angefeindet, viermal abgesetzt, ward
er 1638 als Landesverräter verklagt, vom Sultan
Murad IV. gefangen gesetzt und erwürgt. Nach C.'
Tode hat sich die griech. Kirche auf mehrern Synoden
gegen die Ketzereien des C. ausgesprochen. - Vgl.
Pi'chler, Geschichte des Protestantismus in der orient.
Kirche im 17. Jahrh., oder: Der Patriarch C. L. und
seine Zeit (Münch. 1862).
Cyrillus von Alexandria, Kirchenvater, geb.
zu Alerandria, wurde von seinem Oheim, dem
Bischof Theophilus, erzogen, dem er 412 als Pa-
triarch von Alerandria folgte. Seine Amtsführung
charakterisiert sich durch maßlose Leidenschaft. Den
Novatianern (s. d.) schloß er ihre Kirchen, die Juden
vertrieb er 415 durch einen Aufstand des christl.
Pöbels aus der Stadt; derPräfekt selbst, welcher sich
solcher Gewaltthätigkeit widersetzte, wurde von Mön-
chen auf der Straße überfallen, und die Ermordung
der heidn. Philosophin Hypatia (s. d.) ward durch
C. wenigstens veranlaßt. Am wichtigsten ist sein
Streit mit dem Patriarchen von Konstantinopel,
Nestorius (s. d.). Als dieser die Bezeichnuna der
Maria als "Mutter Gottes" bekämpfte, griff ihn C.
429 in einem Ostcrprogramm an und verdammte
ihn 430 auf einer Synode zu Alexandria. Die all-
gemeine Synode zu Ephesus 431 sollte den Streit
entscheiden. C. eröffnete sie, ehe Johannes von An-
tiockien und die syr. Bischöfe eintrafen, und entsetzte
Nestorius seines Amtes, obgleich dieser seine er-
klärten Gegner nicht als Richter anerkennen wollte.
Die Antiochener hielten darauf eine eigene Synode
und setzten C. ab. Der Kaiser Theodosius bestätigte
beide Beschlüsse, ließ aber nur die Absetzung des
Nestorius ausführen. Später kam eine Vereini-
gung zu stände, indem Johannes von Antiochien
die Verdammung und Absetzung des Nestorius an-
erkannte und C. eine vermittelnde Glaubensformel
unterzeichnete. C. starb 444. Unter seinen zahl-
reichen Schriften sind namentlich seine "Zehn Bücher
gegen Julian", den Kaiser, eine Apologie des
Christentums, zu erwähnen. Die beste Ausgabe
seiner Werke ist die von Aubert (7 Bde., Par. 1638);
eine Auswahl in deutscher Übersetzung veranstaltete
Hayd (in der "Bibliothek der Kirchenväter", Kempten
1879). - Vgl. Kopallik, C. v. A. (Mainz 1881).
Cyrillus von Jerusalem, Bischof, wahrschein-
lich 315 geboren, ward 335 in Jerusalem zum Dia-
kon, 345 zum Presbyter geweiht und 350 zum Bi-
schof erhoben. Aus dem Unterricht, den er den Ka-
techumenen erteilte, sind die noch erhaltenen "Kate-
chesen" hervorgegangen, 18 zur Vorbereitung auf
die Taufe, 5 zur Erklärung der eben empfangenen
Sakramente. Sie sind für die Kenntnis der dogma-
tischen Anschauungen und der liturgischen Gebräuche
jener Zeit von großem Wert. In den Arianischcn
Streitigkeiten hielt er sich, allen scharfen Lehrbestim-
mungen abhold, anfangs zurParteiderSemiarianer.
Deshalb von Acacius, Bischof von Cäsarea, an-
aefeindet, ward er mehreremal vorübergehend seines
Amtes entsetzt. Auf dem Konzil zu Konstantinopel
381 hielt sich C. zu den Athanasianern. Er starb
Brockhaus' Konversations-Lexikon. 14. Aufl.. IV.
18. März 386. Seine Schriften gaben heraus Tout-
tte (Par. 1720: neue Ausg., 2 Bde., 1844), Reischl
und Rupp (2 Bde., Münch. 1848-60), in deutscher
Übersetzung Feder (Vamb. 1786), die Katechesen
Nirschl (in der "Bibliothek der Kirchenväter", Kemp-
ten 1871). - Vgl.Plitt, 1)6 O^iiiii Ilioroso^miwiii
orationilinz cu.t6c1i6tiei8 (Heidelb. 1855); Gönnet,
1)6 3. (^i'illi Hi6r08s)I^mitani 6pi8eopi cateHe-
8idu8 (Par. 1876); Marquardt, (^i-iiir^ Hi6ro>
80ivmitHuu8, dll.pti8ini, e1iri8nmti8, 6Ut?ng.i'i8tia6
inM6i-ioruin iut6lpr63 (Lpz. 1882); Mader, Der
heilige C., Bischof von Jerusalem (Einsiedeln 1891).
Cyrnus, s. Cyrus (Fluß).
V^rt2.ntku8 ^."'t., Pflanzengattung aus der
Familie der Amaryllidaceen ls. d.). Die Arten der-
selben, etwa 15, sind krautartige Pflanzen, die vor-
zugsweise der Flora des Kaplandes angehören. Die
Blüten bestehen aus einem langen, gewöhnlich ge-
krümmten, lebhaft gefärbten, röhrenförmigen Peri-
gon. Einige Arten werden als Zierpflanzen in Ge-
wächshänsern gezogen, besonders 0. od1i<Mi3 ^.it.,
mit im Juli erscheinenden, langen und sehr ansehn-
lichen gelben oder gelblichroten Blüten. Die Pflan-
zen müssen während der Ruheperiode trocken gehalten
und danach umgepflanzt werden. Die Vermehrung
geschieht durch Brutzwiebeln oder Samen.
Cyrtometer, ein von Woillez angegebenes In-
strument zur Messung des Brustumfangs, besteht
aus einer Kette von Fischbemstäbchen, die so zusam-
mengefügt sind, daß die Kette, um den Brustkasten
gelegt, nach Abnahme und erneuter Schließung
genau die Form des Thorax wiedergiebt.
Cyrus oder Cyrnus (grch. Kyros,Kyrnos,
auchKyrtos), alter Name des Flusses Kura (s. d<).
Cyrus (grch. Kyros; altpers. Kurus, d. i.
Sonne; babylon. Kurschu oder Kur(r)asch; in
der Bibel Koresch), der Große oder der Er-
oberer, auch der Altere genannt, der Begrün-
der des alten Persischen Reichs. Er gehörte der
Dynastie der Achämeniden (s. d.) an. Nach der von
Herodot überlieferten, vonKtesiasverworfenenSage
war des C. Vater Kambyses mit Mandane, einer
Tochter des medischen Königs Astyages, vermählt.
Vor der Geburt des C. träumte dem Astyages von
einem Wcinstock, der, seiner Tochter entsprossen, ganz
Asien beschattete. Da die Traumdeuter diesen Traum
so auslegten, daß der zukünftige Enkel ihn entthronen
werde, gab Astyages Befehl, das Kind sogleich nach
der Geburt umzubringen. Harpagus, der Minister
des Königs, übergab jedoch das Kind, um es aus-
zusetzen, einem Hirten, der es aber mit seiner Frau
auferzog. Als C. einst beim Spiele mit andern
Knaben, die ihn zum König gewählt, den Sohn
eines der ersten Männer des Reichs hatte züchtigen
lassen und dessen Vater sich bei Astyages beklagte,
antwortete er dem letztern kühnen Mutes, er habe
als König mit Recht so gehandelt. Dieses stolze
Benehmen in Verbindung mit der Ähnlichkeit der
Züge verriet dem Astyages die Abkunft des C.;
übrigens von den Magiern beruhigt, schickte er den
Knaben seinen Eltern zurück. Harpagus aber, an
dem Astyages wegen seines Ungehorsams grausame
Rache genommen hatte, trieb den C., als dieser
herangewachsen war, zum Aufstand und sorgte da-
für, daß das Heer der Meder, zu dessen Oberfeld-
herrn Harpagus von Astyages merkwürdigerweise
bestellt war, keinen ernstlichen Widerstand leistete;
Astyages wurde bei Pasargadä (559 v. Chr.) be-
siegt und entthront. - So die griech. überliefe-
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