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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Parallelzüge - Parana (Strom)

Zweck ist, der Strömung einen bestimmten Weg anzuweisen und durch Verengung des eigentlichen Stromweges eine Vertiefung desselben als Fahrrinne für die Schiffahrt zu erzielen. P. sind Dämme aus Stein oder Buschwerk, ähnlich den Buhnen (s. d.) hergerichtet, aber nicht wie diese senkrecht, sondern parallel zur Stromrichtung gestellt. So begrenzen die P. als Leitdämme die Fahrrinne. Ihre Oberkante liegt meist in Höhe des Mittelwassers, so daß das Hochwasser über sie hinwegläuft und auch in dem Raume zwischen dem P. und Ufer abfließen kann. Damit aber dort die Strömung des Hochwassers gemildert wird, pflegt man das P. und Ufer mittels vereinzelter Querdämme zu verbinden, dadurch eine Verlandung, d. h. eine Ablagerung von Sinkstoffen, und Erhöhung des Terrains erzeugend.

Parallelzüge, Züge (s. d.), deren Breite vom Ladungsraum bis zur Mündung des Gewehrlaufs oder Geschützrohrs gleich bleibt. Das Gegenteil der P. sind die Keilzüge (s. Geschütz).

Paralŏgie (grch.), Vernunftwidrigkeit, Irrtum; das Irrereden.

Paralogismus (grch.), Fehlschluß durch Verwechselung der Begriffe. Paralogismen der reinen Vernunft nannte Kant gewisse, wie er glaubt, unvermeidlich in der menschlichen Vernunft wurzelnde Fehlschlüsse, diejenigen nämlich, durch welche die rationale Psychologie aus der einzigen Voraussetzung der Einheit des Selbstbewußtseins auf das Dasein einer Seele (als Substanz, einfach, im ganzen Zusammenhang ihres Daseins identisch und mit der Materie in einem Verhältnis wechselseitiger Einwirkung stehend) folgern will. Kants Kritik beruht auf dem Grundgedanken, daß das «Ich denke» (die Funktion der Bewußtseinseinheit) zwar alle unsere Erkenntnis begleitet und ihr zu Grunde liegt, aber, als bloßer Ausdruck unserer Erkenntnisfunktion, zum Begriff einer einfachen, im Dasein beharrenden Substanz nicht zureicht. Der Fehler besteht also darin, daß man «seine Gedanken zu Sachen macht» (hypostasiert), und das, was allerdings eine notwendige Bedingung unserer Erkenntnis der Objekte ist, selbst zu einem zu erkennenden Objekt machen will. (S. Bewußtsein.)

Paralȳse (grch. Paraly̆sis), Lähmung (s. d.); allgemeine progressive P., Geisteskrankheit (s. Progressive Paralyse der Irren); Paralysis agĭtans, die Schüttellähmung; Paralysis cordis, die Herzlähmung (s. d.); Paralysis glossio-labio-laryngěa, die Bulbärparalyse (s. d.); Paralysis glottĭdis, die Stimmbandlähmung (s. Kehlkopf); Paralysis vesīcae, die Blasenlähmung (s. Harnblase); paralysieren, lähmen, überhaupt schwächen, hemmen, auch unwirksam machen; paralytisch, gelähmt, vom Schlagfluß getroffen.

Paramagnete, s. Magnetismus.

Paramarībo, Hauptstadt von Niederländisch-Guayana oder Surinam in Südamerika, früher Neu-Middelburg genannt, am linken Ufer des Surinam, 26 km von seiner Mündung in den Atlantischen Ocean, ist nach holländ. Art sauber und regelmäßig angelegt, hat 29118 E., ein Gouvernementshaus auf einem großen, mit Anlagen gezierten Platze (het plein), nahe am Fluß ein Fort Zeelandia, das Kontrollgebäude, die Rechenkammer, das Gerichtshaus, eine reform., luth. und eine kath. Kirche, ein Bethaus der Brüdergemeine und zwei Synagogen. P. ist Sitz der Surinamischen Bank und eines deutschen Konsuls. Der Hauptmarkt und die Hauptmagazine befinden sich an der Wasserseite. In P. konzentriert sich der Ein- und Ausfuhrhandel der Kolonie. Der Hafen ist sicher und für Schiffe von 6 m Tiefgang allezeit, für größere nur mit Benutzung der Springflut erreichbar. Zur Ausfuhr kommen namentlich Zucker (1893: 3,5 Mill. kg), Kakao, Rum, Melasse und Kautschuk; zur Einfuhr Reis, konservierte und frische Lebensmittel aller Art, besonders Mehl, Spirituosen und Gold.

Paramatta, ein dreibindiges Köpergewebe mit baumwollener Kette und Einschlag von Kammgarn.

Paramatta, Stadt in Australien, s. Parramatta.

Paraménte (lat.), sämtliche zum Gottesdienst gebrauchte Gewänder (aus Leinen und Seide) der Geistlichen, die Bekleidungen der Altäre, Kanzeln u. s. w. Oft mit prachtvollen Webereien und Stickereien ausgestattet, sind die P. auch kunsthistorisch von Wichtigkeit. – Vgl. Bock, Geschichte der liturgischen Gewänder (3 Bde., Bonn 1856‒71).

Paramēros, span. Bezeichnung für rauhe, steppenartige Hochflächen mit Steilabfall, z. B. Paramos oder P. de Reinosa (Provinz Santander), P. de Molina (Provinz Guadalajara).

Paramĕter (grch.; lat. latus rectum), in den Kegelschnitten (s. d.) diejenige Sehne, welche senkrecht zur Hauptachse durch den Brennpunkt der Kurve geht. Bei Gleichungen versteht man unter P. solche Größen, deren verschiedene Werte die einzelnen Gleichungen liefern, die einer bestimmten Art angehören. – Über P. in der Krystallographie s. Krystalle.

Parametrītis (grch.), die Entzündung des Beckenzellgewebes in der Umgebung der Gebärmutter (s. Gebärmutterkrankheiten).

Paramilchsäure, s. Fleischmilchsäure und Milchsäuren.

Paramĭmie (grch.), die Unfähigkeit, Gedanken oder Gefühlen durch entsprechende Mienen und Geberden ^[gültige Alternativschreibung] Ausdruck zu verleihen, findet sich bei manchen Hirnstörungen. Derartige Kranke lächeln, wenn sie traurig sind, oder umgekehrt.

Páramo (span.), eine hohe wüste Berggegend, insbesondere in Südamerika die rauhen, nicht selten von Stürmen und Schneegestöber heimgesuchten Bergeinöden der Cordilleren, über der Baumgrenze, die nur Zwergholz und Gräser sowie myrten- und lorbeerartiges Gesträuch hervorbringen.

Paramorphōsen (grch.), Umwandlungspseudomorphosen (s. Pseudomorphosen), bei denen die ursprüngliche und die an ihre Stelle getretene Substanz chemisch identisch sind. P. finden sich nur bei dimorphen Substanzen, z. B. bei Kalkspat und Aragonit.

Paramushir, die zweitgrößte Insel der Kurilen (s. d.).

Paramy̆lum, eine in Wasser und verdünnten Säuren selbst beim Aufkochen nicht lösliche, der Stärke ähnliche Substanz, die sich in Infusorien (Euglena viridis Ehrbg.) findet. Mit Jod färbt sich P. nicht blau.

Paramy̆thie (grch.), eigentlich Ermunterung, Erholung, eine durch Herder eingeführte, auch von Krummacher gepflegte Nebenform der Parabel (s. d.).

Paraná, südamerik. Strom, der mit dem Paraguay (s. d.) und dem Uruguay (s. d.) den La Plata (s. d.) bildet, entsteht an der Grenze von Mato-Grosso, Minas-Geraes und São Panlo aus der Vereinigung des Rio Grande und des Paranahyba (s. d.). Der Rio Grande, auch für sich schon P. oder Para genannt, entspringt unter 22° 15’ südl. Br. an der Serra da Mantiqueira, nur 80 km