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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schichtlohn - Schiebe

Wassertiefen begrenzen, auf einzelnen Plänen großen Maßstabes auch noch Zwischenlinien. Die 10 m-Tiefenlinie, die sog. 10 m-Grenze, bezeichnet die Grenzlinie, bis zu der große Schiffe ein Fahrwasser bei jedem Wasserstande der Gezeiten benutzen können. An den Flußmündungen und im Wattenmeer sind die S. durch Ablagerungen, durch Verschiebungen (von der Kraft der Strömungen oder heftiger Stürme) häufigen, zuweilen sogar plötzlichen Änderungen ausgesetzt. Diese Umstände bedingen fortwährende Überwachung und Neuvermessung der Küstenfahrwasser solcher Gegenden und Korrektur der S. auf den Seekarten.

Schichtlohn, der für eine bestimmte Arbeitszeit (Schicht, s. d.) festgesetzte Lohn im Gegensatz zu Gedingelohn, der für eine gewisse Leistung gezahlt wird.

Schichtmeister, früher und in einigen Gegenden noch gegenwärtig der Name für einen höhern technischen Bergbeamten. In Preußen sind die S. Rechnungsbeamte.

Schichtnutzholz, s. Holzaufbereitung.

Schichtquellen, s. Quellen.

Schichtstar (Cataracta zonularis), eine angeborene oder in den ersten Lebensjahren erworbene Form des Grauen Stars (s. Star), bei welcher der durchsichtige Linsenkern von einer mehr oder weniger dicken Schicht trüber Linsensubstanz umgeben ist, auf die nach außen hin wieder durchsichtige Schichten folgen. Die durch den S. bedingte Sehstörung erfordert eine operative Behandlung und zwar bei kleinem Durchmesser der trüben Schicht eine Iridektomie (s. d.), bei größerm Durchmesser die Beseitigung der ganzen Linse.

Schichtung, Stratifikation, in der Geologie die Erscheinung, daß die Sedimente (s. d.) in Form von mehr oder minder mächtigen, d. h. dicken, von parallelen ebenen Flächen begrenzten und ursprünglich horizontal gelagerten Platten (Schichten) auftreten. Bei der Ablagerung der Sedimente erhält eine Schicht ihren Abschluß nach oben entweder durch eine Änderung des Materials oder durch eine Pause in der Zufuhr des Materials. Wo Schichten ungestört übereinander liegen, da ist notwendig jede obere Schicht jünger als irgend eine untere; man kann deshalb aus ihrer gegenseitigen Lage ihr relatives Alter bestimmen, worauf auch ursprünglich und zum Teil noch jetzt die Feststellung des relativen Alters aller sedimentären Formationen beruht. Hat eine Aufrichtung (s. d.) der Schichten stattgefunden, dann bestimmt man ihre Stellung durch Angabe von Streichen und Fallen (s. d.).

Schichtung (jurist.), s. Abschichtung.

Schichtwasser, s. Grundwasser.

Schichtwolke, s. Stratus; federige S., s. Cirrostratus.

Schick, Geschick, s. Chic.

Schick, Gottlieb, Historienmaler, geb. 15. Aug. 1779 in Stuttgart, wurde in der Malerei von Hetsch, im Modellieren von Dannecker unterrichtet und ging im Alter von 19 J. zu David nach Paris. Als Frucht der Pariser Studien erscheint seine Eva (Museum zu Köln). 1802 ging S. nach Rom; sein erstes größeres, in Rom gemaltes Bild, David vor dem erzürnten Saul (1803; Stuttgarter Galerie), wie Noahs Dankopfer (1805; ebenda), zeigt ihn bei tüchtiger Maltechnik auf den Bahnen Carstens’. Das Bild brachte ihm Anerkennung und eine Reihe von Aufträgen für Bildnisse, von welchen einige aus der Familie W. von Humboldts, in dessen Hause zu Rom er heimisch geworden war, hervorragen. Sein Hauptwerk wurde jedoch Apollon unter den Hirten (1807; Galerie zu Stuttgart). Nach der Gemäldeausstellung von 1809 auf dem Kapitol überreichten ihm ital. und franz. Künstlerdeputationen den Preis und die Ehrenkrone. Im Herbst 1811 in die Heimat zurückgekehrt, starb er schon 11. April 1812 in seiner Vaterstadt. – Vgl. Haakh, Beiträge aus Württemberg zur neuern deutschen Kunstgeschichte (Stuttg. 1863).

Schick, Margarete Luise, Sängerin, geborene Hamel, geb. 26. April 1773 zu Mainz, gest. 29. April 1809 in Berlin, ist neben der Mara eine der ersten Frauen, welche in der Zeit der ital. Musikherrschaft deutsche Gesangskunst zu Ehren brachten. In Berlin wirkte sie seit 1794, besonders in Gluckschen Rollen bewundert.

Schicksal, alles, was dem Menschen ohne sein Zuthun begegnet, namentlich wofern es in sein Leben tief und erschütternd eingreift. Leicht verbindet sich mit dem Worte die Vorstellung einer unentfliehbaren, blinden, gegen unser Wohl und Wehe gleichgültigen Macht, der wir willenlos unterworfen wären. In dieser Bedeutung ist der Begriff des S. (lat. fatum, griech. heimarménē) namentlich den Alten geläufig, bei denen es sich vielfach steigert bis zu dem Glauben an eine Vorherbestimmung einzelner Begebenheiten, denen man nicht entrinnen könne, selbst wenn man sie voraussehe und alles thue, sie zu vermeiden. (S. Fatum.)

Schicksalstragödie, eine Tragödie, die das tragische Leid des Helden auf die Einwirkung einer höhern göttlichen Macht baut. In diesem Sinne ist die gesamte Tragik der Alten S., und die berühmteste S. ist Sophokles’ «König Ödipus». Bei den Alten war die S. vollkommen berechtigt, da sie mit dem Schicksalsglauben der griech. Religion zusammenhing. Eine Verirrung dagegen ist es, wenn einzelne neuere Dichter versuchen, die tragischen Motive von einer unentrinnbaren äußern geheimnisvollen Macht abzuleiten; denn unserm Denken fehlt für Motive dieser Art aller Anhalt. Schiller hat in der «Braut von Messina» zu dieser mißverstandenen Nachahmung der Antike den Anstoß gegeben; Müllner, Zach. Werner, Houwald haben die Schicksalsidee zur Karikatur verzerrt. Platen zog in der «Verhängnisvollen Gabel» glänzend dagegen zu Felde. Die bekannteste deutsche S. ist Grillparzers «Ahnfrau». O. Ludwigs «Erbförster» nähert sich derartigen Schicksalsmotiven nur scheinbar. – Vgl. Minor, Die S. in ihren Hauptvertretern (Frankf. 1883); Rosikat, Über das Wesen der S. Ⅰ. (Königsb. 1891).

Schidlitz, Vorstadt von Danzig (s. d.).

Schiebe, Aug., Pädagog und Schriftsteller im Handelsfach, geb. 2. Okt. 1779 zu Straßburg i. Els., studierte anfangs Medizin und wurde dann Kaufmann. 1817‒19 leitete er ein von ihm gegründetes Handelslehrinstitut in Frankfurt a. M. Seit 1831 war er Direktor der neu gegründeten Öffentlichen Handelslehranstalt in Leipzig, die er bis 1850 leitete und zu einer Musteranstalt machte. Er starb 21. Aug. 1851. S. darf mit Büsch (s. d.) als Schöpfer der Handelswissenschaften bezeichnet werden und bildete namentlich die technische Seite derselben aus in zahlreichen Lehrbüchern, die später meist von Odermann (s. d.) bearbeitet wurden: «Die Lehre von den Wechselbriefen» (Lpz. 1818; 4. Aufl. von H. Brentano, 1877), «Kaufmännische Briefe» (ebd. 1825; jetziger Titel: «Die kaufmännische Korrespondenz» bearbeitet von Odermann,