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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Glanzplatin – Glarus

Glanzplatin, s. Glanzgold.

Glanzrinde, s. Eichenrinde.

Glanzruß, s. Flatterruß und Fleischkonservierung.

Glanzschupper, s. Schmelzschupper.

Glanzsilber, s. Glanzgold.

Glanzstare, s. Stare.

Glanzstärke ist eine Mischung von 1 kg Weizenstärke mit 60–70 g Stearin, welches im gepulverten Zustande der Stärke zugefügt wird. Die G. dient zum Appretieren der Wäsche und erteilt derselben beim Bügeln eine schöne weiße Farbe und schönen Glanz, auch wird das Bügeln bei Verwendung der G., die im übrigen ganz ebenso wie bei gewöhnlicher Stärke erfolgt, bedeutend erleichtert.

Glanztaffet, ein leichter, stark mit Gummi appretierter und geglätteter Taffet.

Glanztapeten, s. Tapeten.

Glanzvergoldung, s. Glanzgold.

Glanzvögel, s. Jacamars.

Glanzzwirn, baumwollener Nähzwirn, der durch äußerst regelmäßiges Aufspulen und Glätten auf einer besondern Maschine einen ziemlich starken Glanz erhalten hat.

Glareanus, Heinrich (eigentlich Loriti), Humanist, geb. im Juni 1488 zu Mollis im Kanton Glarus, studierte in Rottweil und Köln Philosophie und Theologie und wurde 1512 von Kaiser Maximilian I. zum Dichter gekrönt. Er trat für Reuchlin (s. d.) entschieden gegen die Dunkelmänner auf und begünstigte anfangs die Reformation, wandte sich aber später von ihr ab und siedelte 1529 nach dem Siege der Reformation in Basel, wo er sich nach einem längern Verbleiben in Paris seit 1522 aufgehalten hatte, mit Erasmus nach Freiburg i. Br. über, wo er bis 1560 Professor der Geschichte und Poetik war und 27. März 1563 starb. Seine Hauptwerke sind: «Helvetiae descriptio» (Bas. 1514), «De geographia liber» (ebd. 1527), «Isagoge in musicen» (ebd. 1516), «Dodecachordon» (ebd. 1547). Auch schrieb er «Annotationes» zu vielen lat. und griech. Schriftstellern, besonders zu Livius. – Vgl. Schreiber, H. Loriti G. (Freiburg 1837); Fritzsche, G., sein Leben und seine Schriften (Frauenf. 1890).

Glarentsa, s. Klarenza.

Glareôla, Glareolĭdae, s. Brachschwalben.

Glariden, Bergstock der Glarner Alpen, s. Clariden.

Glarner Alpen, s. Westalpen.

Glärnisch (der), Bergstock der Sihlgruppe in den Glarner Alpen (s. Westalpen), im S. des lieblichen Klönthals steil anfragend, besteht aus Kalkstein der Jura- und Kreideformation, ist schroff und felsig und zählt vier Hauptgipfel: im NO. den Vorderglärnisch (2331 m), der die Stadt Glarus überragt; südwestlich davon das Vrenelisgärtli oder den Mittelglärnisch (2907 m); westlich von diesem den Ruchen (2913 m) und südlich die höchste und schwierigste Spitze, den Bächistock oder Hinterglärnisch (2921 m). Trotz seiner relativ geringen Erhebung trägt der Stock sechs Gletscher, von denen der größte, der Glärnischfirn, den Südabfall des Ruchen bekleidet. Am häufigsten wird der Ruchen vom Klönthal aus bestiegen, namentlich seitdem (1885) am Steinthäli in 2015 m Höhe eine Schirmhütte errichtet und die prachtvolle Aussicht durch Heims Panorama bekannt wurde. – Vgl. Baltzer, Der G. (Zür. 1884).

Glarus. 1) In der histor. Rangordnung der 7., dem Flächeninhalt nach der 16. und der Bevölkerungszahl nach der 20. Kanton der Schweiz, grenzt ↔ im O. und N. an den Kanton St. Gallen, im S. an Graubünden, im W. an Uri und Schwyz und hat einen Flächeninhalt von 691,2 qkm.

Das Land besteht aus einem etwa 45 km langen, nach N. offenen Thale, das im W.,S. und O. von hohen felsigen, teilweise vergletscherten Ketten umschlossen wird. Im W. erhebt sich die Glärnischkette mit dem Ortstock (2715 m), dem Glärnisch (2921 m) und dem Wiggis (2284 m); den Südrand bildet der Hauptkamm der Glarner Alpen mit dem Tödi (3623 m), dem Lisertenstock (3246 m), dem Hausstock (3156 m), von dem nördlich, das Linththal vom Sernf- oder Kleinthal scheidend, die Freiberge mit dem Kärpf (2797 m) vorspringen, und dem Sardona- oder Saurenstock (3056 m), und von diesem erstreckt sich nach N. bis zum Walensee das felsige Mittelalpengebiet des Spitzmeilen (2505 m) und des Mürtschenstocks (2442m). Der ganze Kanton gehört zum Rheingebiet. Sein Hauptfluß ist die Linth (s. Limmat).

Bevölkerung. Der Kanton hat 1880: 34215, 1888: 33800 (15963 männl., 17837weibl.) E., d. i. 49 E. auf 1 qkm und eine Abnahme (1880–88) von 1,3 Proz., darunter 25935 Evangelische, 7790 Katholiken, 15 Israeliten und 60 andere oder ohne Konfession; ferner 6103 bewohnte Häuser mit 8706 Haushaltungen. Im Kanton geboren sind 27918, in der übrigen Eidgenossenschaft 4712, im Auslande 1170; Bürger ihrer Zählgemeinde sind 21528, einer andern Gemeinde des Kantons 4775, eines andern Kantons 6192, Ausländer 1305. Der Muttersprache nach sind 33421 Deutsche, 48 Franzosen, 213 Italiener, 95 Romanen und 23 andere. Die Zahl der Geburten (einschließlich Totgeburten) betrug (1889) 837, der Eheschließungen 260, der Sterbefälle 640. Der Kanton hat 28 Civilgemeinden.

Landwirtschaft, Bergbau. Von der Fläche sind 448,6 qkm, d. i. 64,9 Proz., produktives Land: 123,8 qkm Waldungen, 324,8 Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande (242,6 qkm) kommen 36,1 qkm auf Gletscher, 7,1 qkm auf Seen, 4,7 auf Flüsse und Bäche und 191,8 qkm auf Felsen und Schutthalden. Während der Ackerbau sich auf die beiden Hauptthäler und die Ebene des Linthkanals beschränkt, wird die Viehzucht vornehmlich auf den Voralpen und in den Alpen als Alpenwirtschaft betrieben und liefert besonders den als Schabzieger bekannten Kräuterkäse. Nach der Viehzählung vom 21. April 1886 zählt der Kanton 11307 Rinder, 328 Pferde, 3386 Schweine, 2015 Schafe, 6530 Ziegen, 1508 Bienenstöcke. Die Steinbrüche (sog. Plattenberge) bei Engi liefern vorzügliche Tafelschiefer; ein anderer Bruch bei Elm (s. d.) wurde 1881 durch einen Bergsturz verschüttet, ist aber seit 1892 wieder eröffnet. Von den Mineralquellen ist die alkalische Schwefelquelle von Stachelberg (s. d.), von den klimatischen Kurorten Vorauen und Richisau im Klönthal, Linththal im Hauptthale und Obstalden oberhalb des Walensees zu nennen.

Industrie, Handel. Bei der geringen Ausdehnung des produktiven Bodens reichen Ackerbau und Viehzucht nicht aus, um die Einwohner zu ernähren; gegen 55 Proz. derselben sind deshalb auf Industrie und Handel angewiesen. Die wichtigsten Industriezweige sind die Baumwollmanufaktur (Spinnerei 1888: 273486 Spindeln, Zwirnerei 1400,Weißweberei 30210, Buntweberei 229 Spindeln, Zeugdruckerei), welche 22400 Arbeiter (14,510 Mill. Frs. gezahlte Löhne) beschäftigte sowie auch die Kattundruckerei, welche türk. Turbane und Schleier liefert.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 36.