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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Stadler; Stadl-Paura; Stadskanal; Stadt

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Stadler - Stadt

auf dem korinth. Isthmus ließ Herodes Atticus mit Marmor ausschmücken. Das berühmteste S. war das in Olympia (s. d.).

Das S. wurde auch als das allgemeine Längen- und Wegmaß bei den Griechen gebraucht, war aber nach Ort und Zeit verschieden, je nach dem Fuß, den man zu Grunde legte, und der Anzahl der Füße, die man auf das S. rechnete. Die gebräuchlichsten S. waren: das äginäisch-attische oder gemeingriechische S. 500 Fuß von 0,328 m = 164 m (in der ältern griech. Zeit namentlich gebraucht), das olympische S. 600 Fuß von 0,320 m = 192 m, das griechisch-römische S. 600 Fuß von 0,296 m = 178 m (in der spätgriech. Zeit besonders üblich), das römische S. 625 Fuß von 0,296 m = 185 m, von dem 8 auf eine röm. Meile gingen. - Vgl. Dörpfeld in den "Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts zu Athen", XV (1890). - Über S. als Wegemaß in Spanien und Portugal s. Estadio.

Stadler, Maxim., meist Abbé S. genannt, Kirchenkomponist und Orgelspieler, geb. 7. Aug. 1748 zu Melk, studierte Musik und Theologie und trat 1766 in den Benediktinerorden. Er komponierte viele Instrumental- und Vokalwerke, lehrte dabei als Professor Moral, Kirchengeschichte und kanonisches Recht; auch versah er einen auswärtigen Pfarrdienst. Gleichzeitig galt er für einen der tüchtigsten Orgelspieler. Seit 1791 lebte er hauptsächlich in Wien, seit 1815 ausschließlich der Tonkunst. Er starb 8. Nov. 1833. Unter seinen Kompositionen, die unter einem starken Einflusse Mozarts stehen, sind sein Oratorium "Die Befreiung Jerusalems", ein großes Requiem, Klopstocks "Frühlingsfeier", mehrere Messen und 24 Psalmen für eine Singstimme hervorzuheben.

Stadl-Paura, Ort in Österreich, s. Lambach.

Stadskanal, holländ. Moorkanal, der sich an den deutschen Moorkanal Haren-Rütenbrock (s. Karte und Tabelle zum Artikel Fehn- und Moorkolonien, Bd. 6, S. 629 und 630) anschließt.

Stadt, in socialer Hinsicht der Gegensatz zum Land. Die Einteilung der Wohnorte in städtische und ländliche bietet insofern Schwierigkeiten, als die charakteristischen Merkmale nicht immer bestimmt hervortreten. Die ehemals die S. von der Dorf- und Landgemeinde unterscheidenden Merkmale sind jetzt zum großen Teil in Wegfall gekommen. Die Gräben, Thore, Mauern sind gefallen, und den ausschließlichen Besitz des Marktrechts und zunftmäßigen Gewerbebetriebes der S. hat die moderne Gesetzgebung ebenso beseitigt wie die meisten sonstigen Unterschiede zwischen der rechtlichen und wirtschaftlichen Stellung des Städters und des Landmanns. Die rechtliche Qualität eines Ortes als Stadtgemeinde kann hier nicht ausschließlich maßgebend sein, denn es giebt große Dörfer mit durchaus städtischem Charakter, wie z. B. die Vorstadtdörfer mancher Großstädte, und andererseits Orte mit Stadtrechten, welche nur wenige hundert Einwohner zählen und einen rein ländlichen Charakter tragen. Auch die in der Socialwissenschaft früher übliche Trennung von S. und Land je nach der vorwiegend gewerblichen oder landwirtschaftlichen Berufsthätigkeit der Ortseingesessenen ist gegenwärtig vielfach nicht mehr zutreffend, nachdem die Großgewerbe auf dem Lande immer ausgedehntere Verbreitung gefunden haben, und zwar sowohl infolge des Übergangs vieler hausindustrieller Gewerbszweige zur Großindustrie und des Aufblühens der technischen Nebengewerbs der Landwirtschaft, als auch namentlich infolge der Entwicklung des Transport- und Verkehrswesens, welches in Verbindung mit dem Vorteil der Benutzung billiger ländlicher Grundstückspreise und Arbeitskräfte zahllose industrielle Anlagen auch außerhalb der größern S. ins Leben gerufen hat. Die Statistik pflegt, nach franz. Vorgang, alle Orte mit einer Zahl von 2000 und mehr Einwohnern als S., alle kleinern Orte dagegen als zum Lande gehörig zu behandeln.

Gewisse Großgewerbe siedeln sich mit Vorliebe in den größeren Orten an. Schon die völlige Abhängigkeit des städtischen Lebensbedarfs von den auswärtigen Zufuhren, ferner Bauthätigkeit, Straßenunterhaltung und Straßenverkehr, das Beleuchtungswesen nebst den sonstigen specifisch städtischen Einrichtungen geben vielen Erwerbszweigen Beschäftigung. Als Sitz der mannigfachen Anstalten für Kunst und Wissenschaft, Unterrichtswesen, Wohlfahrts- und Vergnügungszwecke erwecken die S. in ihrer Bevölkerung materielle und geistige Bedürfnisse, welche dem Lande mehr oder weniger fremd sind. Ferner sind die Bewohner der S., als der Mittelpunkte des unter dem Druck scharfer Einzelkonkurrenz stehenden Verkehrs, den fortschrittlichen Ideenrichtungen und technischen Neuerungen günstiger als die mehr an den überlieferten Sitten und Gewohnheiten hängenden Landleute; neue Anregungen finden dort leichter Aufnahme und günstigern Boden für weitere Verbreitung. Die Armuts- und Sittlichkeitsverhältnisse sind hier von andern Faktoren beeinflußt und von andern Gesichtspunkten aus zu beurteilen als dort.

Was die demographischen Gegensätze anbetrifft, so ist den Unterschieden in der allgemeinen Heirats-, Geburten- und Sterbeziffer wegen der ungleichen natürlichen Zusammensetzung der Bevölkerung in S. und Land eine erhebliche Bedeutung nicht beizumessen; bei Berücksichtigung des Alters und Geschlechts der beiderseitigen Bevölkerung zeigt sich indessen unter anderm, daß die Sterblichkeit in den S. namentlich unter dem männlichen Geschlecht und aus den mittlern Altersstufen erheblich größer ist als auf dem Lande. Bezüglich der Alterszusammensetzung der Bevölkerung lehrt die Statistik, daß die mittlern Altersklassen in den städtischen Orten stärker besetzt sind als in den ländlichen, und daß der Anteil jener Klassen an der Gesamtbevölkerung mit der Größe der Orte steigt. So waren 1890 in Preußen von der Bevölkerung im Alter:

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Unter 20 Jahren Proz. 20-40 Jahre Proz. 40-60 Jahre Proz. Über 60 Jahre Proz. Zusammen Proz.

In den Stadtgemeinden 42,7 33,1 17,4 6,8 100

In den Landgemeinden 47,3 26,6 17,9 8,2 100

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Von der Bevölkerung des Deutschen Reichs standen 1890 im Alter:

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Unter 15 Jahren Proz. 15-40 Jahre Proz. 40-60 Jahre Proz. Über 60 Jahre Proz. Zusammen Proz.

In den Großstädten 29,2 47,4 17,7 5,7 100

In den Mittelstädten 32,1 45,0 16,9 6,0 100

In den Kleinstädten 34,5 41,7 17,0 6,8 100

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Die stärkere Vertretung der mittlern Altersklassen in den größern S. ist darauf zurückzuführen, daß