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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Eberraute; Ebers; Ebersbach; Ebersberg

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Eberraute – Ebersberg (Bezirksamt und Flecken)

Besitzer. Auf ihr fanden viele Anhänger der Reformation eine Zuflucht, so Hütten, Ökolampadius, Joh. Schwebel, Martin Bucer, auch Ph. Melanchthon. 1689 wurde die Burg von den Franzosen befestigt, 1698 infolge des Ryswijker Friedens geschleift; 1750 erwarb Kurpfalz die Ruine und stellte sie wieder her. 1794 wurde sie von den Franzosen zerstört, kam später an eine Gräfin Louer und von dieser an Karl Günther, Gutsbesitzer von Feilbingert, der die Burg 1841 wieder im alten Stil prachtvoll aufbauen ließ; jetzt dient dieselbe als Vergnügungsaufenthalt. Auf halber Höhe des Berges das 1889 enthüllte Hutten-Sickingen-Denkmal, modelliert von Karl Cauer, ausgeführt von seinen Söhnen, die Bronzefiguren (3 m) der beiden «Vorkämpfer deutscher Einheit und Größe» auf einem Granitsockel (4 m). – Vgl. Schneegans, Die E. (Kreuznach 1878).

Eberraute, s. Artemisia.

Ebers, Emil, Maler, geb. 14. Dez. 1807 in Breslau, besuchte seit 1831 die Düsseldorfer Akademie. Lessing und seine Freunde Ritter und K. Jordan bestimmten seine romantische Richtung, welche dann Studienreisen nach Holland und der Normandie auf Scenen aus dem Schmuggler- und Seemannsleben lenkten, nachdem er sich schon 1830 in seinen Landenden Schleichhändlern (Berliner Nationalgalerie) versucht hatte. Vorwürfe aus dem Leben der Schiffer und Matrosen verstand er sehr lebendig wiederzugeben. Die Geretteten unter den Fischern (1841), Das Rettungsfloß (1844), Das Lotsenboot (1845) und die Meuterei auf einer Brigg (1847; Museum zu Breslau) ließen noch manche treffliche Leistung erwarten, aber bald nach seiner Rückkehr nach Schlesien (1844) versiegte allmählich seine Schaffenslust. Er starb 1884 zu Beuthen a. O. E. hat sich mit dem Bild: Der heil. Goar, die Rheinländer bekehrend, auch als Geschichtsmaler versucht.

Ebers, Georg Mor., Ägyptolog und Romanschriftsteller, geb. 1. März 1837 zu Berlin, studierte in Göttingen seit 1856 die Rechte, seit 1858 klassische und orient. Philologie. Seit 1859 trieb er in Berlin fast ausschließlich ägypt. Sprach- und Altertumskunde, besonders von R. Lepsius nachdrücklich angeregt (vgl. seine Schrift «Richard Lepsius. Ein Lebensbild», Lpz. 1885). Von einer langwierigen Krankheit genesen, besuchte E. mehrere der größern europ. Museen und habilitierte sich 1865 zu Jena, wo er seit 1868 als außerord. Professor Vorlesungen über altägypt. Grammatik, Geschichte und Denkmälerkunde hielt. 1869 unternahm er eine vierzehnmonatige Reise über Spanien und Nordafrika nach Ägypten, Nubien und dem Peträischen Arabien. 1870 wurde er ord. Professor der ägypt. Sprache und Altertumskunde an der Universität Leipzig. Den Winter 1872‒73 verlebte E. wieder in Ägypten und fand in der Trümmerstätte von Theben außer wichtigen neuen Inschriften einen dem 16. Jahrh. v. Chr. Geburt entstammenden mediz. Papyrus, der seitdem seinen Namen trägt und sich auf der Universitätsbibliothek zu Leipzig befindet. Krankheitshalber trat er 1889 von der Lehrthätigkeit zurück und lebt seitdem im Sommer in Tutzing, im Winter in München. Von gelehrten Arbeiten veröffentlichte E.: «Disquisitiones de dynastia vicesima sexta regum aegyptiorum» (Berl. 1865), «Ägypten und die Bücher Moses. Sachlicher Kommentar zu Genesis und Exodus» (Bd. 1, Lpz. 1868), «Durch Gosen zum Sinai. Aus dem Wanderbuche und der Bibliothek» (ebd. 1872; 2. Aufl. 1881), «Über das hieroglyphische Schriftsystem» in der «Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge» (hg. von Virchow und von Holtzendorff, 2. Aufl., Berl. 1875), «Papyrus Ebers. Die Maße und das Kapitel über die Augenkrankheiten» (2 Tle., Lpz. 1889), «Eine Galerie antiker Portraits» (Münch. 1889), «Die hieroglyphischen Schriftzeichen der Ägypter» (Lpz. 1890), «Die kopt. Kunst u. s. w.» (ebd. 1892), «Antite Portraits» (ebd. 1893). Zu dem Prachtwerke «Ägypten in Bild und Wort» (2 Bde., Lpz. 1878‒79) wie zu Junghaendels «Ägypten» (Berl. 1894) lieferte E. den Text und gab mit H. Guthe das illulstrierte Werk «Palästina in Bild und Wort» (2 Bde., Lpz. 1881‒83; neue Ausg. 1886‒87) heraus, allein einen «Cicerone durch das alte und neue Ägypten» (2 Bde., ebd. 1886). E.’ Hauptwerk ist «Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift» (2 Bde., Lpz. 1875; deutsch von Joachim, Berl. 1890). Frühzeitig begann E. sein ägyptologisches Wissen in Erzählungen zu verwerten und wurde dadurch mit der erste, höchst erfolgreiche Vertreter des neuern archäol. Romans. Hervorragend ist seine überaus lebendige und wirksame Schilderungsweise. Auf ägypt. Boden spielen die in vielfachen Auflagen erschienenen Romane «Eine ägypt. Königstochter» (3 Bde., Stuttg. 1864), sein bestes Werk, ferner «Uarda» (3 Bde., ebd. 1877), «Homo sum» (ebd. 1878), «Die Schwestern» (ebd. 1880), «Der Kaiser» (2 Bde., ebd. 1881), «Serapis» (ebd. 1885), «Die Nilbraut» (3 Bde., ebd. 1887), «Josua» (ebd. 1889), «Per aspera» (ebd. 1892), «Kleopatra» (ebd. 1894) und die Dichtung «Elifên. Ein Wüstentraum» (ebd. 1888). In andere Umgebung führen das Idyll «Eine Frage» (Stuttg. 1881) und die Romane: «Die Frau Bürgermeisterin» (ebd. 1882), «Ein Wort» (ebd. 1883), «Die Gred» (2 Bde., ebd. 1888), endlich «Drei Märchen» (ebd. 1891). E.’ «Gesammelte Werke» erscheinen seit 1893 in Stuttgart. – Vgl. G. Ebers, Die Geschichte meines Lebens (Stuttg. 1892); R. Gosche, G. E. (2. Aufl., Lpz. 1887).

Ebersbach. 1) E. in Sachsen, Dorf in der Amtshauptmannschaft Löbau der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, 15 km südlich von Löbau, in 362 m Höhe, am Ursprung der Spree und an den der Sächs. Staatsbahnen und Georgswalde-E.-Prag (198 km, Station E.-Georgswalde) der Böhm. Nordbahn, hat (1890) 7833 (3683 männl.,4150 weibl.) E., darunter 286 Katholiken, Post zweiter Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Amtsgericht (Landgericht Bautzen), Sparkasse, Gemeindebibliothek (10000 Bände), naturwissenschaftliches Museum; bedeutende Baumwollwarenfabrikation (etwa 1200 mechan. Stühle in mehrern Betrieben, 450 Handwebstühle im Orte und 800 außerhalb), Appreturanstalten, Fabrikation von Kinderwagen, Spritzen, Geldschränken und Knöpfen sowie Handel und Spedition. – 2) E. an der Fils, Dorf im Oberamt Göppingen des württemb. Donaukreises, an der Fils und an der Linie Stuttgart-Ulm der Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 2043 E., Post, Telegraph; Baumwollweberei und ‑Spinnerei, Maschinen- und Tuchfabrik sowie zwei Cementfabriken.

Ebersberg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, hat (1890) 25474 (13762 männl., 11712 weibl.) E. in 31 Gemeinden mit 435 Ortschaften. – 2) Flecken und Hauptort des Bezirks- ^[folgende Seite]