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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Orang - Orangelogen
159 815 <i1(in. Der fruchtbare nördl. Teil oder das
Tell umfaßt 13, die Steppenregion im hoch gelegenen
mittlern Teile 22, die Sahara 65 Proz. Die Pro-
vinz zerfällt in fünf Arrondissements: O., Mascara,
Mostaganem, Sidi bel-Abbes und Tlemsen. Die
Bevölkerung beträgt (1891) 942066 E. und zwar
817 450 im Civil-, 124616 im Militärterritorium.
- sj Hauptstadt der Provinz O., im Hintergründe
des zwischen Kap Falcon und Pointe de l'Aiguille
sich ausdehnenden Golfs von O. gelegen, die wich-
tigste Handelsstadt Algeriens, hat (1891) 74510 E.,
darunter 19037 Franzosen und 35 619 Fremde,
meist Spanier. Die durch die auf den benachbarten
Bergen gelegenen Forts stark befestigte Stadt ist
jetzt fünfmal größer als zur Zeit der Besetzung
durch die Franzosen; die alte Stadt liegt am Ab-
Hange des Dschebel Murdjadjo, die neue ^tadt dehnt
sich nach Osten hin aus und hat breite, gerade
Straßen; beide trennt der Ain Ruina. Die Stadt
ist Sitz eines Bischofs, hat eine Bibliothek und ein
kleines Mufeum, fönst aber wenig wissenschaftliches
Leben. Die Bedeutung O.s liegt im Handel; neben
dem Hafen von Mers el-Kebir, 5 km nordwest-
lich von O., hat O. selbst einen sichern Hafen und
Eisenbahnverbindung mit Algier, Tlemsen und Ain
Sefra. Die Einfuhr besteht in Getreide, Tabak,
Früchten, Wein, Baumwolle, Vieh, Häuten, Fett,
Wachs und Wolle. Die Fabrikthätigkeit erstreckt sich
auf Tabak und Chemikalien; außerdem giebt es Gie-
ßerei, Mühlen, Gerberei, Bleigruben, Marmor-
brüche und Weinbau. - O. (arab. Wehrän, Wah-
rän) wurde 903 von den Mauren gegründet und
fiel 1512 in die Hände der Spanier, die als die
zweiten Begründer der Stadt gelten können. Nach-
dem O. schon 1708-32 im Besitz der Türken gewesen
war, sahen sich die Spanier infolge des Erdbebens
vom 9. Okt. 1790, welches die Stadt zu einem
Trümmerhaufen machte, und der darauf folgenden
Angriffe des Bei von Mascara gezwungen, 1792
den Platz den Türken zu übergeben. Seit 1831 ist
O. in den Händen der Franzofen.
Orang, f. Orang-Utan. >s. l^itrus.
Orange (frz., spr. orangsche), Orangenb aum,
Orange (frz., fpr. orängsch), goldähnliche Misch-
farbe von Rot und Gelb.
Orange, eine der Bataninfeln (f. Vatan).
Orange (fpr. orängfch), Fürstentum, f. Oranien.
Orange (fpr. orängfch). 1) Arrondissement im
südfranz. Depart. Vaucluse, hat auf 1027,7? hkin
(1891) 62328 E. in 7 Kantonen und 48 Gemeinden.
- 2) Hauptstadt des Arrondissements O., 7 km
östlich von der Rhone, nördlich von Avignon, an
der Eygues und den Bahnlinien Lyon-Marseille
und O.'-L'Isle de Sorgue, hat (1891) 6009, als
Gemeinde 9859 E., worunter viele Protestanten, in
Garnison die 15. Traineskadron, einen Gerichtshof
erster Instanz, ein Schiedsgericht, ein College, eine
Bibliothek, ein 1885 erbautes Theater, eine Akade-
mische Gesellschaft, eine solche der Wissenschaften und
Künste u. a. Erwerbszweige sind Seidenspinnerei,
Handschuhfabrikation, Woll- und Baumwollwebe-
reien, Wein- und Krappbau, Anthracitgruben und
Handel mit Südfrüchten, Trüffeln, Wolle, Honig
u. s. w. - O. war das ^rausio der Alten im Lande
der Cavari und als röm. Kolonie (Ooloiiia 8(icun-
Quorum) eine der wohlhabendsten der Provinz,
was die noch erhaltenen bedeutenden röm. Alter-
tümer bezeugen. Am Südende von O. steht ein
altröm. Theater (s. Tafel: TheaterI, Fig. 1 - 3)
mit 60 halbrunden Sitzreihen für etwa 7000 Zu-
schauer, 103 m lang, 36 m hoch, wo 1894 Vor-
stellungen stattfanden, daneben Reste eines Cir-
kus; nördlich von O., auf der Straße nach Lyon,
steht ein prächtiger, gut erhaltener Triumphbogen
mit 3 Arkaden, 22 m hoch, 21 m breit und 8 m tief,
welcher im 13. Jahrh, in ein Kastell umgewandelt,
1721 freigelegt und neuerdings wiederhergestellt
wurde. 105 v. Chr. siegten hier die Cimbern vollstän-
dig über den röm. Prokonsul Quintus Servilius Cä-
pio und den Konsul Cn. Manlius. Im Mittelalter
war O. Hauptort der Grafschaft Oranien (s. d.), mit
der sie 1713 an Frankreich gelangte. O. hatte von
1365 bis zur Revolution eine Universität und war
bis 1790 Bischofssitz.
Orange (spr. örränndsch), Stadt im County
Esser im nordamerik. Staate Neujersey, westlich
von Newark, dessen Vorort es bildet, mit Hutfabri-
ken, den Edifon-Elektricitätswerken und (1890)
18844 E. Am Ostabhang derOrange-Mountains der
besuchte Llewellynpark mit vielen Villen.
Orangebäckcheu, s. Prachtfinken.
Orangelogen (spr. örränndsch- oder orangsche-
lohschen), polit. Vereine, welche die engl.-prot. Partei
in Irland den Bestrebungen der kath. Partei ent-
gegenstellte. Als der Bund der vereinigten Irländer
gegen Ende des 18. Jahrh, das engt. Interesse in
Irland bedrohte, vereinigten sich 21. Sept. 1795 die
entschlossensten Orang emen (Orangemänner,
Orangisten), wie die dem Oranier Wilhelm III.
und dessen Nachfolgern ergebenen Protestanten in
Irland genannt wurden, in eine Orangeloge oder ein
Ordensbündnis, das die Aufrechthaltung des prot.
Übergewichts überhaupt fowie die des Hauses Han-
nover auf dem Throne der drei Königreiche zum
Zweck hatte. War die Bewegung anfangs aus den
niedern Stünden hervorgegangen, so traten bald
auch Protestanten der höhern Stünde, felbst königl.
Prinzen hinzu, und bereits 1798 wurde die Große
Loge von Irland gestiftet. Als O'Connell (s. d.)
den Katholischen Verein reorganisierte und die Frage
der Katholikenemancipation näher rückte, erreichte
der gegenseitige Haß seinen Gipfelpunkt. Aber das
widernatürliche, seit der Union Irlands mit Eng-
land (1800) gewachsene Übergewicht der prot. Min-
derheit in Irland wurde durch die Katholikeneman-
cipation von 1829 gebrochen. Die Orangisten ge-
rieten daher von nun an in Widerspruch mit der
Negierungspolitik, den Gesetzen und der öffentlichen
Meinung, ein Widerspruch, der sich nock verschärfte,
als die Whigs, im Einverständnis mit der irischen
Nationalpartei, die Parlamentsreform durchfetzten.
Nachdem 1832 die Auflösung der O. vom König
verordnet worden war, nahm der Bund die Form
eines geheimen Ordens an, der in wenigen Jahren
zahlreiche Mitglieder im ganzen brit. Reich gewann.
Der Herzog von Cumberland (der spätere König
Ernst August von Hannover) war Großmeister des
Ordens. Die Zahl der Logen belief sich auf dem
Höhepunkt des Bundes in Irland auf 1500, in
England auf 350; die Gesamtzahl der Ordensbrüder
schützte man auf 300000. In der Parlaments-
session von 1835 trug endlich der irländ. Abgeord-
nete Finn auf eine Untersuchung des Zustandes der
O. an, die zu lebhaften Erörterungen führte. Die
Regierung begann die Orangisten von den öffent-
lichen Ämtern auszuschließen, und das Parlament
von 1836 richtete an den König eine Adresse, in der
es die Unterdrückung der orangistischm Umtriebe