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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Narceïn – Narew

mit diesem 720 an die Araber, denen sie Pippin der Kleine 759 entriß. Seit Karl d. Gr. hatte sie eigene Grafen oder Vicegrafen, von denen die Grafen von Toulouse, Carcassonne und Foix abstammten. Die Vicegrafschaft kaufte 1424 Gaston Ⅳ. (später König von Navarra), dessen Enkel Gaston von Foix sie 1507 gegen das Herzogtum Nemours der Krone überließ. Im Mittelalter hatte N. über 40000 E. und bedeutenden Handel mit dem Orient.

Narceīn, C₂₃H₂₉NO₉, ein im Opium vorkommendes Alkaloid, das, ohne offizinell zu sein, einzeln mediz. Verwendung gefunden hat. Seine Wirkung ist der des Morphins ähnlich, dagegen ist es weniger giftig. Narceïnnatrium-Natriumsalicylat wird als Antispasmin als schmerzstillendes und Schlafmittel empfohlen, auch als krampfstillend beim Keuchhusten der Kinder angewendet. – N. heißt auch ein gelber Farbstoff, der zum Baumwolldruck dient.

Narcisse, s. Narcissus.

Narcissus L., Narcisse, Pflanzengattung aus der Familie der Amaryllidaceen (s. d.) mit gegen 20 Arten, vorzugsweise im mittlern Europa und in den Mittelmeerländern einheimisch, eine im ganzen mittlern Asien bis China und Japan. Es sind schön blühende Zwiebelgewächse mit grundständigen linealen oder bandartig verbreiteten Blättern und einem zwei- oder mehrblütigen Schaft. Die Blüten sind ansehnlich und lebhaft gefärbt und meist wohlriechend. Am bekanntesten sind die in Süddeutschland einheimischen N. pseudo-narcissus L. mit gelben Blüten und N. poëticus L. mit weißen Blüten; ferner sind zu erwähnen die beiden in Griechenland einheimischen N. serotinus L. und die Tazette, N. tazetta L., sowie die in Spanien vorkommende Jonquille, N. jonquilla L. Alle sind in mannigfachen Varietäten beliebte Zierpflanzen, besonders für den Frühjahrsflor. Auch zur Frühtreiberei werden sie vielfach benutzt; die Zwiebeln werden bereits im Oktober in Töpfe gepflanzt und wie die Hyacinthen bis zum Treiben im Januar in die Erde gegraben. N. calathinus L., aus Portugal, mit sehr großer röhriger Blumenkrone und einige andere südeurop. Arten sind in Deutschland nicht winterhart und deshalb besser zur Topfkultur geeignet. Die Vermehrung geschieht durch Brutzwiebeln, weniger durch Samen.

Narcissus, in der griech. Mythologie, s. Narkissos.

Narcondam, s. Barren-Island.

Narcotĭca, s. Narkotische Mittel.

Narda, Stadt in Epirus, s. Arta.

Narde, bei den Alten Bezeichnung verschiedener stark riechender Gewächse aus den Familien der Valerianaceen, Labiaten und Gramineen. Man unterscheidet die gallische oder keltische N., die jetzt als keltischer Baldrian oder Speik (Valeriana celtica L.) und wohlriechender Baldrian (Valeriana saliunca L.) unterschieden werden; die kretische N., worunter man den ital. Baldrian (Valeriana italica L.) und den knolligen Baldrian (Valeriana tuberosa L.) begriff; die arabische N., die wahrscheinlich aus dem Nardenbartgrase (Andropogon Nardus L.) bestand; die deutsche N., jetzt unsere Lavendel (s. Lavendula), und vor allen die indische N., aus der das kostbare Nardenöl bereitet wurde. Die letztere, die bei den Alten im höchsten Ansehen stand, jetzt in Europa kaum noch angetroffen wird, in Asien aber auch als Arzneimittel sehr berühmt ist, stammt von der auf den Gebirgen Ostindiens wachsenden echten N. (Valeriana spica Vahl, Nardostachys Jatamansi DC.). Mit einer Salbe von N. pflegten die Alten sich bei den Gastmählern zu salben. Von allen diesen Pflanzen wird nur der Wurzelstock verwendet. (S. Valeriana.)

Nardenbartgras, s. Andropogon.

Nardenöl, das ind. Geraniumöl (s. d. und Narde).

Nardò (das alte Neretum), Stadt im Kreis Gallipoli der ital. Provinz Lecce, nahe der Station Galatone der Linie Zollino-Gallipoli, südwestlich von Lecce, hat eine Kathedrale, Baumwollweberei und (1881) 8662, als Gemeinde 10683 E.

Nardu (engl. Nardoo), Frucht, s. Marsilia.

Nardus L., Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit nur einer Art in Europa, von den arktischen Gegenden bis zu dem Mittelländischen Meere: das Borsten- oder Bocksgras, auch Bocksbart genannt, N. stricta L. In der Blüte ist nur ein einziger Griffel, während die meisten andern Gräser zwei besitzen. Die Halme werden etwa 20‒30 cm hoch, die Ähre ist einseitswendig, die Blätter sind schmal und borstenartig. Die Pflanze findet sich hauptsächlich an moorigen Orten und bildet hier durch ihre dichten Rasen einen nicht unbedeutenden Teil der Moordecke.

Nare, Flußhafen am Magdalena in Columbia, an der Mündung des Rio Nare, Ausgangspunkt des Handelswegs nach Medellin.

Narenta (slaw. Neretva), Fluß, entspringt in der Herzegowina, fließt nach Süden bei Mostar vorüber, teilt sich in Dalmatien bei Fort Opus und fließt in zwölf Mündungsarmen der Halbinsel Sabioncello gegenüber ins Adriatische Meer. Er ist auf 30 km bis Metkovich für Seeschiffe bis 150 t schiffbar. Der untere Lauf ist reguliert worden.

Nares (spr. nährs), Sir George Strong, engl. Admiral und Nordpolfahrer, geb. 1831, nahm 1852‒54 an der arktischen Expedition des Resolute teil, diente dann zuerst im Mittelländischen Meere, hierauf als Instruktor auf Übungsschiffen. Von 1866 bis 1867 leitete N. die Vermessung der östl. Küsten von Australien und der Torresstraße, 1869 ein ähnliches Unternehmen in dem Golf von Sues und kommandierte 1872‒74 die Challenger-Expedition (s. d.). Hierauf führte er eine Nordpolexpedition, die 29. Mai 1875 in den beiden Schiffen Alert und Discovery von England aufbrach. Er selbst drang noch 1875, mit dem Alert unter vollem Dampf den Packeisgürtel durchbrechend, bis 82° 24’ nördl. Br. vor, um hafenlos hinter Eismauern zu überwintern, während die Discovery unter 81° 40’ in der Lady-Franklin-Bai zurückblieb. Eine im Frühling 1876 unternommene Schlittenexpedition überschritt den 83. Breitengrad. Im Okt. 1876 traf die Expedition bei Valentia in Irland ein; N. wurde in den Ritterstand erhoben. 1878 führte er auf dem Alert Vermessungen an der zersplitterten Westküste von Patagonien aus. Er schrieb: «The naval cadet’s guide, or seaman’s companion» (1860; später u. d. T. «Seamanship», 6. Aufl. 1882), «Reports on Ocean soundings and temperature» (6 Tle., 1874‒75), «The official report of the recent Arctic expedition» (1876) und «Narrative of a voyage to the Polar Sea during 1875‒76 in H. M. Ships Alert and Discovery» (2 Bde., Lond. 1878).

Narew, rechter Nebenfluß des westl. Bug, entspringt in den Sümpfen des russ. Gouvernements Grodno, fließt westlich, zuletzt südwestlich durch das russ.-poln. Gouvernement Lomsha und mündet nach 385 km unterhalb Pultusk. Er ist schiff- ^[folgende Seite]