Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

153

Lichtrecht – Licinier

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Lichtpausverfahren'

man die Kopie in den Räucherkasten, d. i. ein großer Papp-, Blech- oder Holzkasten. An der Innenseite des Deckels dieses Kastens befestigt man ein mit Wasser befeuchtetes Stück Flanell und ein zweites Stück Flanell, auf welches man einige Kubikcentimeter folgender Anilinlösung gießt: 10 ccm Anilin, 160 ccm Benzin. Von beiden Lösungen darf nichts auf die Kopie tropfen, da sonst Flecke entstehen. Nach 5–10 Minuten haben sich die gelben Linien kräftig dunkelblaugrün gefärbt: man wäscht dann die Kopie kurze Zeit und trocknet. Durch Baden der Kopie in verdünntem Ammoniak wird die dunkelgrüne Farbe der Linien violett. Färbt sich auch der Untergrund des Papiers beim Räuchern, so hat man zu kurz, kommen die feinen Linien der Zeichnung nicht zum Vorschein, zu lange belichtet. Zur Entwicklung der Anilindrucke ist Feuchtigkeit unbedingt erforderlich.

Vgl. Vogel, Handbuch der Photographie, Bd. 1 (4. Aufl., Berl. 1890): Die modernen L. (3. Aufl., Düsseld. 1892); Schuberth, Das L. (2. Aufl., Wien 1893).

Lichtrecht, s. Fensterrecht.

Lichtsäulen, s. Totenleuchten.

Lichtschacht, s. Lichthof.

Lichtscheu, Photophobie, die durch eine abnorm gesteigerte Empfindlichkeit der Netzhaut des Sehnerven oder der die Sehnervenfasern abgebenden Hirnpartien bedingte Unverträglichkeit des Auges gegen Helligkeitsgrade, die dem gesunden Auge nicht lästig sind. Der Lichtscheue sucht sich in jeder Weise vor dem Lichteinfalle zu schützen durch Aufsuchen dunkler Räume, Verdecken der Augen, Zusammenkneifen der Lider. Bei stärkerer L. tritt ein unwillkürlicher krampfhafter Schluß der Lidspalte ein (Lidkrampf). Auch diejenigen Formen von Lidkrampf (s. d.), die in Reizzuständen anderer sensibler Nerven ihre Ursache haben, werden durch Lichteinfall gesteigert und sind daher gewissermaßen mit L. kompliziert. Ferner sind in der Regel mit Trübungen der Hornhaut oder der Linse behaftete Augen lichtscheu, weil diese Trübungen das auffallende Licht diffus zerstreuen und dadurch das Gefühl der Blendung hervorrufen. Beschattung schafft diesen Augen ein besseres Sehen, weil nicht nur hierbei die Blendung wegfällt, sondern auch in dem beschatteten Auge die Pupille sich erweitert. Einige Verwandtschaft mit der L. haben gewisse Zustände des Auges, bei denen im Gegensatz zur Hemeralopie (s. d.) in der Dämmerung besser gesehen wird als bei heller Tagesbeleuchtung, und die man deshalb als Tagesblindheit (s. d.) bezeichnet. Lichtscheue Augen schützt man durch Schutzbrillen (s. Brille, Bd. 3, S. 539b).

Lichtschlag, in der Forstwirtschaft die zum Zwecke der Vorverjüngung im Femelschlagbetrieb dem Dunkelschlag (s. d.) zunächst folgende Lichtung des alten Bestandes. Man entfernt die Hälfte bis zwei Drittel der noch vorhandenen Stämme, um dem jungen Nachwuchs Licht und Luft, Regen und Tau reichlicher zuzuführen. Bei Tanne und Buche kann die Lichtung ganz allmählich erfolgen, bei Fichte muß schon schneller gelichtet werden, am schnellsten bei der Kiefer. Dem L. folgt der Abtriebs- oder Räumungsschlag (s. d.). Bei sehr lichtbedürftigen Holzarten folgt dieser mitunter sofort dem Dunkel- oder Samenschlag.

Lichtsinn, die Fähigkeit des Auges, Lichtstärken zu unterscheiden. Er kann mit photometrischen Apparaten genau geprüft werden und ist desto feiner, je kleinere Unterschiede erkannt werden können. ↔ Stark herabgesetzt ist der L. bei gewissen Augenleiden, namentlich bei der Hemeralopie, der Netzhautablösung, den meisten Aderhautkrankheiten.

Lichtstärke, s. Beleuchtung (Bd. 2, S. 662b).

Lichtsteindruck, s. Photolithographie.

Lichtstrahlen, s. Strahl.

Lichtthaler, braunschw.-lüneburg. Thaler, welche Herzog Julius (1568–89) prägen ließ. Dieselben zeigen den wilden Mann mit brennendem Lichte in der Hand und tragen den hierauf bezüglichen Wahlspruch des Herzogs: «Aliis inserviendo consumor.»

Lichtungsbetrieb, eine Art des Hochwaldbetriebes (s. d.), bei dem ältere Bestände stark gelichtet und mit einem bis zum einstigen Abtrieb des Bestandes bleibenden Unterholz, Bodenschutzholz (s. d.), unterbaut werden. Die Verjüngung erfolgt wie beim Hochwald. Der Zweck des L. ist hauptsächlich der, durch starke Lichtung des Bestandes den Zuwachs der stehen bleibenden Bäume zu erhöhen und dadurch stärkere Sortimente in kürzerer Zeit zu erziehen, als dies bei vollständigem Schluß des Bestandes möglich ist. Es gehören zum L. die in neuerer Zeit vielfach empfohlenen, aber noch nicht erprobten sog. zwei- oder mehrhiebigen Betriebe. Für den L. lassen sich die verschiedenartigsten Formen denken, unter allen Umständen ist aber für den Unterbau eine schattenvertragende Holzart, wie z.B. Buche, Hornbaum, Tanne, allenfalls Fichte zu wählen.

Lichtwer, Magnus Gottfr., Fabeldichter, geb. 30. Jan. 1719 zu Wurzen, studierte in Leipzig und Wittenberg die Rechte und trat dann an letzterm Orte als Privatdocent auf, bis ihn Kränklichkeit nötigte, die akademische Laufbahn aufzugeben. Er ging hierauf nach Halberstadt und wurde daselbst 1752 preuß. Regierungsrat, auch Mitglied der Landesdeputation sowie Kanonikus zu St. Mauritius. Er starb 6. Juli 1783. Sein Hauptwerk sind die «Vier Bücher Äsopischer Fabeln» (Lpz. 1748), von denen viele noch jetzt zu den bessern Arbeiten in dieser Gattung gehören (so «Die Katzen und der Hausherr», «Der kleine Toffel»). Ein unrechtmäßiger, von Ramler vielfach veränderter Abdruck derselben (1761) hatte einen Streit zwischen L. und Ramler zur Folge. L.s Lehrgedicht in fünf Büchern: «Das Recht der Vernunft» (Lpz. 1758), eine poet. Entwicklung der Wolfschen Philosophie, ist unbedeutend. Seine «Schriften» gaben von Pott, L.s Enkel, und Cramer (Halberst. 1828) heraus. – Vgl. Ellinger in der «Zeitschrift für deutsche Philologie», Bd. 17 (Halle 1885).

Lichtzeit, die Zeit, die das Licht gebraucht, um von einem bestimmten Stern aus in unser Auge zu gelangen. Da die Fixsternentfernungen (s. Sternweite) gegenüber unsern Entfernungen auf der Erde ganz ungeheure sind, für die uns jede räumliche Vorstellung fehlt, pflegt man sie häufig in L. anzugeben. So ist z.B. die L. von α Centauri 4 Jahre. Wenn also heute α Centauri plötzlich aufhören würde zu leuchten, so würden wir dies erst nach 4 Jahren wahrnehmen. Der jährlichen Parallaxe (s. Fixsternparallaxen) eines Fixsterns im Betrag von 1'' entspricht eine L. von 3,26 Jahren.

Lichtzieher, derjenige, der Kerzen nach dem ältern Verfahren, durch Ziehen, herstellt. (S. Kerze.)

Licinĭer, Name eines alten röm. plebejischen Geschlechts, das an dem Kampfe der Plebejer um Gleichstellung mit den Patriciern sich früh thatkräftig beteiligt bat. Ein Gajus Licinius wird als einer der ersten Volkstribunen 493 v.Chr. genannt.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 154.