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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leidenfrost - Leighton

bemerkbar machen, also ein Signal erhalten werden kann, der Strom zunächst das Kabel laden muß, was bei langen Kabeln, deren Kapacität sehr groß ist, die Geschwindigkeit des Telegraphierens sehr wesentlich beeinträchtigt.

Leidenfrost, Joh. Gottlob, Mediziner, geb. 24. Nov. 1715 zu Rosperwenda bei Kelbra, studierte in Gießen, Leipzig und Halle und wurde 1743 Professor an der Universität Duisburg, wo er 2. Dez. 1794 starb. Er schrieb: "De aquae communis nonnullis qualitatibus" (Duisb. 1756), worin der Leidenfrostsche Versuch (s. d.) erstmals beschrieben ist; "Opuscula physico-chemica et medica" (4 Bde., ebd. 1797-98).

Leidenfrostscher Versuch oder Leidenfrostsches Phänomen, Bezeichnung für die von Leidenfrost (s. d.) beobachtete Erscheinung, daß Wasser, wenn man es in eine durch Unterfeuerung glühend erhaltene Platinschale tropfen läßt, nicht, wie man erwarten dürfte, ins Sieden gerät, sondern die Form eines platt gedrückten Tropfens annimmt, der im Gefäße schwingend rotiert und seine Gestalt mannigfach ändert. Dieser sog. sphäroidale Zustand des Tropfens wird dadurch bewirkt, daß sich an der Oberfläche etwas Dampf bildet, der durch seine Spannkraft die Berührung zwischen dem Wasser und der heißen Wand verhindert. Es kann daher keine Benetzung der letztern stattfinden. Die Temperatur des Tropfens bleibt unter dem Siedepunkt des Wassers, weil nur wenig Wärme ins Wasser gelangt. Infolgedessen verdampft auch der Tropfen nur langsam. Erst wenn die Schale bis zu einem gewissen Grade abgekühlt ist, mithin der Zwischendampf den Tropfen nicht mehr von der Wand abhebt, verliert das Wasser seinen sphäroidalen Zustand und gerät plötzlich und heftig ins Sieden. Diese überraschende und mächtige Dampfbildung hat darauf geführt, daß der eben beschriebene, zuerst von Erler (1746) und später von Leidenfrost angestellte Versuch dazu dienen könne, gewisse Dampfkesselexplosionen (s. d.) zu erklären. Durch das Leidenfrostsche Phänomen wird es erklärlich, daß bei den mittelalterlichen Gottesurteilen (s. d.) die Beschuldigten in manchen Fällen ohne Schaden über glühende Eisenplatten gehen konnten; machen doch noch heute die Arbeiter in den Gießereien das Experiment, ihre Hand durch den aus dem Kupolofen fließenden glühenden Eisenstrom zu ziehen, wobei die infolge der natürlichen Feuchtigkeit der Haut sich bildende Dampfschicht vor Verbrennung schützt. - Vgl. Boutigny, Studien über die Körper im sphäroidalen Zustand (Lpz. 1858).

Leidensbrüder, geistlicher Orden, s. Passion.

Leidenschaft, jede heftigere Störung des normalen Verlaufs der Gedanken und Bestrebungen. Das Adjektivum "leidenschaftlich" wird stets für Zustände des Affekts (s. d.) oder für Neigung zu leichten Ausbrüchen des Affekts gebraucht. Es ist das ein Rest des Irrtums der ältern Psychologie, die unter dem Namen der Passionen oder der Gemütsstörungen (perturbationes animi) Affekte und L. durcheinander warf und gemeinsam behandelte. Im genauern Sprachgebrauche der neuern Psychologie heißt L. das entschiedene Vorherrschen bestimmter Triebe oder Willensrichtungen, mag es aus Naturanlage oder aus Gewohnheit entsprungen sein.

Leidesdorf, Franz, s. Wallner.

Leier, soviel wie Drehorgel; in poet. Sprache soviel wie Lyra.

Leier, in der Jägersprache Bezeichnung für den Schwanz des Birkhahns.

Leier, Lyra, Sternbild am Rande der Milchstraße, dessen Hauptstern, der Stern erster Größe Wega, einer der hellsten am nördl. Himmel ist. In seiner Nähe steht ein Doppelstern, der bei guter Luft von scharfen Augen ohne Fernrohr als solcher erkannt werden kann. Beide Sterne sind wiederum doppelt. Das Sternbild enthält einen schon für kleinere Teleskope sichtbaren ringförmigen Nebelfleck.

Leierförmig, Form des Blattes (s. d., Bd. 3, S. 86 a).

Leierkasten, s. Drehorgel.

Leiernachtschwalbe, s. Langhänder.

Leiernase, Fledermaus, s. Hufeisennasen.

Leierschwänze (Menuridae), ein ^[richtig:eine] nur aus einer Gattung und zwei Arten bestehende Familie austral. Vögel von nicht ganz klarer systematischer Stellung, aber jedenfalls zu den Singvögeln gehörig, obgleich sie die Größe eines Huhns und sehr lange Beine haben. Der Schwanz des Männchens besteht aus zwei großen, S-förmig gekrümmten, äußern Steuerfedern, welche aufgerichtet die Form einer Lyra zeigen und zu denen sich noch zwei innere, einfach gekrümmte und außerdem zwölf haarförmige Federn mit feinen Seitenstrahlen gesellen. Die Vögel singen schön und können Töne aller Art nachahmen.

Leierwerk, s. Draht (Bd. 5, S. 479 b).

Leigh (spr. lih), Fabrikstadt in der engl. Grafschaft Lancashire, hat (1891) 28 702 E., eine Lateinschule; Fabrikation von Seiden- und Baumwollwaren, bedeutende Kohlenwerke, Glashütten, Gießerei, Brauerei und Mahlmühlen.

Leighton (spr. leht'n), Sir Frederick, Maler und Bildhauer, geb. 3. Dez. 1830 zu Scarborough, wurde 1842-43 von F. Meli in Rom unterrichtet, bildete sich dann in Berlin, Brüssel und Paris zum Maler aus und war darauf drei Jahre lang Schüler Steinles in Frankfurt a. M. Sein erstes großes Gemälde: Die Prozession der Madonna des Cimabue durch die Straßen von Florenz (1855) wurde von der Königin angekauft. Hierauf folgte 1856 der Triumph der Musik (Orpheus, der durch seinen Gesang die Eurydice aus der Unterwelt rettet) und eine lange Reihe Bilder mit vorwiegend romantisch-idealer Tendenz, z. B. Der Stern von Bethlehem, Jezabel und Ahab (1863), Dante im Exil, Goldene Stunden (1864), Die Braut von Syrakus (1866), Ariadne von Theseus verlassen (1868), Elektra am Grabe Agamemnons (1869), Hercules mit dem Tode um den Körper Alcestes ringend (1871), Kleobulos unterrichtet seine Tochter (1871), Klytämnestra die Ankunft Agamemnons erwartend (1874), Vogelscheuchen zur Erntezeit (1875), Musikunterricht (1877), Elisa erweckt den Sohn der Sunamitin (1881), Phryne zu Eleusis (1882), Cymon und Iphigenie (1884), Heros letzte Wache (1887), Andromache als Gefangene (1888), Ballspiel griech. Mädchen (1889), Psyche im Bade (1890), Perseus und Andromeda (1891), Der Garten der Hesperiden (1892), Corinna, Das Frigidarium (1893). Durch Poesie der Auffassung, Kraft und Klarheit der Zeichnung, Glanz des Kolorits und durch die Idealität des Stils nimmt L. einen hohen Rang unter den engl. Malern ein. Hervorzuheben sind ferner seine Wandgemälde im South-Kensington-Museum zu London: Die Künste im Dienste des Krieges und Friedens (1878). Auch als Bildhauer bethätigte er sich; so unter anderm mit: Athlet mit einem Python kämpfend (Bronze, 1881), Der Faulenzer (Bronze,