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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mandelmilch; Mandeln; Mandelöl; Mandelsäure; Mandelstein; Mandeltümmler; Mandement; Mandeville

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Mandelmilch - Mandeville

bogen, die Füße sind kurz, die vier Zehen bis auf den Grund geteilt und die Flügel lang und spitzig. Sie sind durch schöne, meist blaue glänzende Färbung ausgezeichnet, nisten in Baumhöhlen und legen 5-6 glänzendweiße Eier. In Europa findet sich nur die gemeine M., auch Blaurake oder Birkheher genannt (Corracias garrula L., s. die Tafel: Kuckucksvögel I, Fig. 4), welche einen ungemein großen Verbreitungsbezirk hat und zu den schönsten europ. Vögeln gehört. In manchen Gegenden Deutschlands ist sie ziemlich gemein, während sie in andern fast nie gesehen wird. Sie kommt zu uns im Anfang des Mais und beginnt bereits in der zweiten Hälfte des Augusts uns wieder zu verlassen. In den Mittelmeerländern wird sie massenhaft zu Markte gebracht und gilt im Herbste als Leckerbissen. Männchen und alte Weibchen sind am Kopf, Hals, an der Unterseite und den Flügeldeckfedern hellblau-seegrünlich, am Rücken, an den Achseln, Schultern und am Bürzel kornblumenblau, die Füße sind rötlichbraun, der Schnabel braun und an der Spitze schwarz. Die Länge beträgt 32 cm. Ihre Nahrung besteht aus Insekten und Würmern. Ihr rauhes und weittönendes Geschrei klingt "rak". Den Namen M. hat sie davon erhalten, daß sie sich gern auf Getreidemandeln setzt.

Mandelmilch, s. Emulsion.

Mandeln, Früchte, s. Mandelbaum: tropische M., s. Terminalia; grüne M., s. Pistazien.

Mandeln oder Tonsillen (Tonsillae), zwei ovale drüsige Körper, welche beim Menschen und den Säugetieren im hintern Teil der Mundhöhle rechts und links zwischen dem vordern und dem hintern Gaumenbogen liegen und beim Schlingen durch ihr abgesondertes Sekret den Racheneingang schlüpfrig machen. Jede Mandel besteht aus zahlreichen Schleimbälgen oder Follikeln und faltigen Einstülpungen der Rachenschleimhaut und zeigt an ihrer Oberfläche 12-15 rundliche oder ovale Öffnungen, welche in taschenartige, von Schleimhaut überkleidete Räume führen. Ihren Namen haben die Tonsillen von ihrer Ähnlichkeit mit der Schale einer Mandelfrucht. Ihre Funktion ist erst in der letztern Zeit durch die Untersuchungen Stöhrs bekannt geworden. Danach wandern aus ihnen zeitlebens weiße Blutkörperchen (Leukocyten) durch das sie überziehende Epithel in die Mundhöhle und werden hier zu Speichelkörperchen.

Die M. erkranken außerordentlich häufig. Die gewöhnlichste dieser Krankheiten ist die Mandelentzündung (Amygdalitis), bekannt als Mandelbräune, geschwollene M., die gewöhnlich unter Fiebererscheinungen harmlos verläuft, bisweilen aber durch Verlegung des Eingangs zum Kehlkopf Erstickungsgefahr bringt oder in Vereiterung der M. (Mandelabsceß) übergeht. Wiederholte Mandelentzündung führt nicht selten zu einer dauernden Vergrößerung des Organs (Mandelhypertrophie), das dann auf operativem Wege entfernt werden muß (Tonsillotomie). Die M. nehmen auch an den meisten Entzündungsvorgängen des Rachens (Angina, Diphtheritis) teil. Die Behandlung der gewöhnlichen Mandelentzündung besteht in der Anwendung feuchter Umschläge um den Hals; Eispillen, lindernde und desinfizierende oder adstringierende Gurgelwässer vermindern die Beschwerden und Entzündungserscheinungen meist beträchtlich. Bei chronischen Mandelentzündungen sind stärkere Adstringentien (Jod-, Höllensteinbepinselungen) bisweilen von Erfolg begleitet. Abscesse müssen frühzeitig eröffnet werden.

Mandeln, in der Mineralogie die mandelförmigen Sekretionen (s. d.), wie sie sich besonders in den Mandelsteinen (s. d.) finden.

Mandelöl, ätherisches, soviel wie Bittermandelöl (s. d.).

Mandelöl, fettes, durch Auspressen von gemahlenen süßen und bittern Mandeln gewonnenes Öl, hat ein spec. Gewicht von 0,915 bis 0,920, ist leichtflüssig, hellgelb, enthält viel Oleïn und erstarrt deshalb erst bei -12 bis -15° C.; Geschmack angenehm mild. M. unterliegt vielen Verfälschungen, besonders mit den Ölen der Pfirsich- und Aprikosenkerne; beide geben jedoch beim Schütteln mit einem Gemisch gleicher Volumina rauchender Salpetersäure und Wasser ein rosa- bis dunkelorangerotes Liniment, während echtes M. eine weißlich gefärbte Mischung liefert. M. kostet (1896) im Großhandel 2,70 M. das Kilogramm.

Mandelsäure, Phenylglykolsäure, eine organische Säure von der Zusammensetzung

C8H8O3 = C6H5.CH(OH).COOH,

die aus Amygdalin beim Erhitzen mit Salzsäure entsteht und synthetisch aus Benzaldehyd und Blausäure erhalten werden kann. Sie ist in Wasser leicht löslich, krystallisiert und schmilzt bei 133°. Die M. existiert in verschiedenen isomeren Formen, die sich durch ihr optisches Verhalten unterscheiden. Sie ist in diesem Verhalten der Milchsäure ganz analog.

Mandelstein oder Amygdaloid, Bezeichnung aller derjenigen aus glutflüssigem Zustande erstarrten blasigen Gesteine, deren oft mandelförmige Hohlräume ganz oder zum Teil mit fremden, aus wässerigen Lösungen dort abgesetzten Mineralien erfüllt sind, z. B. mit Carbonaten (Eisenspat, Manganspat u. s. w.), Zeolithen, Quarz, Chalcedon, Achat u. s. w. Manchmal sind diese Blasenräume so häufig, daß sie nur durch dünne Scheidewände getrennt sind. Das Gestein wird nach seiner Hauptmasse bestimmt. Man findet diese Bildung besonders bei dichten, kieselsäurearmen Gesteinen, wie aphanitischem Diabas, Basalt, Melaphyr u. s. w., doch auch bei porphyrartigen, nie dagegen bei deutlich krystallinisch gemengten Gesteinen, ebenso wenig bei ganz neuen Laven. Ist die Hauptmasse zersetzt, so nennt man das Gestein Mandelsteinwacke. Besonders schön sind die mit Achat erfüllten Blasenräume in dem Melaphyrmandelstein von Oberstein an der Nahe sowie in ähnlichen Gesteinen von Montevideo.

Mandeltümmler, s. Tümmlertauben.

Mandement (frz., spr. mangd'máng), Verordnung, Erlaß, Mandat, Hirtenbrief eines Bischofs.

Mandeville (spr. mánndĕwill), Sir John, oder Maundeville, der wahrscheinliche Verfasser eines Reisewerks, der, um 1300 zu St. Albans geboren, mediz. und mathem. Studien trieb, aus abenteuerlicher Wanderlust 1327 sein Vaterland verließ, über Frankreich ins Heilige Land zog und dem Sultan von Ägypten und angeblich auch dem Großchan von Kathai (China) diente. Nach 34jähriger Wanderung kehrte er in die Heimat zurück, beschrieb seine Reisen und starb 17. Nov. 1372 zu Lüttich. M. ist ein grober litterar. Fälscher, der nur in Ägypten war, über alle andern Länder aber die ihm voraufgegangenen Schriftsteller ausschrieb. Seinen Zweck, eine anziehende Unterhaltungslektüre zu liefern, hat er so vollständig erreicht, daß sein Buch eine außer-^[folgende Seite]