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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Moskitoküste - Moß

Übertragung der kaiserl. Residenz 1712 nach Petersburg hemmte den Fortschritt M.s nicht, dank seiner günstigen Lage inmitten der großruss. Industriebezirke. Am härtesten betroffen wurde M. 1812, wo Napoleon I. 14. und 15. Sept. mit der großen Armee in die verlassene Stadt einrückte. (S. Russisch-Deutsch-Französischer Krieg von 1812 bis 1815.) Eine große Feuersbrunst, vom 14. bis 21. Sept. ununterbrochen fortdauernd, vernichtete mehr als die Hälfte der Kirchen, Paläste und Häuser. Erwiesen ist, daß der damalige russ. Gouverneur von M., Graf Rostoptschin, den Brand wenigstens nicht gehindert hat. Am 19. Okt. rückte Napoleon I. ab. Den Russen kostete die Katastrophe 321 Mill. Rubel an Brand- und Kriegsschäden. Von 9158 Häusern vor dem Brande waren nur 2626 übrig, von 8521 Kauf- und Kramläden nur 1368.

Vgl. Engelhardt, Russ. Miscellen (4 Bdchn., Petersb. 1828); Schnitzler, Moscou, tableau statistique, géographique, topographique et historique (ebd. und Par. 1834); F. J. L.^[Friedrich Johann Lorenz] Meyer, Russ. Denkmäler, in den J. 1828 und 1835 gesammelt (Bd. 2, Hamb. 1837); Weltmann, Denkwürdigkeiten des Moskauer Kreml (russisch, Mosk. 1843); Snegirew, Denkmäler der moskauischen Altertümer (russisch, ebd. 1845); Großmann und Knöbel, Führer durch M. und Umgebungen (ebd. 1882); Fabricius, Le Kremlin de Moscou (russisch und französisch, ebd. 1883).

Moskitoküste, s. Mosquitoküste.

Moskonisia-Inseln, s. Aïwalyk.

Mosköströmmen, s. Malström.

Moskovāde (frz. moscouade), der geringerwertige Rohzucker aus Zuckerrohr.

Moskowīter, Einwohner von Moskau; Stockrusse.

Moskwa, linker Nebenfluß der Oka, entspringt im Kreis Gschatsk des russ. Gouvernements Smolensk, fließt östlich durch das Gouvernement Moskau, von der Stadt Moskau an südöstlich und mündet nach 459,8 km unterhalb Kolomna. Sie ist schiffbar von der Stadt Moskau an auf 180 km; so weit gehen auch Dampfschiffe. - Die Schlacht an der M., von den Russen nach dem Dorf Borodino (s. d.), dem Stützpunkt ihres rechten Flügels, fälschlich auch nach der Stadt Moshajsk benannt, fand 7. Sept. 1812 zwischen den Russen unter Kutusow und Napoleon statt. Die Russen schrieben sich den Sieg zu, zogen sich aber hinter Moskau zurück. - Vgl. von Ditfurth, Die Schlacht bei Borodino (Marb. 1887).

Moskwa, der russ. Name der Stadt Moskau (s. d.).

Moskwa, Fürst von der, s. Ney, Michel.

Moslem, s. Muslim.

Mosler, Karl Friedr., Arzt und Kliniker, geb. 8. März 1831 zu Ortenberg in Hessen, studierte in Gießen, Würzburg, Berlin, Prag und Wien, habilitierte sich 1858 in Gießen, wurde daselbst 1862 außerord. Professor, 1864 ord. Professor und Direktor der mediz. Klinik in Greifswald, wo er noch gegenwärtig wirkt. Seine hervorragendsten Arbeiten betreffen das Gebiet der Milz- und Blutkrankheiten. Außer zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften schrieb er "Helminthologische Studien und Beobachtungen" (Berl. 1864), "Behandlung des Typhus exanthematicus" (ebd. 1868), "Pathologie und Therapie der Leukämie" (ebd. 1872), "Klinische Symptome der medullaren Leukämie" (ebd. 1877), "Die Krankheiten der Milz" (in Bd. 8 von Ziemssens "Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie", 2. Aufl., Lpz. 1878), "Über Lungenchirurgie" (Wiesb. 1883), "Die mediz. Bedeutung des Medinawurms" (Wien 1884), "Über Alkoholmißbrauch" (Berl. 1890), "Über Influenza" (Lpz. 1890), "Über ansteckende Formen der Lungenentzündung" (Berl. 1890), "Tierische Parasiten" (mit E. Peiper, in Nothnagels "Specieller Pathologie und Therapie", Bd. 6, Wien 1894).

Mösogoten, s. Mösien.

Moson (spr. -schon), ungar. Name von Wieselburg.

Mosquitoküste (spr. -kī-) oder Moskitoküste (engl. Mosquitia, Mosquito Coast), die Ostküste Centralamerikas, an der Karibischen See vom Rio Rama im S. bis zum Kap Cameron im N. (s. Karte: Centralamerika, Bd. 4, S. 34), ist ungesund und nur spärlich bevölkert. Am zahlreichsten sind die wild umherstreifenden, von Jagd und Fischfang lebenden Mosquito, Mischlinge aus Negern und Indianern. Im Innern hausen unvermischte, meistens spanisch redende Indianerstämme. Hauptprodukte sind Kaffee, Zucker, Kakao, kostbare Hölzer, Sassaparille, Ingwer, Schildpatt und tropische Nahrungspflanzen. Die Wälder sind reich an Raubtieren. Von Columbus 1502 entdeckt und 1523 für die Krone Castilien in Besitz genommen, wurde die M. von den Spaniern nie ganz unterworfen. 1655 kam sie unter das Protektorat Englands, wurde aber 1786 zurückgegeben. Die Spanier verließen infolge eines Überfalls das Land, so daß der Oberhäuptling souverän wurde. 1825 wurde ein Häuptling als "König der Mosquito-Nation" gekrönt. Nach seinem Tode machte Großbritannien auf das Protektorat Anspruch und besetzte 1848 San Juan. Nach dem sog. Clayton-Bulwer-Vertrag mit den Vereinigten Staaten (4. Juli 1850) durfte keine der beiden Mächte die Herrschaft über das Land erstreben. Letzteres ging wieder auf einen Häuptling unter engl. Einfluß über. Hauptsächlich durch die energische Opposition der Vereinigten Staaten kam es 28. Jan. 1860 zum Vertrag von Managua. San Juan wurde Freihafen. Nicaragua sollte nach dem Abzuge der Engländer das Protektorat ausüben. Der König starb 1864, und Nicaragua erkannte seinen Nachfolger nicht an. Jetzt gehört das Land vom Kap Cameron bis zur Mündung des Rio Coco zu Honduras. Die Reservation wurde 1895 trotz des engl. Einspruchs mit Einwilligung der Indianer der Republik Nicaragua (s. d.) einverleibt und als 13. Departamento dieses Staates eingerichtet. Der Hauptort Bluefields mit 1500 E. und Herrnhutermission treibt lebhafte Bananenausfuhr. - Vgl. Polakowsky, Der Streit um die M. in der "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin", Bd. 30 (1895), S. 301 fg., und dazu die berichtigenden Bemerkungen von Julius Richter, S. 498 fg.

Mosquitos (spr.-kĭ-), zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene Mückenarten heißer Länder aus den Familien der Stech- und Kriebelmücken, die in Belästigung durch Stiche der gemeinen Stechmücke (Culex pipiens L.) gleichkommen oder sie zum Teil übertreffen, in jenen Ländern aber deshalb zu einer noch größeren Plage werden, weil bei starker Hitze Entzündung der Stichwunden entsteht.

Moß, alte Stadt im norweg. Smålenenes-Amt, am östl. Ufer des Kristianiafjords, an der Linie Kristiania-Frederikshald, hat (1891) 8030 E., einen schönen Hafen mit Dampferverkehr sowie Holz- und Konservenhandel. M. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls. Die zu M. 14. Aug. 1814 geschlossene Konvention beendigte den Schwedisch-Norwegischen Krieg und bahnte die Union dieser Reiche an.