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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Darstellung Christi; Dartford; Dartmoor; Dartmouth; Daru

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Darstellung Christi - Daru

ser Forderung liegen Anschaulichkeit, Sachlichkeit und Vollständigkeit als unerläßliche Bedingungen. Am meisten und im engsten Sinne sind es die bildenden Künste, unter diesen vornehmlich die Plastik, die darstellen können, indem sie das künstlerisch Gedachte als wirklichen, raumerfüllenden Gegenstand den dafür empfänglichen äußern Sinnen hinstellen; sie bringen Gestalten im eigentlichen Sinne hervor. Wo die Poesie darstellt, ist dies nur dadurch möglich, daß sie in dem Auffassenden durch ihr Mittel der D., die Sprache, diejenigen Vorstellungen und Gefühle erregt, die der Gegenstand, wenn er selbst vor das Auge hinträte, erregen würde. Auf dieser Täuschung beruht die poet. Wahrheit. Deshalb pflegt man das Epos und das Drama vorzugsweise darstellende Dichtungsarten zu nennen. Der Schauspieler hat die darstellende Poesie durch seine ganze Persönlichkeit zu versinnlichen. Die handelnde Person des Dramas soll er nicht bloß vorstellen, d. h. er soll nicht bloß den Schein erregen, als ob er jene Person sei, sondern soll jenen Schein bis zur Täuschung erheben, als sehe man jene Person.

Darstellung Christi, s. Lichtmesse.

Dartford, Marktstadt in der engl. Grafschaft Kent, 24 km im OSO. von London, links am Darent und 3 km von seiner Mündung in die Themse, in den North-Downs, fast nur eine Straße in engem Thale, hat (1891) 11962 E., zahlreiche Kirchen, ein großes Irrenhaus, bedeutende Eisengießereien, Walzwerke, Lokomotivenbau, Papier-, Öl-, Pulver- und Getreidemühlen. Die erste Papiermühle wurde hier um 1590 von einem Deutschen, J.^[John] Spielmann (gest. 1607), erbaut. In der Nähe befinden sich Überreste eines 1355 gestifteten Augustiner-Nonnenklosters. D. ist die Heimat Wat Tylers.

Dartmoor (spr. -muhr) oder Dartmoor Forest, das Hochland im SW. der engl. Grafschaft Devonshire, vom nördl. Exmoor durch ein breites Weideland, von Cornwall durch das Thal des Tamer getrennt, mißt 41 km von N. nach S. und 32 km von W. nach O. und umfaßt 526 qkm. Es ist südlich vom Trent die höchste Landstrecke in England, im Durchschnitt 366 m hoch und erreicht im High-Wilhays 621, im Cawsand-Beacon 546, im Ryders Kill 517 m. Viele Anhöhen sind mit mächtigen Granitblöcken (Tors) gekrönt. Der Boden ist waldlos und unfruchtbar, trägt wenig Gras und große Sumpfstrecken, ist aber reich an Blei, Eisen, Zinn, Kupfer, Kaolin und Granit, Kalk und geädertem Marmor. Aus dem Bereiche des Yes-Tor (619 m) kommen reißende Flüsse nach allen Richtungen herab, und offene Küsteneinschnitte lassen die Mineralschätze leicht zum Meere gelangen. Tavy, Plym, Dart und Teign gehen zum Kanal; die Taw nach NW. zur Barnstaplebai. Zahlreich sind die Menhir und Steinkreise; zu den Arbeiten in den Mooren werden Sträflinge verwandt.

Dartmouth (spr.-möth) oder Clifton-Dartmouth-Hardneß, Municipalstadt und Parlamentsborough in der engl. Grafschaft Devon, am Kanal, malerisch am Abhange eines Hügels rechts von der Mündung der Dart, hat überaus mildes Klima, (1891) 6038 E., drei Kirchen, darunter die schöne St. Saviours Church, sowie Ruinen eines von Heinrich VII. erbauten Schlosses. Die Straßen sind eng, die Häuser zum Teil altertümlich und mit Holzschnitzereien verziert. Eine fliegende Brücke verbindet die Stadt mit Kingsbridge. Der Hafen ist Schiffen von 500 t zugänglich und durch eine Küstenbatterie verteidigt. Er wird seiner Sicherheit wegen viel von Jachten und andern kleinen Fahrzeugen besucht. Auch fahren von hier aus die Dampfer der Castle-Linie nach Südafrika. Haupterwerbszweige sind Schiffbau, Herings- und Stockfischfang und lebhafter Fischhandel. - D., bei Chaucer Dertemouthe, wurde unter Richard I., dann unter Heinrich IV. von den Franzosen erobert. Von D. segelten 1190 die Kreuzfahrer unter Richard Löwenherz ab; ferner landeten hier die Franzosen und Castilianer 1372 sowie Warwick und Clarence im J. 1470. - D. in Neuschottland, s. Halifax.

Daru (spr. -rüh), Napoléon, Graf, franz. Staatsmann, Sohn des Grafen Pierre Antoine D., geb. 11. Juni 1807 in Paris, erbte von dem Vater die Pairswürde und nahm unter der Regierung Ludwig Philipps lebhaften Anteil an den parlamentarischen Debatten der Pairskammer. Vom Depart. Manche ward er 1848 in die Konstituierende und in die Gesetzgebende Nationalversammlung gewählt, wo er mit der Majorität stimmte. Beim Staatsstreiche Napoleons, 2. Dez. 1851, berief er als Vicepräsident die Repräsentanten auf die Mairie des 10. Arrondissements und beantragte die Absetzung Napoleons, weshalb er verhaftet und eine Zeit lang in Vincennes gefangen gehalten wurde. Freigelassen, zog sich D. ins Privatleben zurück, bis er bei den allgemeinen Wahlen von 1869 gegen den offiziellen Kandidaten siegte. Als Anfang 1870 Napoleon III. durch Berufung Olliviers zur Bildung eines Ministeriums den Schein erweckte, daß es ihm mit Einführung einer konstitutionellen Regierung Ernst sei, wurde D. von Ollivier veranlaßt, das Portefeuille des Äußern zu übernehmen. D. willfahrte, gab jedoch kurze Zeit vor dem Plebiscit seine Entlassung. Im Febr. 1871 vom Depart. Manche in die Nationalversammlung gewählt, schloß er sich dem rechten Centrum an, wurde 1876 Senator für dasselbe Departement und hielt sich im Senat zur Rechten. 1879 wurde er nicht wiedergewählt und zog sich ins Privatleben zurück. Er starb 19. Febr. 1890 in Paris. Durch seine Schrift "Le comte Beugnot" (1865) erwarb sich D. die Mitgliedschaft des Instituts.

Daru (spr. -rüh), Pierre Antoine Bruno, Graf, franz. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 12. Jan. 1767 zu Montpellier, betrat, nachdem er eine ausgezeichnete Schulbildung erhalten hatte, die militär. Laufbahn. Als die Revolution ausbrach, war D. Kriegskommissar. Er schloß sich derselben an, wurde aber 1793 als verdächtig verhaftet und erst nach Robespierres Sturz 1794 wieder frei. 1795 ward er Sektionschef im Kriegsministerium und bald darauf Generalintendant der Donauarmee. Auch Napoleon I. benutzte ihn in solcher Eigenschaft, zog ihn zum Abschluß der Friedensverträge von Preßburg (1805), Tilsit (1807) und Wien (1809) bei und ernannte ihn zum Grafen. In dieser Zeit machte sich D. in Österreich und Preußen durch seine strenge Verwaltung verhaßt, sodaß später Blücher 1813 D.s Besitzungen sequestrieren ließ. 1811 übernahm D. das Staatssekretariat und sprach sich im Conseil nicht selten gegen die Welteroberungspläne des Kaisers aus. Im russ. Feldzug besorgte er, so gut als möglich, das Amt eines Generalintendanten, desgleichen 1813, wo er Minister wurde. Nach des Kaisers Sturze anfänglich beiseite geschoben, wurde er 1818 zum Pair ernannt und 1828, nachdem er schon seit 1805 Mitglied des Nationalinstituts gewesen, in die Akademie der Wissenschaften aufgenom-^[folgende Seite]