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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Erysiphe; Erythacus; Erythem; Erythrä; Erythräa; Erythraea

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Erysiphe – Erythräa

Erysĭphe , s. Meltau.

Erythăcus, Singvogelgattung, s. Rotkehlchen.

Erythēm (grch.), in der Medizin eine akute oberflächliche Hautentzündung, welche sich durch ausgebreitete, auf Fingerdruck völlig verschwindende Röte der Haut, durch mehr oder minder lebhaftes Brennen und leichte Abschuppung der Epidermis kennzeichnet und sich von der Rose (s. d.) hauptsächlich durch ihre Entstehungsweise, ihren fieberlosen Verlauf, die geringere Schwellung der betroffenen Hautfläche und den Mangel von Drüsenschwellungen unterscheidet. Am häufigsten entsteht das E. durch mechan. Reizungen der Haut, besonders durch die Reibung einander zugekehrter Hautflächen (sog. Wolf der Erwachsenen), durch den Druck von Kleidungsstücken (sog. Wundsein oder Frattsein der Kinder, Intertrigo), ferner durch Einwirkung hoher Temperaturen, insbesondere der direkten Sonnenstrahlen, durch chemisch reizende Stoffe, wie Senföl, Kanthariden, die Haare der Prozessionsraupe u. dgl. Namentlich in den Tropenländern kommen heftige erythematöse Hautentzündungen besonders bei denjenigen Ansiedlern häufig vor, welche die intensive Wirkung der Tropensonne noch nicht kennen und sich durch möglichst weitgehende Lüftung Kühlung zu verschaffen suchen. Je nässer die Haut durch den reichlich abgesonderten Schweiß ist, um so heftiger ist die Wirkung, sodaß sich unter beträchtlichen Schmerzen große Stücke der Oberhaut abschälen. In der Regel genügt die Entfernung der genannten Schädlichkeiten, um auch alsbald das E. zum Verschwinden zu bringen; in hartnäckigen Fällen erweisen sich kalte Umschläge, Douchebäder, Aufstreichen von Bleisalbe oder Hebrascher Salbe sowie gleichzeitig damit angewandtes Streupulver aus Zinkoxyd (1 Teil) und Stärkemehl (4 Teile) nützlich. Verschieden von dem gewöhnlichen E. ist durch seinen eigentümlichen Verlauf das knotige E. (Erythema nodosum), welches bisweilen ohne bekannte Veranlassung bei jugendlichen Personen auftritt und sich meist wochen-, mitunter selbst monatelang hinzieht. Unter Fiebererscheinungen, Niedergeschlagenheit, Appetitmangel, Gelenkschmerzen und Schlaflosigkeit bilden sich hauptsächlich an den untern Extremitäten, namentlich an den Unterschenkeln, walnußgroße, bei Druck sehr schmerzhafte, rote Hautknoten, welche große Ähnlichkeit mit den durch Stöße entstandenen Beulen besitzen und deshalb nicht selten Veranlassung zu ungerechten Anschuldigungen geben. Die Knoten beruhen auf wenig umfangreichen, umschriebenen, mit Blutaustritt verbundenen Infiltrationen der tiefer gelegenen Hautschichten. Immer erfolgt vollständige Heilung, doch ist bisweilen die Bekämpfung des Fiebers durch Chinin und die Hebung des Kräftezustandes (durch Eisen, China, Wein) erforderlich.

Ery̆thrä, im Altertum eine Stadt in Böotien nahe beim Schlachtfeld von Platää, die schon zur Zeit des Pausanias verödet war, und dann auch ihre Tochterstadt (jetzt Ritri), eine der 12 ion. Städte in Kleinasien auf einem Vorsprung der Küste, gegenüber der Insel Chios. Die Stadt ist berühmt durch die nach ihr genannte Sibylle (s. d.) und einen uralten Tempel des Herakles. Im Kriege der Römer mit Antiochus d. Gr. stand E. auf der Seite der Römer und ward deshalb, gleich einer Anzahl anderer kleinasiat. Städte, für frei erklärt. – Vgl. Gaebler, Erythrä (Berl. 1892).

Erythraea , s. Tausendgüldenkraut. ↔

Erythräa (ital. Eritrea), offizielle Bezeichnung (seit 1890) der an der Westküste des Roten Meers liegenden ital. Kolonie; sie umfaßt den zwischen Ras Kasar (18° 2′ nördl. Br.) und Raheita (12° 30′ nördl. Br.) in der Nähe der Straße von Bab el-Mandeb liegenden Küstenstrich mit den Küsteninseln Massaua, Dahlak und Hauakil und den nördl. Teil des abessin. Hochlandes mit den Städten Keren, Ailet und Gura; nach dem Innern des Landes zu ist die Grenze unbestimmt. Zu diesen Gebieten kommen noch das Kaisertum Abessinien, die Territorien der Habab, der Marea, Beni-Amer u. s. w., das innere Danakilland und das Sultanat Aussa, sowie das Gebiet der Somal am Indischen Ocean, die sämtlich in den J. 1888‒91 die ital. Schutzherrschaft anerkannt haben und deren auswärtige Angelegenheiten durch Italien vertreten werden. Die Grenze der ital. und engl. Interessensphäre ist durch eine Linie bestimmt, die vom Kap Ras Kasar am Roten Meer zum Atbara (14° 52′ nördl. Br.), dann zum Rahat läuft und sich weiter auf dem 35. Längengrade (Greenwich) und dem 6. Breitengrade zum Oberlauf des Jub und von da bis zur Mündung des letztern erstreckt. Im einzelnen wurden die Grenz- und Hoheitsverhältnisse 1894 geregelt. Die Kolonie hat eine Größe von 247300 qkm und eine Bevölkerung von etwa 450000 Seelen. Die Oberfläche der Gegenden, auf welche sich die ital. Interessensphäre erstreckt, kann auf 1½ Mill. qkm geschätzt werden. (S. Karte: Ägypten .)

Das zum abessin. Hochland gehörende Gebiet liegt in der Quollaregion und wird wegen seiner Höhenlage als Gesundheitsstation der ital. Truppen benutzt. Das Küstengebiet, in dem nur Winterregen fällt, hat Steppencharakter mit spärlicher Vegetation und wenigen menschlichen und tierischen Bewohnern; Tausende von auf dem Hochlande entsprungenen Rinnsalen durchfurchen die aus Kalk und Madreporenkalk aufgebaute Küstengegend und im S., wo sich zwischen Küste und Hochland das Land der Danakil einschiebt, tritt der mit thätigen und erloschenen Vulkanen besetzte Abfall der Wüstenfläche hart an die Küste heran. Massaua hat bei einem Jahresmittel von 31,6° ein Junimittel von 33° C., ein Januarmittel von 25,5° C. (Das Maximum von 42,8° C. wurde im Aug. 1885 beobachtet.) Die Bewohner des Landes sind arab. Ursprungs und im N. teils seßhaft, teils nomadisierend; den südl. Teil bewohnen die Afar oder Danakil, die in dem Sultan von Aussa ihr Oberhaupt haben; sie leben nomadisierend von Viehzucht, Fischfang und Handel und waren lange Zeit die gefürchtetsten Seeräuber im Roten Meere. Den Mittelpunkt der ganzen Kolonie bildet Massaua (s. d.), der natürliche Hafen Abessiniens, in dessen Umgebung eine Reihe von Ortschaften, Arkiko, M’Kullu, Saati, Arafali u. s. w. liegen. Die aus strategischen Rücksichten erbaute Bahn von Massaua über M’Kullu nach Saati hat eine Länge von 26,9 km; außerdem ist noch eine Bahn, System Décauville, von Abd el-Kader nach Arkiko im Betrieb. Massaua und Assab sind durch Telegraph (515 km) verbunden, ebenso Assab und Perim (101 km). Die Besatzung bildet ein durch Gesetz vom 10. Juli 1887 geschaffenes Specialkorps, das 1893 aus 221 Offizieren (32 Eingeborene), 6099 Mann (4193 Eingeborene) und 1138 Vierfüßlern, worunter 450 Pferde, bestand und in Massaua (Forts Abd el-Kader, Taulud und Gherar), M’Kullu, Assab, Keren, Gura und acht andern Stationen verteilt lag.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 331.