Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Defraudieren; Defregger; Defterdar; Defunctus; Deg.; Dega; Degagement; Degagieren; Degeer; Degeerĭa; Degen

872

Defraudieren - Degen (Waffe)

Oft bezeichnet man mit D. auch die Unterschlagung anvertrauter Gelder, deren sich öffentliche Beamte und Privatbedienstete schuldig machen.

Defraudieren (lat.), Abgaben hinterziehen; auch Geld unterschlagen, s. Defraudation.

Defregger, Franz von, Genremaler, geb. 30. April 1835 zu Stronach im Tiroler Pusterthal als Sohn eines Bauern, beschäftigte sich schon in früher Jugend ohne jede Anleitung mit Schnitzerei und Zeichnen. 1860 ging er nach Innsbruck zu Prof. Stolz; da ihm aber dessen Richtung nicht zusagte, so begab er sich nach München, wo er seit 1862 auf der Akademie sich zum Maler ausbildete. Nach einem Aufenthalte in Paris (1863‒65) und in Tirol trat er 1867 in die Schule von Piloty, dessen Anregung er den goldig-braunen Ton seiner Bilder verdankt. Diese zeichnen sich aus durch lebensvolle Schilderungen des Tiroler Volkslebens in den Alpen, tiefe Charakteristik, schalkhaften Humor und poet. Auffassung. Seine ersten bedeutenden Gemälde sind: Der verwundete Jäger (1867; Staatsgalerie zu Stuttgart), Speckbacher und sein Sohn Anderl (1868; Ferdinandeum in Innsbruck), Der Ringkampf in Tirol (1870; Kölner Museum), Auf der Alm (1871), Die überraschten Wilddiebe (1871), Die beiden Brüder (1872). Auf die Wiener Weltausstellung schickte er 1873: Das Preispferd und Der ital. Bettelsänger. Großen Erfolg hatte auf der Berliner Ausstellung 1874: Das letzte Aufgebot, welches für die kaiserl. Galerie in Wien erworben wurde; das 1876 gemalte Pendant: Heimkehrender Tiroler Landsturm im Kriege von 1809, gelangte in die Nationalgalerie zu Berlin. Von seinen sonstigen Gemälden sind die bekanntesten: Das Tischgebet (1875; Leipziger Museum), Die gebissene Gans (1875; Museum in Königsberg), Wilderer in seiner Sennhütte (Kunsthalle in Hamburg), Zitherspieler auf der Alm (1876; kaiserl. Galerie in Wien), Brautwerbung, Abschied von der Sennerin (1877; Galerie in Dresden), Andreas Hofers letzter Gang (1878; Museum in Königsberg). Im Auftrage der österr. Erzherzoge malte er 1879 Andreas Hofer in der Innsbrucker Hofburg, als Geschenk für die Silberne Hochzeit des österr. Kaiserpaares; Erstürmung des Roten Turms von München durch die Oberländer Bauern unter Führung des Schmieds von Kochel 1705 (1881; München, Neue Pinakothek); für die Dresdener Galerie 1883: Die Sensenschmiede im Tiroler Aufstande 1809; sodann: Am Abend vor der Schlacht am Berge Isel (1889). In solchen Historienbildern erreicht jedoch D. ebensowenig wie im Altarbilde, in welchem er sich 1886 mit einer Madonna versuchte, die Höhe seines Dorfgenres. In diesem ist er unerschöpflich; die hervorragendern aus neuester Zeit sind: Der Salontiroler (1882; Berliner Nationalgalerie), Sonntagsruhe (1884; s. Tafel: Deutsche Kunst Ⅷ, Fig. 3), Zur Gesundheit (1885), Feierabend auf der Alm, Der Wahrsager (1891), Vor dem Tanz (Internationale Kunstausstellung in München 1892). Neuestens arbeitet er viel, aber mit ungleichem Erfolg, in einzelnen Studienköpfen. D.s Auffassung des ländlichen Lebens seiner Heimat unterscheidet sich durch Wahrheit und Einfachheit vorteilhaft von dem süßlichen Wesen der frühern Dorfgenremalerei. Seit 1878 wirkt er als Professor an der Münchener Akademie, 1883 wurde er geadelt.

Defterdar (ein aus dem Persischen in das Türkische hinübergenommenes, mit dem arab.-pers. defter, d. h. Buch, und pers. dâr zusammengesetztes Wort), eigentlich Buchhalter. D. war früher in der Türkei der Titel des Großschatzmeisters, der die Staatseinkünfte in Empfang zu nehmen und zu buchen sowie aus den in seinen Händen befindlichen Fonds die Staatsausgaben zu bestreiten hatte. Der D. war demnach gewissermaßen der Finanzminister des frühern Osmanenreichs, neben dem aber die Sultane noch einen zweiten Beamten, den Hasnadar Baschi, hielten, um ihre persönlichen Einkünfte in Empfang zu nehmen und zu buchen, aus denen zunächst die Hofhaltung bestritten und bisweilen der Staatsverwaltung Vorschüsse gemacht wurden. Dies letztere Amt besteht noch heute unter gleicher Benennung, während an die Stelle des D. in der Leitung der Reichsfinanzen der Malië Nasiri, Finanzminister, getreten ist. Der Titel D. ist jetzt auf den General-Finanzdirektor des Wilajets und auf den Minister der Archive beschränkt.

Defunctus (lat.), ein Verstorbener (weibl. Defuncta); Defunktion, Ablebung, Tod.

Deg., hinter lat. Insektennamen Abkürzung für Karl, Baron Degeer (s. d.).

Dega oder Daga, in Abessinien die Höhenregion über 2400‒2500 m, im Gegensatz zu der niedrigern Region der Waina-Dega und der noch niedrigern Quolla oder Qualla. Die Temperatur des wärmsten Monats beträgt hier nur noch 20° C., das Jahresmittel an der untern Grenze 16‒17° und an der obern 7‒8° C.; Nachtfröste, welche bis zur untern Grenze vorkommen, verhindern die Verbreitung empfindlicher Pflanzen. Die zahlreichen Hochebenen sind in den untern Regionen mit buschigen Heidekräutern, Rosen und Jasmin, Rhododendron, Akazien und riesigen Kugeldisteln bestanden, die in den obern Teilen durch saftige Weiden und Getreidefelder ersetzt werden. Die Vegetation ist wegen der kalten Nächte ziemlich dürftig; man baut neben einigem Weizen meistens Roggen (bis 3900 m Höhe) und Gerste.

Degagement (frz., spr. -gasch’máng), Zwanglosigkeit, Befreiung von einer Verbindlichkeit; in der Baukunst ein verborgener Ausgang, eine geheime Treppe; in der Holzschneidekunst bezeichnet D. die Schärfe und Reinheit der Umrisse.

Degagieren (frz., spr. -gasch-), befreien, losmachen, besonders einer vom Feinde hart bedrängten Truppe Hilfe bringen und Luft verschaffen; in der Fechtkunst bedeutet D. den Wechsel des Engagements (s. d.) dadurch, daß man mit der Klingenspitze dicht unter dem Stichblatt des Gegners einen Halbkreis beschreibt und so auf die andere Seite der feindlichen Klinge übergeht; Doppeldegagieren ist der Wechsel hin und zurück. Degagiert, ungezwungen, frei, besonders vom Benehmen gebraucht.

Degeer, eigentlich de Geer, Karl, Baron, schwed. Entomolog, geb. 10. Febr. 1720 zu Farspang in Schweden, war ein Schüler Linnés, wurde Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Stockholm und 1761 schwed. Hofmarschall; er starb 8. März 1778 zu Stockholm. D. schrieb «Mémoires pour servir à l’histoire des insectes» (7 Bde., Stockh. 1752‒78; deutsch von Goeze, 7 Bde., Nürnb. 1776‒83). Einen Auszug daraus veröffentlichte Retz als «Genera et species insectorum» (Lpz. 1783).

Degeerĭa, s. Schneefloh.

Degen, Seitengewehr mit langer schmaler Klinge, vorherrschend Stichwaffe, aber auch als Hiebwaffe eingerichtet; je nachdem das eine oder das andere mehr betont ist, spricht man von Stoßdegen oder