Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

24

Rundkeilverschluß – Runeberg

Rundkeilverschluß, s. Geschütz (Fig. 21 u. 24).

Rundköpfe (Round Heads), Spottname für die Puritaner (s. d.) von der bei ihnen aufkommenden Sitte, die Haare kurz zu scheren. Bei Beginn des Bürgerkrieges unter Karl Ⅰ. wurde er Parteiname für die Gegner des Königs, während diese ihre royalistischen Feinde «Kavaliere» nannten.

Rundkrabben (Oxystomata), Familie der Krabben (s. d.) mit dreieckiger Mundöffnung. Die Tiere graben sich in Sand ein, so daß nur Scheren, Augen und Fühler hervorsehen. Das Kopfbrustschild ist rund oder vorn abgerundet. Die R. bewohnen die wärmern Meere bis in das Mittelmeer.

Rundlauf, Turngerät, bestehend aus einer an einer Achse aufgehängten oder auf einer Säule befestigten Drehscheibe, woran Seile mit Handgriffen gehängt werden, die zum Laufen und Schwingen dienen.

Rundlet (spr. rönnd-), engl. Wein- und Branntweinmaß, 18 Gallons fassend = 81,782 l.

Rundlinge, bei der Dorfanlage, s. Dorfsystem.

Rundmaschine, s. Blechbearbeitung (Bd. 3, S. 106 a; Tafel: Blechbearbeitungsmaschinen, Fig. 9).

Rundmäuler, Cyklostomen (Cyclostomata), eine niedrig stehende Ordnung der Fische von aalartig gestreckter Gestalt, mit knorpligem Skelett, ohne Rippen und Gliedmaßen oder paarige Flossen. Die unpaaren Flossen sind vorhanden. Der Mund hat keine eigentlichen Kiefer, er wird von Knorpelstückchen gestützt, von einer kreisrunden Lippe umsäumt und dient zum Ansaugen, wobei die kolbenförmige Zunge als Stempel wirkt, indem sie beim Zurückziehen die Mundhöhle luftleer macht. Letztere ist mit kegelförmigen Hornzähnen ausgestattet, die zur Unterscheidung der Arten dienen. Die Nase ist eine unpaare, vertiefte Grube. Die Kiemen bestehen aus meist sieben Säckchen, die von der Speiseröhre jederseits nach außen führen, und zwar bei den Neunaugen (s. d.) durch ebensoviel Öffnungen, beim Inger (s. d.) durch eine einzige, indem sie unter der Haut durch einen gemeinsamen Gang verbunden sind. Eine Schwimmblase ist nie vorhanden. Die Geschlechtsdrüsen sind unpaar, die reifen Eier und Samenfäden gelangen in die Leibeshöhle und werden aus dieser durch eine hinter dem After befindliche Geschlechtsöffnung entleert. Die R. führen meist ein Schmarotzerleben. Zu ihnen gehören das Neunauge, die Lamprete (s. d.) und der Schleimfisch.

Rundreisekarten, Rundreisehefte, s. Eisenbahntarife (Bd. 5, S. 890 b fg.).

Rundschau, deutsche, s. Deutsche Rundschau.

Rundschild, ein runder Schild, wie er besonders im Mittelalter von den Rittern zu Pferde geführt wurde. Bei den Spaniern war der R. auch später, namentlich bei nächtlichen Streifzügen, gebräuchlich.

Rundschit Singh, Herrscher der Sikh, andere Schreibung für Randschīt Singh (s. d.).

Rundschreiben, s. Cirkular.

Rundschrift. Die R. ist entstanden aus der Anwendung breitspitziger Federn für die runden Formen der lat. Schrift:

^[Abb.]

In Italien war die R. schon im 15. Jahrh. gebräuchlich, im 16. in den verschiedensten Abarten allgemeine Gebrauchsschrift. In Frankreich traten die ersten reinen Rundschriftformen Ende des 15. Jahrh. auf und hießen écriture financière, später écriture ronde (auch wohl einfach Financière und Ronde), die gegen Ende des 16. Jahrh. entstandenen nach rechts geneigten écriture bâtarde. In Frankreich wurde die R. seither am meisten gepflegt. Spanien bediente sich ihrer ebenfalls seit dem 16. Jahrh. mit Vorliebe. In Deutschland ist die R. in neuester Zeit durch Soennecken zu großer Bedeutung gelangt, indem er ihr ein auf einfache geometr. Formen gestütztes leichtfaßliches Lehrsystem zu Grunde legte und die Federn für die Herstellung der R. wesentlich verbesserte. (S. die nebenstehende Figur.) – Vgl. Opera di Frate Vespasiano (Vened. 1554); Gagneur, La technographie (Par. 1599); Soennecken, Die R. (101. Aufl., Bonn 1887).

Rundschuppen oder Cykloidschuppen der Fische sind solche, die einen abgerundeten Hinterrand haben und auf deren Oberfläche die konzentrische Streifung parallel mit dem Hinterrande verläuft.

Rundshrapnel, s. Geschoß (Bd. 7, S. 904 a).

Rundsteinpflaster, s. Pflasterung.

Rundtartsche, s. Tartsche.

Rundwürmer (Nemathelmia s. Nemathelminthes), eine sehr formenreiche Klasse von Würmern (s. d.), die einen drehrunden, oft stark in die Länge gezogenen, aber immer gänzlich ungegliederten Körper besitzen. Die Organisation ist, obgleich im allgemeinen einfach, doch in den einzelnen Ordnungen nicht unwesentlich verschieden; die Geschlechter sind bis auf wenige Ausnahmen getrennt. Die R. leben entweder, wenigstens zeitweilig, parasitisch bei Pflanzen und Tieren oder vollkommen frei. Sie zerfallen in: 1) Haarwürmer (s. d.), 2) Kratzer (s. d.), und 3) in die anders gebaute Ordnung der Pfeilwürmer (s. d.).

Runeberg, Johan Ludwig, schwed.-finn. Dichter, geb. 5. Febr. 1804 zu Jakobstad in Finland, studierte zu Åbo, wurde 1830 Docent der Beredsamkeit zu Helsingfors, 1837 Lektor der lat. Sprache am Gymnasium zu Borgå, 1842 Lektor der griech. Sprache daselbst. Er starb, schon 14 Jahre gelähmt, 6. Mai 1877 in Borgå. Ein ehernes Standbild, das Werk seines Sohnes Walter R., eines hervorragenden Bildhauers (geb. 29. Dez. 1838), ward 1885 zu Helsingfors enthüllt. R. ist neben Bellman und Tegnér der genialste Dichter in schwed. Sprache, zugleich aber von ihnen grundverschieden durch seine echt finn. Eigentümlichkeit. Außer seinen in den «Dikter» (3 Bde., Helsingf. 1830‒43) gesammelten kleinern Poesien sind zu nennen: «Elgskyttarne » (1826; umgearbeitet 1832) und «Hanna» (Helsingf. 1836 u. ö.), zwei Idyllen; ferner die romantisch-moderne Erzählung aus Rußland «Nadeschda» (Borgå 1841), die Idylle «Julqvällen» (ebd. 1841), der Romanzencyklus «Kung Fjalar» (ebd. 1844), die patriotischen Balladen «Fänrik Ståls Sägner» (Tl. 1, ebd. 1848; Tl. 2, Helsingf. 1860); in diesen Gedichten giebt er der vaterländischen Lebensanschauung besonders kräftigen Ausdruck, sie beginnen mit dem später zum Nationallied gewordenen «Wårt Land», schildern Scenen und Charaktere aus dem Kriege von 1808 und sind für die Entwicklung des finn. Nationalbewußtseins von größter Bedeutung gewesen. Ferner sind zu nennen: «Smärre Berättelser» (Helsingf. 1854), «Kan ej», Lustspiel (1862), und