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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Helĕna; Helenafasänchen; Helenamedaille; Helene; Helenenkraut; Helenīn; Helenopŏlis; Helĕnos; Helensburgh; Helfer

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Helena (die Heilige) - Helfer (kirchlich)

dareos (s. d.) ließ auf Odysseus’ Rat die um sie werbenden Freier schwören, dem erwählten Gemahl seiner Tochter im Falle der Befehdung beistehen zu wollen. Diesem gemäß forderte ihr Gemahl Menelaos, als ihm H. von Paris, dem Sohne des trojanischen Königs Priamos, auf Veranlassung der Aphrodite, entführt worden war, alle griech. Fürsten zur Bestrafung des erlittenen Schimpfes auf, wodurch der Trojanische Krieg veranlaßt wurde. Unerschöpflich sind die Mythographen in der Ausschmückung der Schicksale H.s gewesen. Von den vielen widersprechenden Erzählungen ist die gewöhnliche, daß nach dem Tode des Paris H. in die Hände seines Bruders Deïphobos kam, und daß nach Trojas Eroberung Menelaos, den sie durch ihre Reize aufs neue gewann, sie mit sich zurück nach Sparta nahm. Als des Menelaos Gemahlin trifft sie nach der Odyssee Telemach. Schon in früher Zeit ließen griech. Dichter, zuerst Stesichorus, den Paris nur ein Scheinbild der H. entführen, sie selbst aber nach Ägypten entrückt werden, von wo sie dann Menelaos, der auch schon nach Homer längere Zeit mit ihr auf der Rückfahrt von Troja dort verweilt, wieder heimführt. Auch wurde gedichtet, daß H. zuletzt die Gemahlin des Achilleus auf der als Aufenthalt der seligen Heroen gedachten Insel Leuke wurde. (S. auch Dendritis.) Dem Menelaos gebar sie eine Tochter, Hermione (s. d.), nach Stesichorus und andern dem Theseus die Iphigeneia (s. d.), nach spätester Dichtung dem Achilleus den Euphorion (s. d.). Sie genoß mit Menelaos und mit den Dioskuren zusammen, sowie auch allein in Lakonien göttliche Verehrung. Sicherlich ist sie ursprünglich eine Lichtgöttin, wie ihre Brüder, die Dioskuren, Lichtgötter sind. Eine einzelne Flamme des St. Elmsfeuers wird als Feuer der H. bezeichnet, wie paarweis auftretende Flammen den Dioskuren zugeschrieben wurden. – Vgl. Lehrs, Über die Darstellungen der H. in der Sage und den Schriftwerken der Griechen, in den «Populären Aufsätzen» (2. Aufl., Lpz. 1875).

Helĕna, die Heilige, Gattin des Constantius Chlorus, Mutter Konstantins d. Gr. Sie war von niederer Herkunft und gebar ihren Sohn Konstantin wahrscheinlich zu Naissus in Obermösien 274. Ihrer niedrigen Abkunft wegen wurde sie 291 von ihrem Gatten verstoßen. In hohem Alter wallfahrtete sie nach Palästina und gründete die Heilige Grabeskirche in Jerusalem. H. starb, fast 80 J. alt, um 326. Ihre Gebeine wurden nach Konstantinopel gebracht; ihr Gedächtnistag ist der 18. Aug. Nach einer erst gegen das Ende des 4. Jahrh. entstandenen Sage soll sie in Jerusalem das Kreuz Christi aufgefunden und durch Wunder seine Echtheit erkannt haben, worauf sie die eine Hälfte desselben der Heiligen Grabeskirche schenkte, die andere ihrem kaiserl. Sohne sandte. Dieselbe Erzählung findet sich in der neuerdings entdeckten «Doctrina Addaï» (s. Abgar) auf die Gemahlin des Kaisers Claudius und ins 1. Jahrh. übertragen; es ist nicht eine ältere Gestalt der Sage, sondern eine spätere Umbildung, neben der die Helenasage ihre Selbständigkeit behauptet. – Vgl. Tixeront, Les origines de l’église d’Edesse etc. (Par. 1888).

Helenafasänchen, s. Fasänchen.

Helenamedaille, eine vom Kaiser Napoleon Ⅲ. 12. Aug. 1857 allen Militärs, die zu Wasser oder zu Lande unter franz. Fahnen von 1792 bis 1815 gefochten hatten, verliehene Medaille von Bronze; sie trägt auf der einen Seite das Bildnis des Kaisers Napoleon Ⅰ., auf der andern die Inschrift: «Campagnes de 1792 à 1815. A ses compagnons de gloire sa dernière pensée, 5 Mai 1821.» Die Medaille ist von einem Lorbeerkranz eingefaßt, von der Kaiserkrone bedeckt und wird an einem grünen, rotgestreiften Bande getragen.

Helene, Luise Elisabeth, Herzogin von Orléans, geb. 24. Jan. 1814 zu Ludwigslust als Tochter des 1819 verstorbenen Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin, wurde 30. Mai 1837 vermählt mit Prinz Ferdinand von Orléans, dem ältesten Sohne Ludwig Philipps (s. Orléans, Ferdinand Philippe), der aber schon 13. Juli 1842 starb. Mit ihren beiden Söhnen, dem Grafen von Paris und dem Herzog von Chartres, deren Erziehung sie sich sehr angelegen sein ließ, erschien sie nach dem Sturz Ludwig Philipps 24. Febr. 1848 in der Nationalversammlung, um das Erbrecht des ältern zu reklamieren, mußte aber flüchten. Sie nahm ihren Wohnsitz in Eisenach und starb 18. Mai 1858 zu Richmond in England. – Vgl. Brunier, Eine mecklenb. Fürstentochter (Brem. 1872); von Schubert, Erinnerungen aus dem Leben der Herzogin H. Luise von Orléans (8. Aufl., Stuttg. 1877).

Helenenkraut, s. Inula.

Helene Pawlowna, Großfürstin von Rußland, vor ihrer Verheiratung Friederike Charlotte Marie, geb. 9. Jan. 1807 als Tochter des Prinzen Paul von Württemberg, vermählte sich 20. Febr. 1824 mit dem Großfürsten Michael von Rußland, dem Bruder der Kaiser Alexander Ⅰ. und Nikolaus. Sie unterstützte in Petersburg Kunst und Wissenschaft und beeinflußte auch die Politik; insbesondere war sie die Seele des Kreises, der die Aufhebung der Leibeigenschaft betrieb. Seit 9. Sept. 1849 verwitwet, starb sie 22. Jan. 1873. Ihr einziges Kind, Großfürstin Jekaterina Michajlowna, geb. 28. Aug. 1827 in Petersburg, ist seit 1876 Witwe des Herzogs Georg von Mecklenburg-Strelitz.

Helenīn, s. Alantkampfer.

Helenopŏlis, alte Stadt in Bithynien, s. Drepanum.

Helĕnos, Sohn des Priamos und der Hekabe, Zwillingsbruder der Kassandra (s. d.), tapferer Krieger und Seher in der Ilias. Die Kunst der Weissagung erhält er, ebenso wie seine Schwester, von Apollon. Nach dem Tode des Paris wirbt er um Helena; als ihm aber Deïphobos vorgezogen wird, zieht er sich auf den Ida zurück. Von Odysseus gefangen genommen, offenbart er den Griechen, daß Troja nicht ohne den Bogen des Philoktetes erobert werden könne, oder er rät ihnen zum Raube des Palladiums und dem Bau des hölzernen Pferdes. Nach Trojas Fall gelangt er ebenso wie Kassandra, Hekabe und Andromache mit Neoptolemos nach Epirus und heiratet nach dessen Tode die Andromache. Er richtet Epirus nach dem Vorbilde von Troja ein, und als Äneas auf seiner Irrfahrt dort landet, nimmt er ihn freundlich auf. In Argos zeigte man sein Grabmal.

Helensburgh (spr. hellĕnsbörg oder -börrŏ), Stadt in der schott. Grafschaft Dumbarton, 13 km im NW. von Dumbarton, an der Mündung des Gare Loch in das Clyde-Ästuar, hat (1891) 8405 E., viele Landhäuser und Fischerei. H. ist eins der besuchtesten Seebäder am Clyde.

Helfer, in Württemberg der unterste Stadtgeistliche, entsprechend dem Titel Diakonus (s. d.); Oberhelfer, soviel wie Archidiakonus; bei den Herrnhutern ist H. ein Seelsorger und Sittenaufseher.