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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Molto; Molton; Molukken

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Molto – Molukken

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Moltke (Hellmuth Karl Bernhard, Graf von)'

korps zugeteilt und 1848 zum Abteilungschef im Großen Generalstabe, 22. Aug. desselben Jahres jedoch zum Chef des Generalstabes des 4. Armeekorps ernannt. In dieser Stellung wurde M. 1850 zum Oberstlieutenant und 1851 zum Obersten befördert, demnächst 1855 mit dem Charakter als Generalmajor zum ersten Adjutanten des Prinzen Friedrich Wilhelm, des spätern Kaisers Friedrich III. ernannt, den er nach Petersburg, Moskau, London und Paris begleitete. Nachdem M. 1850 zum Generalmajor befördert war, wurde er 1857 mit Führung der Geschäfte als Chef des Generalstabes der Armee beauftragt, 1858 aber definitiv mit dieser Stellung betraut und 1859 zum Generallieutenant ernannt.

Ende 1863 traf M. in Frankfurt die nötigen Verabredungen mit den übrigen Bevollmächtigten für den bevorstehenden Feldzug gegen Dänemark und wurde 30. April 1864 als Chef des Generalstabes dem Oberkommando der unter Prinz Friedrich Karl operierenden verbündeten Armee überwiesen. In dieser Stellung nahm er an dem Übergang nach Alsen 29. Juni teil und trat nach Beendigung des Krieges 18. Dez. in die frühere Thätigteit als Chef des Generalstabes der Armee zurück. Im Frühjahr 1866 nahm M. an den wichtigen Beratungen der in Berlin versammelten höhern Generale hervorragenden Anteil, welche die Möglichkeit eines Bruchs mit Österreich ins Auge faßten, und legte für diesen Fall seinen Operationsplan vor, der später zur Anwendung kam. M. wurde 8. Juni 1866 General der Infanterie und leitete in dem bald darauf ausbrechenden Kriege im Hauptquartier des Königs die Operationen der preuß. Heere zu dem Siege von Königgrätz 3. Juli, dann den Vormarsch nach Olmütz und Wien und schloß 26. Juli den Waffenstillstand zu Nikolsburg ab. In Anerkennnng seiner Verdienste erhielt M. nach dem Frieden eine Dotation, aus der er 17. Febr. 1868 das vom König Wilhelm 4. April 1868 bestätigte Familienfideikommiß Kreisau, im schles. Kreise Schweidnitz, errichtete.

Als im Juli 1870 Frankreich an Preußen den Krieg erklärte, war M. in der Lage, dem König einen vollständigen Operationsentwurf unverzüglich vorzulegen, der die Grundlage des siegreichen Feldzuges bildete. Wegen des glänzenden Erfolges des Krieges wurde M. 28. Okt. 1870 in den Grafenstand erhoben, empfing das Großkreuz des Eisernen Kreuzes und wurde 16. Juni 1871 Generalfeldmarschall. 1872 wurde er zum Mitglied des preuß. Herrenhauses ernannt und bei Verteilung der Nationalbelohnungen durch eine zweite Dotation ausgezeichnet. Schon seit 1867 gehörte er dem Reichstag des Norddeutschen Bundes und später dem des Deutschen Reichs an, wo er sich zu den Deutschkonservativen hielt und bei wichtigen Beratungen, namentlich über militär. Angelegenheiten, zuweilen das Wort ergriff. Am 3. Aug. 1888 erbat M. seines hohen Alters wegen seine Entlassung als Chef des Großen Generalstabes und erhielt sie 9. Aug. unter Ernennung zum Präses der Landesverteidigungskommission. Mit besonderer Festlichkeit wurde 26. Okt. 1890 M.s 90jähriger Gedurtstag gefeiert. In seltener Rüstigkeit verlebte er seinen Lebensabend, noch 4. April 1891 begleitete er den Kaiser Wilhelm II. zur Taufe des Kreuzers Falke und zur Besichtigung des Nordostseekanals nach Kiel, bald darauf, 24. April 1891, starb er in Berlin, ohne vorher krank gewesen zu sein. M. war seit 1841 mit Mary von Burt (geb. 5. April 1825, ↔ gest. 24. Dez. 1868), der Stieftochter seiner Schwester, vermählt. Seine Ehe blieb kinderlos.

M. war einer der hervorragendsten Strategen der Neuzeit, der sich und den preuß. Generalstab durch gründliches Studium der Napoleonischen Kriege geschult und für die großen Aufgaben der Feldzüge von 1864, 1866 und 1870 herangebildet hat. Ein hohes Verdienst erwarb er sich auch dadurch, daß er durch die gewissenhafteste Unparteilichkeit und richtige Beurteilung in der Wahl der Offiziere für den Generalstab diesen zu einer Elite der Armee heranbildete. Aber nicht nur als Soldat, sondern auch als Schriftsteller nimmt M. einen hervorragenden Platz ein. Außer verschiedenen kleinern Aufsätzen erschienen von ihm folgende Werke: «Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den J. 1835–39» (Berl. 1841; 6. Aufl., ebd. 1893), «Der russ.-türk. Feldzug in der europ. Türkei 1828 und 1829» (ebd. 1845; 2. Aufl. 1877), Karte von Konstantinopel und dem Bosporus, Karte der Umgegend von Rom. An den Generalstabswerken über den Italienischen Krieg von 1859, den Deutschen Krieg von 1866 und über den Deutsch-Französischen Krieg von 1870 und 1871 hat M. erheblichen Anteil. Die an seine Gemahlin gerichteten Reisebriefe wurden als «Briefe aus Rußland» (1. u. 2. Aufl., Berl. 1877; 4. Aufl., ebd. 1893) veröffentlicht. Ein 1884 in der Zeitschrift «Vom Fels zum Meer» veröffentlichter Essay M.s über Polen erschien in poln. Übersetzung als «O Polsce» (Lpz. 1885). Nach M.s Tode erschienen seine «Gesammelten Schriften und Denkwürdigkeiten» (8 Bde., Berl. 1891–93), die zahlreiche Briefe und bis dahin noch nicht veröffentlichte Arbeiten M.s, darunter auch eine Novelle, enthalten; ferner «Briefe an seine Braut und Frau und an andere Anverwandte» (2 Bde., Stuttg. 1893). Die «Militär. Werke M.s» giebt der Große Generalstab heraus (Berl. 1892 fg.). Am 2. Okt. 1876 wurde eine Bronzestatue M.s (von Brunow) auf dem Marktplatz zu Parchim, 26. Okt. 1881 ein Standbild M.s (von Schaper) auf dem Laurenzplatz zu Köln enthüllt, am Leipziger Siegesdenkmal (1888) befindet sich ein Reiterstandbild M.s. Seit Sept. 1873 führt das Fort Nr. 2 von Straßburg, seit 1887 eine Kriegskorvette, seit 1889 das schles. Füsilierregiment Nr. 38 M.s Namen. – Vgl. Freiherr von Fircks, Feldmarschall Graf M. und der preuß. Generalstab (2. Aufl., Berl. 1887). Seine Biographie schrieben: W. Müller (3. Ausg., Stuttg. 1889), F. von Koppen (Glogau 1888) und Müller-Bohn (3. Aufl., Berl. 1893).

Molto (ital.), viel, sehr.

Molton (vom frz. molleton), ein zu Unterkleidern benutztes grobes, weiches Woll- oder Baumwollgewebe, dem Fries ähnlich und wie dieser glatt oder geköpert, aber lockerer und weniger gewalkt, weshalb unter dem Haar das Gewebe sichtbar ist.

Baumwoll-Molton wird ein gefärbter, fest gewebter, ganz baumwollener, auf beiden Seiten stark gerauhter Barchent genannt. Doppelter M. ist auf beiden Seiten verschieden gefärbt. Ein M. aus kurzer, feiner Wolle heißt Moll.

Molukken oder Gewürzinseln, der zwischen Celebes und Neuguinea gelegene Archipel, der östlichste Teil des niederländ.-ostind. Inselreichs. (S. Karte: Malaiischer Archipel.) Sie zerfallen in die nördlichen und die südlichen M. mit zusammen 52900 qkm und etwa 375000 E. Zu letztern gehören die dicht bevölkerten Banda-Inseln (s. d.), die Amboinagruppe, Buru (s. d.), Ceram (s. d.) mit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 982.