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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Pali – Palimpsest

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Palgrave (William Clifford)'

–68), «Essays on Eastern questions» (1872), den Roman «Hermann Agha» (2 Bde., 1872), den Reisebericht «Dutch Guiana» (1876), und «Ulysses, or series of scenes ans studies in many lands» (1887). - Vgl. Proceedings of the Royal Geographical Society, 1888, S. 713.

Pāli, die Sprache, in der die heiligen Schriften der Buddhisten geschrieben sind. Das P. ist ein jüngerer Abkömmling einer Schwestersprache des Sanskrit und stammt ursprünglich wahrscheinlich aus dem Westen Indiens, von wo es mit den Kolonisten nach Kālinga im Süden Indiens kam. Nach der Meinung der Buddhisten ist es die Grundsprache, aus der alle übrigen Sprachen geflossen sind; sie nennen es Māgadhī, weil in dem Lande Magadha Buddha auftrat, seine Hauptwirksamkeit entfaltete und in P. geredet haben soll. Der Name Māgadhī kommt aber dem P. nicht zu, sondern ist Name eines Prākritdialekts (s. Prākrit). Unter den einheimischen Bearbeitungen des P. ist zu nennen die Grammatik des Katschajana, das Kaccāyanappakaraṇaṃ, in 8 Büchern, die sich in ihrer Terminologie an die Kātantram genannte Sanskritgrammatik anschließt, und aus später Zeit, vielleicht erst dem 12. Jahrh. n.Chr., stammt (Fryer, Note on the Pâli grammarian Kachchāyana, Kalk. 1882; hg. und übersetzt von Senart, Par. 1871). Ein Auszug daraus ist der Bālāvatāro (hg. Colombo 1869). Von einer andern einheimischen Grammatik, der Rūpasiddhi, ist das 6. Kapitel herausgegeben worden von A. Grünwedel (Berl. 1883). Ein einheimisches Wörterbuch ist die Aphidhānappadīpikā des Moggallāna aus dem J. 1170 n.Chr., nach dem Muster des Sanskrit-Wörterbuches Amarakoça gearbeitet und von Subhūti herausgegeben (Colombo 1865). Die erste europ. Bearbeitung lieferte Tolfrey, dessen Arbeit von Clough herausgegeben wurde: A compendious Pāli grammar with a copious vocabulary (Colombo 1824); sie ist ganz nach dem Bālāvatāro gearbeitet und enthält die erste Ausgabe der Aphidhānappadīpikā. Zwei Jahre später erschien: Burnouf und Lassen, Essai sur le P. (Par. 1826), worin zum erstenmal der Charakter des P. klargelegt wurde. Die erste wissenschaftliche Grammatik lieferte Minajev (Petersb. 1872; ins Französische übersetzt von Guyard, Par. 1874). Alle bis dahin erschienenen Texte verarbeitete zum erstenmal Ernst Kühn, Beiträge zur Pāli-Grammatik (Berl. 1875); eine reichhaltige Zusammenstellung aus einheimischen Quellen über die Deklination gab Waskaḍuwe Subhūti, Nāmamālā (Colombo 1876), heraus. Eine neuere Arbeit ist: Eduard Müller, A simplified grammar of the P. language (Lond. 1884). Ein Wörterbuch des P. lieferte N. C. Childers, A dictionary of the P. language (Lond. 1875).

Sehr reichhaltig ist die in P. geschriebene Litteratur, deren Veröffentlichung durch die von Rhys Davids 1881 gegründete Pāli Text Society befördert worden ist. Die kanonischen Schriften der Buddhisten werden unter dem Namen Tipitaka zusammengefaßt und sind jetzt zum größten Teil veröffentlicht. Außerdem sind zu nennen der Dīpavaṃsa («Geschichte der Insel»), eine Geschichte Ceylons von der ältesten Zeit an bis auf König Mahāsēna, der 302 n.Chr. starb, hg. und übersetzt von Oldenberg (Lond. 1879); der Mahāvaṃsa, dessen Verfasser Mahānāma gegen Ende des 5. Jahrh. n.Chr. lebte und in seinem Werke, das ursprünglich die Geschichte Ceylons ebensoweit verfolgte wie der ↔ Dīpavaṃsa, diesen stark benutzt hat. Der Mahāvaṃsa ist zu verschiedenen Zeiten fortgesetzt worden und reicht jetzt bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die ersten 20 Kapitel gab Turnour mit einer engl. Übersetzung und wichtigen Einleitung zuerst heraus (Ceylon 1836); dann erschienen von ihm die ersten 38 Kapitel mit engl. Übersetzung (Colombo 1837); eine vollständige Ausgabe mit singhalesischer Übersetzung veröffentlichten Sumangala und de Silva Batuwantudawa (4 Bde., Colombo 1877–83). Eine Geschichte des Augenzahns des Buddha giebt der Dāṭhāvaṃsa, hg. und übersetzt von Mutu Coomára Swámy (Lond. 1874). Eine Disputation des buddhistischen Priesters Nāgasēna mit dem griech.-baktr. Könige Menander, die mit dessen Bekehrung zum Buddhismus geendigt haben soll, enthält der Milindapañhō, hg. von Trenckner (Lond.1880), der auch die Einleitung übersetzt hat: P. Miscellany, Tl. 1 (Lond. 1879). Von einer Fabel- und Legendensammlung Rasavāhinī hat Spiegel Kap. 1–4 herausgegeben: Anecdota Pālica (Lpz.1845), zwei weitere Erzählungen Konow (in der «Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 43). Kleinere Texte sind außerdem im «Journal of the P. Text Society» (10 Bde., Lond. 1882–91) und im «Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland» (Neue Serie, Bd. 5, 7, 8, 12) herausgegeben worden.

Pālī, Stadt im ostind. Staate Dschodhpur (s. d.).

Paliāno, Stadt in der ital. Provinz Rom, Kreis Frosinone, hat (1881) 4016, als Gemeinde 5021 E., einen Palast einer Linie der Colonna, deren Haupt von P. den Herzogstitel führt; Getreide-, Wein- und Olivenbau. Papst Gregor IX. befestigte den Ort.

Palibothra, altgriech. Name von Patna (s. d.).

Palics (spr. -litsch) oder Pality, Bad im ungar. Komitat Bacs-Bodrog, östlich von der Stadt Maria-Theresiopel, deren Eigentum P. ist, liegt an dem Palicser Salzsee und der Linie Großwardein-Esseg-Villány der Ungar. Staatsbahnen, und hat eine Badeanstalt für See - und Wannenbäder.

Palicser See (Palitscher See), salzhaltiger See in Ungarn, bei Palics (s. d.), der größte der Sumpfseen des ungar. Tieflandes, hat etwa 16 km Umfang und ist 758 bis 1137 m breit. Sein Wasser wird durch einen Kanal (6 km) in die Theiß geleitet.

Palikao (eigentlich Pa-li-kiao, «Brücke der 8 Li»), Ort im nördl. China an der von Tung-tschou nach Peking führenden Straße, wurde bekannt durch das 21. Sept. 1860 gelieferte Gefecht, in welchem 3000 Franzosen unter Cousin-Montauban, unterstützt durch 3000 Mann brit. Truppen, ein 50000 Mann starkes chines. Heer zurückschlugen.

Palikao, Graf, s. Cousin-Montauban.

Palikaren, s. Pallikaren.

Palilĭen, s. Pales.

Palimbacchīus, Versfuß, s. Antibacchius.

Palimpsést (grch.), (Codex rescriptus, eine Handschrift (s. Manuskript), auf der die ursprüngliche Schrift durch eine jüngere ersetzt ist; der Papyrus wurde vorher mit einem feuchten Schwamm abgewischt, das Pergament mit einem Schabmesser abgekratzt und mit Bimsstein geglättet. Gewöhnlich wurde das Pergament neu umgebrochen und meist in anderer Richtung der Zeilen, als die frühere Schrift lief, neu beschrieben. Die Lesung der ältern verwischten Schrift ist dann oft nur mit Hilfe chem. Reagentien möglich, die sich aber nur bei der metallischen Eisentinte des Mittelalters wirksam er-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 825.