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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Skopĭa; Skópin; Skoplje; Skopzen; Skorbūt; Skorĭe; Skorodīt; Skorpiōn; Skorpiōne

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Skopia – Skorpione

Meeresbucht der Ostküste; im Altertum trug die Insel drei Städte. Auf S. wird viel Obst und Wein erzeugt.

Skopĭa, türk. Stadt, s. Üsküp.

Skópin. 1) Kreis im südwestl. Teil des russ. Gouvernements Rjasan, im Gebiet der Pronja und des Don, hat 2771 qkm, 172086 E.; Töpferthon, Ackerbau. – 2) Kreisstadt im Kreis S., an der Werda und an der Eisenbahn Wjasma-Rjashsk, hat (1893) 11138 E., 8 Kirchen, Realschule, Agentur der Moskauer Internationalen Handelsbank; Handel mit Getreide, Vieh, Eisen- und Töpferwaren.

Skoplje, türk. Stadt, s. Üsküp.

Skopzen, Selbstverstümmler, eine Art der russ. Raskolniken (s. d.), die wie die Chlysty eine Muttergottes, Propheten und aufregende Andachten haben. Ihr Stifter war Kondratij Seliwanow in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Er wurde in einer Versammlung der Chlysty von einer ekstatischen Muttergottes Akulina Iwanowna für die wahre Inkarnation Gottes erklärt. Von Katharina Ⅱ. wurde er nach Sibirien verbannt; später durfte er zurückkehren. Er starb 1832 in Susdal, wie es heißt, im 112. Lebensjahr. Die S. glauben, Seliwanow werde wiederkommen und ein neues glückliches Reich auf Erden stiften, wo alle Menschen verschnitten sein sollen. Sie wußten ihr Treiben sehr geheimzuhalten, bis die Regierung 1869 durch einen Bestechungsversuch des Skopzen Plotizyn in Tambow davon Kenntnis erlangte und nun die Sekte eifrig verfolgt. Es gehören aber noch viele reiche Kaufleute zu ihr. – Vgl. Nadeshdin, Forschungen über die Häresie der S. (russisch, Petersb. 1845); Pelikan, Gerichtlich-mediz. Untersuchungen über das Skopzentum, deutsch von N. Iwanoff (Gieß. 1876).

Skorbūt oder Scharbock, eine auf einer krankhaften Blutmischung beruhende Ernährungskrankheit, die sich durch zahlreiche Blutungen in die verschiedensten Gewebe und Organe des Körpers kundgiebt. Die Krankheit kommt bei Seeleuten (Seeskorbut), aber auch bei Landbewohnern (Landskorbut) vor und beginnt mit großer Schwäche und Müdigkeit, namentlich großer Schwere der Beine, sehr gedrückter Stimmung und großer Verzagtheit. Das Gesicht des Kranken verliert seine frische Farbe, wird bleich und schmutzig, die Lippen bläulich, die Augen sinken ein und bekommen blaue Ränder. Nach einigen Tagen oder Wochen schwillt das Zahnfleisch in der Umgebung der Zähne an, wird bläulich, aufgewulstet und blutet außerordentlich leicht; die Zähne lockern sich und das Kauen wird sehr schmerzhaft. Ähnliche Blutergüsse treten dann in der Haut der Extremitäten auf, nicht selten bilden sich auch Blasen oder tiefe, schlaffe, leicht blutende Geschwüre (skorbutische Geschwüre). Die Flecken haben eine verschiedene Größe, sind anfangs schwarzbraun und werden später blau, grün, gelb. Auch in den tiefer gelegenen Geweben (Muskeln, Milz, Knochenhaut) erfolgen ähnliche Blutergüsse. Endlich kommen dazu Wassersuchten der Beine, des Herzbeutels und der Brusthöhle. Die Krankheit dauert meist sehr lange. Ein früher Tod tritt ein infolge der Wassersuchten und Darmblutungen, meist aber endet die Krankheit, wenn überhaupt, erst spät mit dem Tode durch Erschöpfung. Der S. entwickelt sich auf langen Seereisen, wenn Kartoffeln, Gemüse und frisches Fleisch fehlen und die Mannschaft ausschließlich von Zwieback und gepökeltem Fleisch lebt. Auf dem Lande zeigt sie sich dagegen bei solchen Individuen, die fast nur von Gemüse und Kartoffeln leben, oder die sich in kalten und feuchten Kellerwohnungen aufhalten. Auch entsteht die Krankheit infolge der Überfüllung und schlechten Ventilation in Kasernen, Strafanstalten u. s. w. Werden die Kranken den schädlichen Einflüssen entzogen, so fühlen sie sich meist sehr schnell wohl, wenn auch die wirkliche Genesung nur äußerst langsam erfolgt. Die Abkürzung der Seereisen sowie die bessere Verproviantierung der Schiffe hat den S. in der neuern Zeit wesentlich gemindert. Bei Ausbruch der Krankheit ist für größte Reinlichkeit, warme Kleidung, frische Luft, passende und reichliche Kost (frisches Fleisch, frisches Gemüse, Obst und Salat, gutes Bier oder Branntwein mit Wasser, Wein) zu sorgen. Die frisch ausgepreßten Säfte von Brunnenkresse, Kohl, Senf, Rettich, Meerrettich, Löffelkraut (Antiscorbutica) leisten sehr gute Dienste. Auch ist der Genuß von säuerlichen Früchten und deren Säften (Citronen, Apfelsinen, Äpfel) von großem Vorteil. Gegen die skorbutische Zahnfleischaffektion empfehlen sich öftere Ausspülungen des Mundes mit einer Lösung von chlorsaurem Kalium sowie Betupfen der geschwürigen Stellen mit Myrrhentinktur oder Höllenstein.

Der S. beim Schwein, der infolge schlechter Fütterungs- und Wartungsverhältnisse auftritt, besteht in Verschwärungen des Zahnfleisches, Lockerwerden und Ausfallen der Zähne. Gleichzeitig fallen die Borsten aus (Borstenfäule), und auf der Haut zeigen sich blaurote Flecken und Streifen. Unter den Erscheinungen von Hinfälligkeit und Schwäche gehen die Tiere schließlich zu Grunde, wenn dieselben nicht unter günstigere Fütterungs- und Stallverhältnisse kommen.

Skorĭe (grch.), soviel wie Schlacke (s. d.).

Skorodīt (vom grch. skorodĭon, Knoblauch, wegen der knoblauchähnlichen Arsendämpfe beim Schmelzen), ein rhombisches, in kleinen Pyramiden oder kurzen Säulen krystallisierendes Mineral von Glasglanz, lauchgrüner bis schwärzlichgrüner Farbe und dem spec. Gewicht 3,1 bis 3,2; es ist in Salzsäure leicht löslich. Chemisch ist es wasserhaltiges, neutrales, arsensaures Eisenoxyd, Fe₂(AsO₄)₂ + 4H₂O. Man kennt es z. B. vom Graul bei Schwarzenberg in Sachsen, von Dernbach bei Montabaur in Nassau, Lölling in Kärnten, Chanteloube bei Limoges, aus Cornwall, von Beresowsk und Nertschinsk in Sibirien; neuerdings fand es sich auch als krustenförmiger Absatz auf Kieselsinter aus den heißen Quellen vom Yellowstone-Nationalpark.

Skorpiōn, Tier, s. Skorpione.

Skorpiōn, Sternbild des südl. Himmels, das in mittlern Breiten nicht sichtbar ist. Sein hellster Stern ist Antares (s. d.). – S. ist auch das 8. Zeichen des Tierkreises, reicht von 210 bis 240° Länge und wird mit ♏ bezeichnet.

Skorpiōn, ursprünglich ein wie eine große Armbrust konstruiertes Horizontalgeschütz der Römer, das Pfeile schleuderte, in der spätern Kaiserzeit ein Wurfgeschütz. (S. auch Karrenballiste und Onager.)

Skorpiōne (Scorpionidae), eine Ordnung der Spinnentiere (s. d.). Der Körper setzt sich aus einem kräftigen, ungegliederten-Kopfbruststück und einem daran in seiner ganzen Breite angewachsenen, dreizehngliedrigen, schlanken Hinterleib zusammen. Der letztere zerfällt in einen breitern, aus sieben Ringen bestehenden vordern und einen dünnen, schwanzartigen, sechsringlichen hintern Abschnitt. Der letzte Ring endet mit einem Stachel und birgt ein Paar Gift- ^[folgende Seite]