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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Saxifragacēen; Saxifragīn; Saxifragīnen; Saxnôt; Saxo

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Saxifragaceen - Saxo

fetten bilden. Die Blüten sind zwar klein, aber lebhaft gefärbt, weiß oder gelb, seltener rötlich. Die Steinbreche steigen bis zur Schneegrenze hinauf und durchlaufen hier alle Entwicklungsphasen oft binnen den wenigen Wochen des Hochsommers, in welchen die Schneelinie um etwas zurücktritt. Nur einige wenige Arten steigen in die Thäler hinab. Die in Deutschland gewöhnlichste ist S. granulata L., der Körnersteinbrech (s. Tafel: Saxifraginen, Fig. 1), mit langgestielten, nierenförmigen, gekerbten Stockblättern und einem mit körnerartigen Knöllchen besetzten Wurzelstocke. Wurzel, Kraut und Blumen wurden früher gegen Steinbeschwerden gebraucht (daher der Name). In den Gärten kultiviert man eine Varietät dieser Art, mit einer lockern Rispe dicht gestellter weißer Blumen auf einem etwa 20 cm hohen Stengel. Allgemein beliebte Zierpflanzen des freien Landes sind S. crassifolia L. (Megasea crassifolia Haw.) aus Sibirien, mit sehr breiten, lederartigen, verkehrt-eiförmigen Blättern auf fleischigem, rötlichem Schafte, eine dichte Scheidedolde dunkelrosenroter Blumen tragend, und S. (Megasea) cordifolia Haw. ebendaher, mit herzförmig-ovalen, sehr stark genervten und grob gezähnten Blättern und hellrosenroten Blumen. In den Gärten häufig kultiviert wird auch S. umbrosa L., der Schollensteinbrech, gewöhnlich Porzellan- oder Jehovablümchen genannt, mit verkehrt eirundkeilförmigen, knorpelrandigen, in Rosetten zusammengedrängten Blättern und auf 10‒15 cm hohen Schäften, mit einer dichten Rispe weißer Blüten mit zarter rötlicher oder gelber Zeichnung. Vom Wurzelstock gehen Rosetten tragende Ausläufer aus. Man braucht diese zierliche Pflanze oft zu Einfassungen. Auf künstlich aufgebauten Steingruppen kultiviert man mit gutem Erfolg zahlreiche Arten der höhern Alpenregion, wie S. caespitosa L., S. hypnoides L., S. muscoides Wulf, S. crustata Vest., S. Burseriana L. (s. Tafel: Alpenpflanzen, Fig. 8) u. a.

^[Abb.]

Erwähnung verdienen noch zwei in China und Japan einheimische und in Gewächshäusern und Wohnräumen oft unterhaltene Arten: S. sarmentosa L., der rankige Steinbrech oder Judenbart (s. beistehende Abbildung), eine rauh behaarte Pflanze mit gestielten, rundlichen, doppelt gezähnten, unten rötlichen, oben grünen, weiß geäderten Blättern, zwischen denen sich auf 20‒30 cm hohen Stengeln eine pyramidale Rispe weißer, im Grunde gelb gefleckter Blüten erhebt; diese Pflanze bildet lang herabhängende, fadenförmige Ausläufer, an welchen sich kleine Blattrosetten entwickeln. Sie eignet sich sehr gut zur Besetzung von Ampeln. S. Fortunei Hook. steht dieser Art nahe, hat aber mehr nierenförmige, siebenlappige gezähnte und einfarbig grüne Blätter und größere rein weiße Blüten. Sehr schön ist var. tricolor, deren Blätter unterseits rosenrot sind, während oberseits auf dunkelm Grunde rote Flecken und Ränder nach dem Maße der Entwicklung der Blätter rosa, fleischfarbig und zuletzt weißlich werden. Alle Steinbreche sind leicht durch Seitensprossen und Samen zu vermehren.

Saxifragacēen (Saxifragacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Saxifraginen (s. d.) mit gegen 500 Arten in den gemäßigten und kalten Zonen fast der ganzen Erde, in den Tropen nur wenige, Pflanzen von sehr verschiedenem Habitus, meistens aber krautartige Gewächse. Die Blüten sind zwitterig, bestehen aus einem fünfteiligen Kelch, der mit dem Fruchtknoten verwachsen ist, fünf Kronenblättern, fünf oder zehn Staubgefäßen, zwei- oder mehrteiligem Fruchtknoten mit zwei oder mehrern Griffeln; die Frucht ist meist Kapsel oder Beere.

Saxifragīn, s. Explosivstoffe (Bd. 6, S. 475 a).

Saxifragīnen, Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen, Abteilung der Choripetalen, charakterisiert durch regelmäßige meist zwitterige Blüten, in denen die Zahl in den einzelnen Blattkreisen verschieden ist. Die Staubgefäße sind am häufigsten zu zehn in zwei Kreisen geordnet, die Anfügung derselben ist eine sehr abweichende. Die gewöhnlich zu zwei, selten zu mehrern vorhandenen Fruchtblätter sind entweder miteinander verwachsen oder frei. Die Ordnung der S. umfaßt vier Familien von sehr verschiedenem Habitus: Crassulaceen (s. d.), Saxifragaceen (s. d.), Hamamelidaceen (s. d.), Platanaceen (s. d.). (Hierzu Tafel: Saxifraginen; zur Erklärung vgl. Saxifraga, Johannisbeere, Philadelphus, Sempervivum, Platane, Liquidambar.)

Saxnôt, bei den alten Sachsen Name des Kriegsgottes Tyr (s. d.).

Saxo, mit dem Beinamen Grammatĭcus, d. i. der Gelehrte, dän. Geschichtschreiber, gest. um 1208, war Schreiber des Bischofs Absalon, der 1178 Erzbischof von Lund wurde und S. veranlaßte, die Geschichte seines Vaterlandes zu schreiben, die er bis 1185 fortführte. Er schrieb in vorzüglichem Latein eine von der Urzeit angehende «Historia Danica» in 16 Büchern. In den letzten sieben Büchern, die er vermutlich zuerst geschrieben hat, ist er als Quelle zu gebrauchen, besonders für die Zeit siegreicher Kriegsthaten, in welcher Absalon eine glänzende Rolle spielte; die neun Bücher alter Geschichte hat er ohne Kritik nach den alten dän. Sagen erzählt, doch ist er gleichwohl durch die Überlieferung dieser Sagen von großer Wichtigkeit. Die Hauptausgabe der «Historia Danica» ist die von P. E. Müller (vollendet von Velschow, 3 Bde., Kopenh. 1839‒58); die neueste Ausgabe ist von A. Holder (Straßb. 1886). Ein Fragment einer alten Handschrift enthalten die Abhandlungen der Danske Videnskabernes Selskab von 1879. – Dahlmanns Forschungen, Bd. 1 (Altona 1822), und G. Waitz, Quellen des S.